Trainer-Legende Arno Ehret ist zurück im Geschäft
«Handball kann in der Schweiz die Nummer 3 werden»

Seit dem Rückrundenstart ist Arno Ehret (64) zurück auf der Handball-Bühne. Im Interview spricht der Trainerfuchs über seinen neuen Job bei den Kadetten Schaffhausen, unsere Nati und den Stellenwert des Handballs in der Schweiz.
Publiziert: 08.03.2018 um 16:55 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:09 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Arno Ehret versucht, den Liga-Krösus Kadetten Schaffhausen wieder auf Kurs zu bringen.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Christian Müller

Herr Ehret, warum tun Sie sich nach Ihrer erfolgreichen Karriere den Trainer-Job in Schaffhausen überhaupt noch an? Sie können doch nur verlieren.
Arno Ehret: In erste Linie habe ich das Amt übernommen, weil ich noch immer Spass am Trainer-Job habe. Ausserdem finde ich es eine herausfordernde Aufgabe, mit den Kadetten den erneuten Titelgewinn anzustreben.

In welchem Zustand war die Mannschaft, als Sie sie übernommen haben?
Das letzte halbe Jahr hat am Selbstvertrauen genagt. Die Mannschaft wirkte verunsichert.

Viel schwierigere Zeiten als die Kadetten machte zuletzt unsere Nati durch. Eine Auswirkung der schwachen Liga?
Die Liga war früher auch nicht besser. Entscheidend ist, dass die Schweiz 10-12 Spieler findet, die ein gewisses Talent besitzen und die bereit sind, einen Extra-Effort zu leisten. Ein junger Spieler muss beweisen, dass er hier dominieren kann, indem er aus 12 Aktionen 8 oder 9 Tore schiesst. Dann ist er auch für die Nati ein wertvoller Mann.  In der Breite gehört unsere Liga zu den besseren. Den letzten Schliff holen sich unsere Spieler dann in der Bundesliga.

Sehen Sie irgendwo einen nächsten Andy Schmid am Horizont?
Nein, das wäre vermessen. Aber ich sehe Spieler wie Maros, Rubin, Markovic, Meister oder Portner, die international wieder eine Rolle spielen können. Im Vergleich zu meiner letzten Nationalmannschaft hat die jetzige deutlich mehr Potenzial. Ich traue ihr den Sprung unter die besten Teams in Europa durchaus zu.

Andy Schmid debütierte unter Ehret in der Nationalmannschaft.
Foto: Benjamin Soland

Wie beurteilen sie die Bewerbung für die EM-Austragungen 2022 und 2024?
Das kann der Sportart einen Schub geben. Denn wir müssen ehrlich sein: Handball wird nur wahrgenommen, wenn die Nati wieder an einem grossen Turnier dabei ist. Da ist der Verband gefordert. Der Bewerbungszeitpunkt macht Sinn, weil die jetzige Mannschaft bis dann gereift sein sollte.

Können wir bzgl. Euphorie etwas von Deutschland lernen?
Vergleichen Sie mal, wie die Hallen gefüllt sind und wie «Sky» in die TV-Übertragungen investiert. Das sind ganz andere Welten. Aber: Auch Deutschland braucht die Nationalmannschaft, damit der Fussball nicht alles erdrückt. Die Sportart wird in der Schweiz nie das werden, was sie in Deutschland ist. Aber hinter Fussball und Eishockey kann Handball bei den Mannschaftssportarten wieder die klare Nummer 3 werden. Dazu muss man aber international dabei sein und Richtung Olympia schielen.

Hat sich ihre Handball-Philosophie in all den Jahren verändert?
Gesetzmässigkeiten wie Disziplin, klare Strukturen und Rollenverteilungen werden immer die Grundlagen zum Erfolg sein. Das taktische Repertoire und die Anforderungen an die Spieler bzgl. Schnelligkeit, Dynamik, individueller Entscheidungsfähigkeit sind aber viel grösser geworden.

Wie haben sich die Handballer als Personen verändert?
Die Autorität des Trainers war früher viel selbstverständlicher als heute. Die Ansprüche der Spieler sind höher geworden. Das ist legitim und richtig. Mein Ziel ist es, eine Mannschaft führen, die immer unabhängiger von mir wird.

*****

Das ist Arno Ehret

Der 64-Jährige Deutsche wurde 1978 als Spieler mit der BRD Weltmeister. Danach war Ehret Nationaltrainer Deutschlands und zwei Mal der Schweiz (4. WM-Rang 1993). Zudem trainierte er mehrere Bundesliga- und NLA-Klubs. Heute arbeitet Ehret als Berater für Coaching, Führung und Teamentwicklung. Während der aktuellen Finalrunde und den Ende März beginnenden Playoffs trainiert Arno Ehret die Kadetten Schaffhausen. 

Handball live auf RED+

RED+ bietet mit dem kostenpflichtigen GAMEPASS alle Spiele der QHL, SPL1, NLB, Nachwuchs-Elite und mehr im live und re-live an. Ob Hauptrunde, Playoffs oder Auf-/Abstieg – du bist überall dabei! 

RED+ bietet mit dem kostenpflichtigen GAMEPASS alle Spiele der QHL, SPL1, NLB, Nachwuchs-Elite und mehr im live und re-live an. Ob Hauptrunde, Playoffs oder Auf-/Abstieg – du bist überall dabei! 

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?