Pfadi Winterthur gehts finanziell schlecht. So schlecht, dass bis Ende März 2019 ganze 400'000 Franken her müssen. Kommt das Geld nicht rechtzeitig, droht die Auflösung des 1938 gegründeten Traditionsklubs. (Mehr dazu hier)
Ein Schock für die Handball-Schweiz! Mathias Schlageter vom Schweizerischen Handball-Verband zu BLICK: «Der Betrag überrascht in dieser Höhe. Das ist schlimmer als erwartet.»
Ein Verein solch illustrer Vergangenheit steht am Abgrund. Der Schweizer Handball hats schwierig. Als Randsportart fehlen oft Sponsoren, obwohl Potenzial vorhanden wäre. Von der Causa Pfadi auf alle Schweizer Klubs zu schliessen, wäre falsch. «Man muss das immer individuell betrachten», so Schlageter.
In Bern beispielsweise floriert das Handball-Geschäft. Der BSV Bern vermeldet erst letzte Woche, dass in der neu gebauten Arena die Zuschauerzahlen steigen. «Wir können unser Produkt besser vermarkten. Wir haben höheren Einnahmen im Bereich der Zuschauer und der Gastro», sagt BSV-Geschäftsführer Patrice Hitz.
Um nicht wie vor rund 20 Jahren nicht in ein finanzielles Tief zu geraten, leben die Berner nach einem bestimmten Credo, sagt Hitz: «Wir geben nur das aus, was wir auch einnehmen. Aber auch wir müssen um jeden Franken kämpfen.»
Otmar wendete Pleite vor 10 Jahren ab
Auch dem TSV St. Otmar St. Gallen gehts wieder gut. Wieder, weil der Klub vor 10 Jahren selbst kurz vor dem Konkurs stand, diesen aber in letzter Sekunde mit einer Gönnervereinigung abwenden konnte. Otmar-Präsident Hans Wey sieht das Problem der Sponsoren-Beschaffung: «Die Suche ist immer eine Challenge. Nicht nur im Handball. Es herrscht eine generelle Zurückhaltung.»
Helfen kann dabei die TV-Übertragung. MySports zeigt in dieser Saison rund 20 Spiele live. Handball also auf dem Vormarsch? «Das ist ein bewusster Weg der Liga, um den Sport wieder populärer zu machen», sagt Wey. Zu Pfadi Winterthur meint er: «Eine beunruhigende Sache. Die Liga muss breiter abgestützt werden, um für potenzielle Geldgeber interessant zu werden.»
Keine Lizenzierung im Handball
Für den SHV ist Pfadi Winterthur ein Alarm. Das Beispiel kann als Stein des Anstosses wirken, um ein Kontroll-Tool aufzubauen. «Um genau solche Fälle früher antizipieren zu können», sagt Schlageter vom Verband. Denn dem SHV hat keine Übersicht, wie es finanziell um die Vereine steht, da es kein Lizenzierung gibt.
Der SHV tritt nun zeitnah an Pfadi heran, um die Bedürfnisse zu klären. Um zu verhindern, dass ein solch grosser Verein Pleite macht. Gute Neuigkeiten gibts aus Winterthur bereits: Eine Woche nach Start der Kampagne sind 100'000 Franken zusammen.