Wildwest in der 4.-Liga
Polizei-Eskorte und Schläge für Schiedsrichter

Weil das Aufstiegsspiel des FC Netstal gegen den FC Haag vom Schiedsrichter abgebrochen wurde, prügelten sich die Zuschauer. Und die Spieler machten mit. Netstal wird per sofort von der Meisterschaft ausgeschlossen.
Publiziert: 11.06.2013 um 14:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:38 Uhr
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Von Barbara Lanz und Sébastian Lavoyer

Samstag, 8. Juni, Sportplatz Wiggis im Kanton Glarus. Der Tabellenleader FC Haag tritt gegen den FC Netstal an, es geht um viel. Gewinnen die Haager, steigen sie in die 3. Liga auf. Doch dazu kommt es nicht, das Spiel wird nach einer Stunde abgebrochen - nachdem es für Netstal gleich 5 (!) Rote Karten innert fünf Minuten hagelt.

Der junge Schiri sei überfordert gewesen, heisst es am Montag im Spielbericht in der Zeitung «Südostschweiz».

Bei Blick.ch meldeten sich jetzt aber Zuschauer, die eine ganz andere Geschichte erzählen: Die Spieler des FC Netstal hätten den Schiedsrichter bedroht, Spieler seien von der Spielerbank aufs Feld gestürmt. «Als der Schiri nach dem Spielabbruch in die Kabine gehen wollte, kassierte er einen Faustschlag ins Gesicht», sagt Zuschauer P.H., der anonym bleiben will.

Sportchef Edgar Schmid vom FC Haag bestätigt die Tätlichkeit am Schiedsrichter: «Wir haben die Polizei gerufen, damit der Schiri Schutz bekommt.»

Während der Ref von der Polizei eskortiert wird, hören die Tumulte auf dem Platz aber nicht auf. Haags Assistenztrainer will die Chaoten zum Gehen bewegen und wird niedergeschlagen. «Ich habe gesehen, wie er am Boden lag und die Leute ihn weiter getreten haben», sagt Schmid.

Auch P.H. beobachtet die Szene und ergänzt: «Die Spieler vom FC Netstal rannten dann im Tüchli aus der Garderobe, die Spieler vom FC Haag liessen sich aber nicht provozieren.»

Beim FC Netstal klingt es indes anders. Präsident Hans Flisch geht davon aus, dass beide Parteien schuldig sind. «Egal, wer es angezettelt hat, es wird für die Beteiligten Konsequenzen haben», sagt er.

Mittlerweile ist ein 8989-Leservideo aufgetaucht, das zeigt, wie der Assistenztrainer von Haag die Nerven verliert und einem Zuschauer das Handy aus der Hand schlägt (siehe oben).

Tabellenleader FC Haag hat inzwischen eine Stellungnahme im Internet veröffentlicht, der FC Netstal hat einen ersten Spielbericht vom Sonntag wieder gelöscht, mittlerweile aber ebenfalls eine Stellungnahme publiziert. Mehrere Beteiligte prüfen rechtliche Schritte.

Für den FC Haag ist klar, dass die Partie mit einem 3:0-Forfaitsieg zu ihren Gunsten gewertet werden muss. Es kommt aber noch viel drastischer: Der FC Netstal wird per sofort aus der laufenden Meisterschaft ausgeschlossen. Dies bestätigt der Ostschweizer Fussballverband auf Anfrage.

Mit diesem harten Urteil reagiert der Fussballverband auf die Vorfälle vom Samstag. Der Verband begründet seinen Entscheid damit, dass der FC Netstal die Sicherheit bei den Meisterschaftsspielen nicht garantieren könne. Die Begründung des Urteils steht noch aus.

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