Welch bitteres Ende des ersten Spiels von Patrick Rahmen (56) nach seiner Rückkehr auf die Schützenwiese. Nach einer frühen 2:0-Führung überwindet sein Team Stromausfälle und rettet nach einem Penalty-Gegentreffer ein 2:1 bis in die Nachspielzeit.
Und dann? Hält Ciganiks den Ball auf der Seitenlinie gerade noch im Spiel, spediert ihn in den Winti-Strafraum – und plötzlich fällt das Eigentor! Diaby springt der Ball von der Brust ins Netz. Sieg weg. Trübe Stimmung im Regen von Winterthur trotz eines ersten Punkts unter Rahmen.
Schon in der 13. Minute stehts 1:0. In der 22. Minute fällt das 2:0 für Winterthur. Was nur ist nach dem Trainerwechsel von Forte zu Rahmen mit Winti passiert? Rahmens Einfluss ist auf der durchnässten Schützenwiese taktisch in der 4-2-3-1-Formation ohne Verzögerung spürbar. Zuffi schirmt zusammen mit Jankewitz die flexible Viererabwehr mit Patron Martins smart ab.
Und gegen vorne tritt der Ex-U17-Weltmeister Pajtim Kasami als kraftvoller Spielmacher auf. Dass er beim dritten Saisontor von Solo-Stürmer Hunziker in der 13. Minute beteiligt war, ist kein Zufall. Schon in den Szenen zuvor hinterlässt Kasami einen vorzüglichen Eindruck. Zur Halbzeit hat er drei Torschüsse abgegeben – so viele wie alle Luzerner zusammen.
Die Halbzeitpause fällt dann länger als gewöhnlich aus. Wegen eines Stromausfalls muss Schiri San mit dem Wiederanpfiff zuwarten. Das zieht Winti nicht gerade den Stecker, nimmt aber dem Heimteam den Wind aus den Segeln. Mit der Auswechslung von Spielmacher und Ballverwalter Pajtim Kasami büsst Winterthur ebenfalls an Substanz ein.
Luzern weiss das auszunutzen. In der 65. Minute erzielt Grbic für die Gäste vom Punkt den Anschlusstreffer. Ab da steht Luzern unter Strom – und vermiest dann in extremis den Winterthurern den ersten Sieg überhaupt in dieser Saison.
13. Minute, Andrin Hunziker, 1:0. Nach einer gefährlich getretenen Schneider-Ecke bringt Luzern den Ball nicht weg. Das Leder flippert hin und her, bis Andrin Hunziker goldrichtig steht und das 1:0 erzielt.
22. Minute, Nishan Burkart, 2:0. Wieder schlägt Hunziker zu – diesmal als Vorlagengeber. Er luchst Bajrami den Ball ab und steht seitlich alleine vor Loretz. Er behält die Übersicht und entscheidet sich für den Querpass auf Burkart, der nur noch ins leere Tor einschieben muss.
65. Minute, Adrian Grbic, 2:1. Jankewitz holt Di Giusto von den Beinen. Nach einem VAR-Check gibt Fedayi San den Penalty (mehr zum Entscheid unten). Grbic tritt an und verwertet eiskalt in die rechte Ecke. Winti-Goalie Kapino entscheidet sich für die falsche Seite.
91. Minute, Souleymane Diaby, 2:2. Sinan Karweina schiesst von halblinker Position auf das Tor von Kapino. Dieser lässt den Ball nach vorne abprallen, wo er unglücklich an die Brust von Diaby prallt und im eigenen Tor landet.
Matteo di Giusto: «Aus FCL-Sicht ist es ein gewonnener Punkt, aber es war wieder zu wenig. Tief in uns drin haben wir sicher alle die Überzeugung, dass wir richtig gut sein können. Es kann aber nicht sein, dass dies immer erst nach dem 0:2 aufkommt. Es sollte von Anfang an da sein. Die Rückkehr auf die Schützenwiese war für mich persönlich sicherlich speziell. Auch ich hatte am Anfang zu kämpfen – es war schlussendlich doch drei Jahre lang wie ein Zuhause für mich.»
