Vom Auto-Mech zum Bundesliga-Trainer
Überflieger Martin Schmidt

Ein ehemaliger DTM-Mechaniker aus dem Wallis soll den Mainzer Wagen wieder flott bekommen.
Publiziert: 12.05.2015 um 22:41 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:37 Uhr
Von Andreas Böni

Es ist ein Märchen, das Martin Schmidt (47) gerade lebt. Als Fussballer schafft er es mit Naters in die Nati B. Als Trainer arbeitet er beim 2.-Ligisten Raron und den Reserven von Thun und Mainz. Nun ist er Chef-Trainer des Bundesligisten von Mainz 05.

Doch wer ist dieser Schmidt? Mit 27 hört er als Fussballer nach 7 (!) Kreuzbandrissen auf. Beim Skifahren bricht er sich zwei Halswirbel, kommt mit Lähmungserscheinungen ins Spital. Er leitet eine Textilfirma in Brig VS – und arbeitet mit Autos. Schmidt: «Es geht bei mir immer um Leidenschaft. Früher waren das Autos und PS. Mit 15 wurde ich Automechaniker. Dann war ich Renn-Mechaniker in der DTM und 10 Jahre selbstständig im Bereich Tuning.»

Mit 33 will er Trainer werden. Die Uefa-Pro-Lizenz schliesst er 2014 ab. Mit GC-Sportchef Axel Thoma, bei dem Schmidt neben Pierluigi Tami auf der Liste stand.

Nun ists Mainz statt GC. Platz 14 in der Bundesliga. «Zügel los und Vollgas», sagt Schmidt in der Autosprache. Der Mann ist heiser vom Spiel der U23 am Freitag gegen Dortmund. «Das Training mit den Profis am Morgen hat mir den Rest ge­geben», sagt Schmidt und trinkt ein Schlückchen Tee.

Vor 5 Jahren ist es Mainz-Trainer Thomas Tuchel, der Schmidt holt. Der ihn heiss macht. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Thomas mich nicht mit seinem Fussball-Fieber angesteckt hätte.»

Tuchel hatte mit der Reserve von Mainz gegen Thuns U21 gespielt. «Wir reisten mit einem Teambus und einem kompletten Trainerstab an, auf der anderen Seite war Martin bei seiner U21 für alles verantwortlich. Das hat mir – neben seiner Art, wie offensiv er sein Team agieren liess – Eindruck gemacht», sagte Tuchel dem «Walliser Boten».

Schmidt fühlt sich heute schon als halber Mainzer: «Ich spüre eine Vertrautheit hier in der Arena, auf dem Trainingsplatz, in der Mannschaft und mit der Stadt. Ich fühle mich wohl, gehe in Kneipen und lese hier die Zeitung. Ich versuche, hier im Umfeld zu leben, und versuche, das mitzubringen.»

Seine Schlagworte: Emotionalität. Feuer. Dem Gegner weh tun. «Die Leidenschaft versuche ich jeden Tag, den Spielern zu vermitteln. Bei den Jüngeren war das einfacher, weil die alles geglaubt haben», sagt er lachend. Am Samstag gibt er gegen Frankfurt sein Debüt. Ob der Mainzer Motor im Derby dann schon nicht mehr stottert?

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