Nach der an selbstherrlicher Dekadenz kaum zu überbietenden WM-Auslosung der Fifa in Washington fand vor einer Woche in Kairo der Kongress der IHF (Internationale Handballföderation) statt.
Wer meint, die Welt der Handballer sei demütiger und ihre Funktionäre noch nicht derart wohlstandsverwahrlost wie die Fifa-Clique, der wird eines Besseren belehrt.
Der Kongress findet in Kairo statt. Und der Ägypter Hassan Moustafa denkt auch mit 81 Jahren kein bisschen an den Ruhestand. Und stellt sich erneut zur Wahl. Seine Kontrahenten aus Europa sind chancenlos. «Der Pharao», wie man Moustafa aufgrund seines autoritären Führungsstils und der immer wieder auftauchenden Korruptionsvorwürfe auch nennt, wird mit Glanz und Gloria wiedergewählt.
Mit Stimmen aus Afrika und Asien. Auch aus kleinen Ländern, die erst auf Druck von Moustafa Handballverbände gegründet haben. Und die dann Aufbauhilfen aus der Zentrale in Basel erhalten. Obwohl dieser Sport in ihrem Land keine Basis hat.
Entschädigungen als Schmiermittel
Entschädigungen vom Weltverband sind auch hier das Schmiermittel zur Wiederwahl. Da können die grossen europäischen Handballnationen nur ohnmächtig zuschauen. Moustafa ist seit 25 Jahren mit Teflon beschichtet. Auch die Staatsanwaltschaft von Basel musste vor Jahre ihr Strafverfahren wegen Korruption aus Mangel an Beweisen einstellen.
Nach dem WM-Final der Frauen 2021 hat Hassan Moustafa bei der Siegerehrung mit Vehemenz das Team aus Dänemark zu Silbermedaillengewinnerinnen erklärt. Die Konfusion in der Halle war gross. Vor allem bei den Französinnen, die unter den Augen von Moustafa kurz zuvor den Final gegen Norwegen verloren haben. Die richtigen Silbermedaillengewinnerinnen standen geschlossen fünf Meter hinter ihrem Verbandspräsidenten, der in seiner geistigen Umnachtung nur Kopfschütteln erntet.
Sich aber auch vier Jahre danach nicht von der Macht trennen will.
Funktionärskarrieren wirft man nicht hin. Da gibt es selbst bei den Handballern eine Aufwandsentschädigung von 1,3 Millionen für den Präsidenten, wie der «Spiegel» berichtet. Die steckt Hassan die nächsten vier Jahre noch in den Hosensack.
Volle Leidenschaft aus der Distanz
Ein faszinierendes Sportjahr ist zu Ende. Für die schauerlichen Abgründe im Sport sorgen meist die machtgierigen und schamlosen Funktionäre. Wird das alles besser? Darauf hat der britische Schriftsteller Aldous Huxley die Antwort: «Nichts bewahrt uns so gründlich vor Illusionen wie ein Blick in den Spiegel».
Trotz allem: Die wunderbaren Geschichten, die der Sport schreibt, haben auch 2025 überwogen. So wie das Märchen um den 15-jährigen Bauernsohn Cliver Huaman aus dem Süden Perus. Weil er Sportreporter werden will und sich zu Hause zu Übungszwecken schon fleissig als Kommentator versucht hat, reist er Ende November nach Lima. Er will ein Spiel der Copa Libertadores für seinen eigenen Kanal kommentieren.
Ins Stadion kommt er nicht. Da geht er auf einen Hügel, montiert das Handy auf einer Stange und kommentiert das Spiel aus Distanz. Derart leidenschaftlich und mitreissend, dass die Zahl seiner Follower bei Tiktok auf 1,8 Millionen ansteigt.
Der Junge wird gefeiert, wird zusammen mit seiner Familie vom peruanischen Staatspräsidenten empfangen.
Und er sorgt einige Wochen vor der Wahl des 81-jährigen Hassan Moustafa für ein märchenhaftes und tröstliches Kapitel Sportgeschichte im Jahr 2025.
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