Eigentlich wollte St. Otmar im Schweizer Handball wieder ganz oben angreifen: Mit dem Österreicher Robert Weber, dem Deutschen Jens Schöngarth und dem Slowenen Primoz Prost sollten drei namhafte Bundesliga-Profis nächste Saison die St. Galler verstärken. Anfangs März wurden die Verträge unterschrieben.
Anstatt den Vollzug auch offiziell zu vermelden, teilt der Klub vor einer Woche mit, dass die Deals geplatzt seien. Im gleichen Schreiben verkündet Otmar zudem die Trennung von Beat Kaiser, der als Sportchef die Transfers eingefädelt hatte.
«Wir können und wollen uns die drei Spieler aus finanziellen Gründen nicht leisten», sagt Otmar-Präsident Hans Wey zur «NZZ». Die existierenden Verträge seien nicht rechtskräftig, weil sie nur von Ex-Sportchef Kaiser unterschrieben seien. «In unseren Statuten steht, dass ein Vertrag nur mit Kollektivunterschrift gültig ist», erklärt Wey. Pikant: Wie Schöngarths Spielerberater Markus Becker zu den «Stuttgarter Nachrichten» sagt, sei Präsident Wey bei den Verhandlungen persönlich anwesend gewesen.
Die drei Spieler gingen deshalb fix von einer Zukunft in St. Gallen aus. Sie fühlen sich nun hintergangen und haben ihre Anwälte eingeschaltet. «Mein Haus hier in Magdeburg ist längst verkauft», sagt Robert Weber. «Der Umzug nach St. Gallen war inklusive Wohnung organisiert. Jetzt muss ich mit meiner Familie in ein Hotel ziehen.»
Besonders bitter für Weber: Mitte Mai noch einen neuen Klub zu finden, dürfte selbst für einen Ex-Torschützenkönig aus der Bundesliga schwierig werden. Wer bei Otmar fürs Transfer-Chaos verantwortlich ist, interessiert Weber nicht. Er sagt aber: «Ich will dafür entschädigt werden. Das ist doch hier kein Menschenhandel. Wir Spieler sind keine Ware, die man einfach so zurückgibt.»
Präsident Wey wollte sich gegenüber BLICK nicht äussern. Ex-Sportchef Kaiser ist seit Tagen abgetaucht.