In seiner Zeit als Sicherheitschef der Grasshoppers pflegte Peter Landolt eigentümliche Massnahmen zur Gewaltprävention. Er veranstaltete 2002 und 2003 Striptease-Partys für Hooligans aus der rechten Szene. In diesem Zusammenhang sagte er gegenüber BLICK, der Klub sei über seine Aktivitäten informiert gewesen.
Peter Widmer, bis 2003 GC-Präsident und damit oberster Vorgesetzter von Landolt, widerspricht dieser Aussage: «Wir haben uns in dieser Zeit intensiv mit diversen Fanprojekten beschäftigt. Landolt hat sich sehr engagiert. Doch wilde Orgien hätte ich sicher nicht toleriert. Das hat nichts mit Fussball zu tun.»
Grenze des guten Geschmacks
Um Fussball geht es in dieser Geschichte aber ohnehin nur in zweiter Linie, vielmehr um die Grenze des guten Geschmacks und um die Glaubwürdigkeit eines Funktionärs, der mittlerweile den Status eines städtischen Beamten besitzt.
Landolt behauptet nämlich: «Ich habe im neuen Letzigrund nie Tickets an Fans mit Stadionverbot verteilt.» BLICK hingegen liegen (unabhängige) Aussagen aus dem GC- und FCZ-Lager vor, die auf das Gegenteil hindeuten.
Freiticket für Hooligans
GC-Fan T. H.* sagt beispielsweise: «Landolt hat in dieser Saison vor dem Spiel GC-Sion Gratistickets an Fans mit Stadionverbot verteilt». Aus FCZ-Kreisen wird dies bestätigt: «An den Derbys im alten Hardturm sind alle Hooligans immer gratis ins Stadion gekommen. Ich hatte Stadionverbot, aber bezahlen musste ich trotzdem nie.
Auch im neuen Letzigrund ist das nicht anders. Ich hatte immer das Gefühl, dass Landolt auf uns steht. Es kam auch regelmässig vor, dass er uns gezielt Informationen über den Aufenthaltsort von gegnerischen Fans gegeben und so die Schlachten erst ermöglicht hat», sagt P. M.*
Während Landolt für eine Stellungnahme am Dienstag nicht erreichbar war, verweist man am Sitz der Swiss Fooball League auf die ordentliche Sitzung vom Freitag: «Wir werden innerhalb des Komitees über die Angelegenheit beraten. Dass Fans trotz Stadionverbot zu Spielen zugelassen werden, ist im Normalfall nicht im Sinn der Sache», so Kommunikationschef Roger Müller.
«Round Table» statt «Table Dance»
Fest steht: Bezüglich «Fan-Arbeit» hat Peter Landolt die Grenze des Vertretbaren offensichtlich überschritten.
Und wie handhabt der FC Zürich, als Mieter im Letzigrund ebenfalls im intensiven Kontakt mit Landolt, den Umgang mit den Fans?
Martin Guglielmetti, Sicherheitsverantwortlicher und VR-Mitglied des Stadtklubs: «Wir pflegen einen sachlichen und professionellen Umgang mit den Fans. Gibt es Probleme, treffen wir uns mit Vertretern an einem runden Tisch.» – «Round Table» statt «Table Dance», könnte man sagen.