Noch in den 90ern gabs in der Schweiz internationale Topstars wie den koreanischen Welthandballer Jae-won Kang (GC, Pfadi Winterthur) oder den kroatischen Olympiagold-Captain Goran Perkovac (Borba Luzern, Suhr, Pfadi) zu bewundern.
Diese Zeiten sind inzwischen vorbei. Und doch sorgen hin und wieder Ausländer aus unserer Liga an grossen Turnieren für Furore.
So etwa Joao Ferraz: Der Linkshänder vom HSC Suhr Aarau war Teil der grössten Sensation der EM im Januar, als er mit Portugal die Franzosen um Superstar Nikola Karabatic in die Knie zwang. «In unserer Gruppe rechneten alle mit den Norwegern und den Franzosen. Aber wir hatten eine super Turniervorbereitung und deshalb keine Angst vor grossen Namen», sagt Ferraz.
Das portugiesische EM-Märchen fand nach dem Auftakt-Coup mit Siegen gegen Bosnien, Schweden und Ungarn seine Fortsetzung. Am Ende gabs für Portugal bei der ersten Turnierteilnahme nach 14 Jahren den sechsten Platz. «Dank Porto und Sporting können viele Portugiesen in der Champions League Erfahrung sammeln», erklärt Ferraz die Erfolgsgründe.
In Wetzlar kaum noch gespielt
Trotz dieser Visitenkarte unterschreibt der Linkshänder beim international unbekannten HSC Suhr Aarau einen Vertrag bis 2023. Wieso? «Ich habe zuletzt in der Bundesliga wenig gespielt. Hier in Suhr geniesse ich viel mehr Vertrauen», sagt Ferraz, der im Herbst als Leihspieler mit seiner Frau und dem damals achtmonatigen Söhnchen aus dem hessischen Wetzlar in den Aargau kam. Weil zwei seiner Brüder ebenfalls in der Schweiz leben, fiel ihm die Integration leicht.
Und wie gefällt ihm das handballerische Niveau? «Die Liga würde von mehr Profis schon profitieren – auch bei den Schiris», schmunzelt Ferraz, der mit fast sechs Toren pro Spiel zu den Schlüsselspielern des Tabellensechsten gehört. «Aber ich bin sowieso hier, um einen Titel zu gewinnen.»
Die erste Chance bietet sich Mitte März im Cupfinal gegen die Kadetten. Dass ihm der Meister besonders gut liegt, hat er zuletzt in der Meisterschaft mit neun Toren bewiesen.