Blick: Herr Lüthi, brauchen Sie Nastücher?
Markus Lüthi: Nein, weshalb?
Wegen dem Geflenne.
Ach so, nein! Aber die Solidarität hat mich sehr berührt. Stand heute haben wir 350'000 Franken reingeholt sowie weitere Zusagen in sechsstelliger Höhe.
Die Leute nervt es doch, wenn Sie dauernd betteln.
Ich verstehe, wenn manche Leute es so sehen. Aber einmal haben wir uns beklagt, weil die Strukturen beim Stadionkonstrukt falsch waren. Das zweite Mal, weil die Stadionmiete nicht stimmte. Jetzt brauchen wir bis Dezember eine Million. Sonst müssen wir die Lichter löschen!
Vor kurzem wollte eine indische Familie in Thun investieren. Woran scheiterte das Engagement?
Sie wollten Mittel für Transfers und die sportliche Entwicklung bereitstellen, doch es gab weitere europäische Klubs. Schliesslich haben sie sich gegen uns entschieden – vielleicht auch, weil wir damals Letzter waren.
Warum verkauften Sie den Klub nicht an die Inder?
Dies ist nicht unsere Philosophie, wir vertreten gewisse Ideale. Ausserdem kann ein Verkauf nur durch die Aktionäre an der GV beschlossen werden.
Kann denn überhaupt ein Profiklub im Berner Oberland überleben?
Davon bin ich überzeugt. Wenn ab nächstem Jahr die neuen TV-Verträge in Kraft treten, bezahlen wir mit der zusätzlichen Million die Stadionmiete. Doch davor brauchen wir unbedingt eine Million bis Ende 2016 und weitere 500'000 bis Juni 2017. Relevant ist das Darlehen der Stadt Thun (rund 500'000; Anm. d. Red). Sonst ist Schluss!
Soll der Steuerzahler Profifussball unterstützen?
Es handelt sich um ein Darlehen, und der FC Thun ist seinen finanziellen Verpflichtungen immer nachgekommen. Man kann auch fragen: Brauchen
wir Schifffahrt, Handballklub, Stadtfest, sprich alles Kulturelle? Oder wollen wir einfach arbeiten und am Abend vor dem TV ein Bier trinken?
Was, wenn Thun absteigt?
Es ist unser sportlicher Ehrgeiz, dass dies nicht passiert. Ein Abstieg wäre das Aus. Wir könnten unser Stadion in der Challenge League nicht mehr unterhalten.
Sie sind Unternehmer – warum investieren Sie nicht selber?
Ich leiste meinen wirtschaftlichen Beitrag, aber ich allein kann den Verein nicht retten.