Iwan Ursic
Zurück aus dem Paradies

Iwan Ursic (31), Captain der Schweizer Handball-Nati, wurde in seinem letzten Spiel für den HSV von über 12'000 Fans gefeiert. Ende Woche kehrt er in die Schweiz zurück.
Publiziert: 20.05.2008 um 19:35 Uhr
|
Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:55 Uhr
Von Marcel Hauck aus Hamburg

Nach vier Jahren in der deutschen Bundesliga kehrt Iwan Ursic in die Schweiz zurück. Mit einem weinenden Auge und nicht ganz freiwillig. Im Dezember eröffnete ihm sein Arbeitgeber, dass mit dem Schweden Nicklas Grundsten ein neuer Kreisläufer verpflichtet und in der Saison 2008/09 nicht mehr mit dem Schweizer geplant werde. Ein Abschied im Zorn ist es jedoch nicht.

«Ich habe hier in Hamburg Superfreunde und Mannschaftskameraden gefunden», schwärmt Ursic. Den Respekt musste er sich jedoch hart erarbeiten, als er im Sommer 2004 von Pfadi Winterthur nach Nordhorn an der deutsch-holländischen Grenze gewechselt hatte. «Ich war natürlich schon der kleine Schweizer, der da kommt», sagt Ursic und lächelt. «Ich habe mich dann aber schnell durchgesetzt.» Nach zwei Saisons wechselte er zum Grossklub HSV, mit dem er auf Anhieb den Europapokal der Cupsieger gewann. Dieses Jahr erreichten die Hamburger die Halbfinals der Champions League und sicherten sich mit Platz drei in der heimischen Meisterschaft erneut einen Platz im Europacup.

«Die sportlichen Erfolge haben eine grosse Begeisterung in der Stadt ausgelöst», stellt der gebürtige Solothurner fest. Sie hätten mittlerweile die Eishockeyaner der Hamburg Freezers überholt und seien in der Medienhauptstadt Deutschlands hinter den Fussballern die Nummer zwei in der Beliebtheitsskala.

Selbst grosse Boulevardzeitungen wie «Bild» verabschiedeten Ursic in der Samstagausgabe mit einem herzlichen «Uf weder luege!». Über 12000 Zuschauer taten am Samstag in der Color Line Arena dasselbe.

Grosse Umstellung

«Wir hätten gerne noch ein, zwei Jahre in Hamburg angehängt», sagen Ursic und Freundin Bigna Knecht. Er habe sich auch menschlich weiterentwickelt im Norden Deutschlands, sei «etwas lockerer» (Ursic) und «selbständiger» (Knecht) geworden. Nicht zuletzt sei Hamburg eine «Stadt mit vielen schönen Flecklein», angenehmen Leuten und viel Lebensqualität.

Diese finden die beiden auch in Zürich, wohin sie nun zurückkehren. Ansonsten wird die Umstellung jedoch gross sein. Vom Handballparadies Deutschland mit der stärksten Liga der Welt zurück in die sportliche Provinz Schweiz. Klar, dass für Ursic nur der Klassenprimus Kadetten Schaffhausen GCZ in Frage kam. «Sie haben sich sehr früh um mich bemüht», erklärt der dreifache Schweizer Meister (einmal mit Pfadi, zweimal mit dem TV Suhr). Ausserdem habe der Verein Ambitionen und sei ebenfalls in der Champions League dabei.

Wenig Zuschauer und gegen Amateure

Dennoch weiss Ursic, dass er nicht mehr vor 12000, sondern meist vor einigen Hundert Zuschauern und zumeist gegen Amateure und Halbprofis spielen wird. Ursic beklagt das mangelnde Interesse in den Medien, hofft aber, dass mit den Übertragungen des Schweizer Sportfernsehens ein vielversprechender Anfang gemacht ist. «Das Gefälle zwischen Deutschland und der Schweiz ist aber schon gross, grösser als zum Beispiel im Fussball», ist sich der stämmige 98-Kilo-Brocken (bei 1,92 m Körpergrösse) bewusst. Dies dürfte das Nationalteam in Bälde in den WM-Qualifikationsspielen gegen Vizeweltmeister Polen zu spüren bekommen.

Gründe für die Unterschiede sieht Iwan Ursic einige. «In Deutschland wird bereits in den Schulen viel Handball gespielt.» Und am wichtigsten: «Die Spieler müssen mit Handball Geld verdienen können.» In Deutschland ist dies möglich, in der Schweiz in den seltensten Fällen. «Dann kommen gute Ausländer in die Liga, das Trainingsniveau steigt, und alle profitieren.»

Ein paar Vorteile hat die Rückkehr in die Schweiz auch für Ursic. «In Hamburg am meisten vermisst haben wir unsere Familien», sagt er. Ausserdem wird er nun langsam den Einstieg ins Berufsleben für die Zeit nach dem Handball wagen. Über die Internetseite nuvio.ch vertreibt er im Auftrag seines Hamburger Teamkollegen Heiko Grimm Nahrungsergänzungs-
mittel.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Die Schweiz ist krasser Aussenseiter
Das Los meinte es nicht gut mit den Schweizer Handballern: Im Playoff um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2009 in Kroatien trifft die Mannschaft von Coach Dragan Djukic auf Polen.

Die Osteuropäer verloren an der letzten WM erst im Final gegen Gastgeber Deutschland.

«Das ist nicht gerade unser Wunschlos», sagt Captain Iwan Ursic. Die Namensliste der Polen zeige, dass die besten zehn Spieler allesamt bei europäischen Spitzenvereinen engagiert seien. Dennoch: «Es muss immer zuerst gespielt werden.» Die Schweizer treten zuerst in Polen an, das Rückspiel findet in der St. Galler Kreuzbleiche-Halle statt. Ein Scheitern wäre kein Novum: Seit der letzten Teilnahme 1995 haben die Schweizer die WM-Endrunde sechsmal in Folge verpasst.
Das Los meinte es nicht gut mit den Schweizer Handballern: Im Playoff um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2009 in Kroatien trifft die Mannschaft von Coach Dragan Djukic auf Polen.

Die Osteuropäer verloren an der letzten WM erst im Final gegen Gastgeber Deutschland.

«Das ist nicht gerade unser Wunschlos», sagt Captain Iwan Ursic. Die Namensliste der Polen zeige, dass die besten zehn Spieler allesamt bei europäischen Spitzenvereinen engagiert seien. Dennoch: «Es muss immer zuerst gespielt werden.» Die Schweizer treten zuerst in Polen an, das Rückspiel findet in der St. Galler Kreuzbleiche-Halle statt. Ein Scheitern wäre kein Novum: Seit der letzten Teilnahme 1995 haben die Schweizer die WM-Endrunde sechsmal in Folge verpasst.
WM-Qualifikation
Sonntag, 8. Juni, 13.40 Uhr
Polen – Schweiz in Kielce
(Live auf Star TV)

Samstag, 14. Juni, 16.30 Uhr
Schweiz – Polen in St. Gallen
(Live auf Star TV)
Sonntag, 8. Juni, 13.40 Uhr
Polen – Schweiz in Kielce
(Live auf Star TV)

Samstag, 14. Juni, 16.30 Uhr
Schweiz – Polen in St. Gallen
(Live auf Star TV)
Fehler gefunden? Jetzt melden