Tabubruch bei Rot-Blau
FCB stellt Mitglieder vor heikle Wahl

300'000 Franken auf den Tisch legen oder 15 Prozent weniger Aktien: So lautet die Forderung der FCB-Führung um David Degen an die Vereinsmitglieder.
Publiziert: 18.01.2023 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2023 um 16:49 Uhr
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Sebastian WendelReporter Fussball

Weil entgegen der Ankündigung von Präsident David Degen im Dezember («knappe schwarze Null») der Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG für das Geschäftsjahr 2022 einen Verlust in 1,2 Millionen Franken erwartet, stellen die Hauptaktionäre die Vereinsmitglieder vor die Wahl: Entweder der Verein steuert bis zum 10. Februar anteilsmässig 300'000 Franken zur Deckung des Verlusts bei. Oder er besitzt künftig nur noch 10 statt wie bisher 25 Prozent der Aktien.

«Erpressung ist es nicht», sagt Vereinspräsident Reto Baumgartner zu Blick, «aber das Vorgehen sorgt für Stirnrunzeln.» Grundsätzlich sei es legitim, von jedem Aktieninhaber den Anteil zur Verlustdeckung einzufordern. Doch einerseits sei der Zeitplan sportlich: «Unser Kontostand gibt die 300'000 Franken nicht her», so Baumgartner.

Anderseits galt es bislang als Tabu, den Verein zum Zweck der Verlustdeckung anzuzapfen. Das geschah in der Vergangenheit durch Zuschüsse aus dem Eigenkapital der übergeordneten FCB Holding AG oder – Stichwort Gigi Oeri – durch Mäzenatentum.

Ende 2022 kündigte David Degen für den FCB eine «knappe schwarze Null» an, jetzt gibts doch 1,2 Millionen Verlust für das Geschäftsjahr 2022.
Foto: keystone-sda.ch
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Folgt der Verkauf von FCB-Aktien?

Das Holding-Kapital von einst 77 Millionen wurde seit 2017 aufgebraucht. Doch mit Ursula Rey-Krayer, ihrem Ehemann Andreas Rey und Dan Holzmann hat Degen Mitstreiter in den Verwaltungsräten von AG und Holding, mit denen er 75 Prozent der AG kontrolliert und für die 300'000 Franken, gemessen an ihrem Vermögen, ein Pappenstiel sind.

Das FCB-Konstrukt

Dach des FCB-Konstrukts ist die FCB Holding AG. Sie ist im Besitz der Grossaktionäre David Degen, Ursula Rey-Krayer, Andreas Rey und Dan Holzmann. Die Holding besitzt 75 Prozent der Aktien der FC Basel 1893 AG, in der die Profiabteilung, der Nachwuchs (U15-U21) und die Geschäftsstelle angesiedelt sind. Die restlichen 25 Prozent der AG besitzt der Verein FC Basel 1893. AG und Verein haben je ein Vorkaufsrecht für die Aktien der anderen Partei. wen

Dach des FCB-Konstrukts ist die FCB Holding AG. Sie ist im Besitz der Grossaktionäre David Degen, Ursula Rey-Krayer, Andreas Rey und Dan Holzmann. Die Holding besitzt 75 Prozent der Aktien der FC Basel 1893 AG, in der die Profiabteilung, der Nachwuchs (U15-U21) und die Geschäftsstelle angesiedelt sind. Die restlichen 25 Prozent der AG besitzt der Verein FC Basel 1893. AG und Verein haben je ein Vorkaufsrecht für die Aktien der anderen Partei. wen

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Darum stellt sich die Frage: Was steckt wirklich hinter der Drohung von Degen und Co.? Ohne hohe Transfer- und Europacup-Einnahmen ist in Zukunft mit Verlusten zu rechnen, die deutlich höher ausfallen als die aktuellen 1,2 Millionen. Eine Theorie lautet deshalb, die Verwaltungsräte bereiten den Verkauf ihrer Aktien vor: Indem sie auf die Zahlungsunfähigkeit des Vereins spekulieren, um das eigene Aktienpaket auf 90 Prozent zu erhöhen, was wiederum attraktiver für mögliche externe Käufer wäre.

Emotionale GV erwartet

Die Rückmeldungen, die Baumgartner von einem Teil der rund 8000 Vereinsmitglieder erhalten hat, reichen von «klar helfen wir» bis zu deutlicher Ablehnung. Die ausserordentliche Generalversammlung des Vereins am 7. Februar dürfte emotional werden. Baumgartner hofft, dass die Stimmberechtigten dem Aufruf des Vorstands folgen werden, die 300'000 Franken durch Erhöhung der Mitgliederbeiträge oder durch ein Fundraising zu zahlen. «Weil es wichtig ist, dass der Verein im ganzen Konstrukt weiterhin eine starke Stimme hat.» Pikant: Weil bereits drei Tage nach der GV die Zahlungsfrist abläuft, muss Baumgartner im Voraus ein 300'000-Franken-Darlehen bei Privatpersonen oder Firmen auftreiben.

Der FCB wollte sich am Mittwoch nicht äussern, kündigte aber eine baldige Stellungnahme an.

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