Andrin Hunziker: «Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle aus Winterthurer Sicht. Das Wetter hat uns sicherlich in die Karten gespielt, um dreckig zu spielen. Für die Moral ist das Resultat unglaublich wichtig: Es zeigt, dass wir wieder leben und dass die Schützenwiese trotzdem eine Festung für uns sein kann.»
Torschütze und Vorbereiter: Andrin Hunziker, zu Beginn der Saison nur spärlich eingesetzter Joker, führt den Tabellenletzten mit einer sackstarken Performance in den ersten 45 Minuten zu einer verdienten 2:0-Führung gegen den FCL und beendet trotz des spät kassierten Ausgleichs wenigstens die Serie von fünf Fehltritten in Serie in der Liga. Die FCB-Leihgabe dribbelt vor dem zweiten Tor der Gastgeber den Neo-Nationalspieler Adrian Bajrami schwindlig.
Adrian Bajrami gehört seit seiner Rückkehr in die Schweiz zum guten Stamm Luzerns. Mit seinen Auftritten verdiente sich der 23-Jährige sogar 13 Länderspiel-Minuten gegen Slowenien. In einem weiteren Duell mit Adrian Hunziker lässt sich der FCL-Verteidiger unmittelbar vor dem 0:2 allerdings viel zu einfach düpieren – eine ganz schwache Aktion.
Das grosse Comeback von Patrick Rahmen. Schon beim Einlaufen erhält der Coach, der nach rund eineinhalb Jahren und einem suboptimalen Gastspiel bei den Young Boys dem letztklassierten FCW wieder Leben einhauchen will, Applaus und viel wohlwollende Reaktionen. Von einem Herzensentscheid hat der 56-Jährige im Zusammenhang mit seiner Rückkehr gesprochen. Und mit viel Herz war dann auch seine neue, alte Equipe am Werk. Trotz missratener Schlussphase ist das 2:2 angesichts der Vorgeschichte als gutes Ergebnis zu werten.
Beim FCW kehrt das Leben zurück, die Power ist wieder da. Dann aber steigt der Stromgenerator offenbar aus. Das Flutlicht ist davon nicht betroffen, dafür aber der Live-Sender Blue und damit auch der VAR. Die Pause dauert deshalb ein paar Minuten länger. Kurz nach Anpfiff der zweiten Hälfte dann wieder der ungewollte Rückfall in die Nostalgiezeit: keine TV-Live-Bilder während Minuten, weil der Strom wieder ausgefallen ist. Und danach geht auch den Hausherren auf dem Platz immer mehr die Energie aus.
Fedayi San hat im Dauerregen nahezu alle Tacklings richtig eingeschätzt – dann aber wird es heikel. In der 62. Minute fällt der Ex-Winterthurer Di Giusto nach einer leichten Touchierung Jankewitz’. Im Sumpfgebiet Winterthur ist der Entscheid schwierig, aber nicht falsch. Di Giusto selber sagt, er habe einen Haken gemacht, sei etwas ins Rutschen gekommen und habe gespürt, «dass er mir auf den Fuss steht». San taxierte die Szene zunächst nicht als elfmeterwürdig, erst auf eine VAR-Intervention hin nimmt der Schiedsrichter eine Korrektur vor und verhängt einen Foulpenalty. Patrick Rahmen stört sich nach der Partie primär daran, dass sich der VAR überhaupt einschaltete. Die Suche mit der TV-Lupe kam und kommt im FCW-Umfeld gar nicht gut an.
Wie üblich und trotz diversen Rückschlägen und Enttäuschungen in dieser Saison: Auf den FCW-Anhang ist Verlass. Über 8000 Fans kommen immer. Sie haben den Beweis bei miesen Wetterbedingungen angetreten: Schönwetter-Zuschauer sind die Winterthurer nicht.
Für beide Teams geht es in die englische Woche. Der FC Winterthur gastiert am Dienstagabend bei Leader Thun. Luzerns Pause dauert zwei Tage länger – am Donnerstag, dem 30. Oktober, stehen sie auswärts in Lugano wieder auf dem Platz. Beide Spiele werden um 20.30 Uhr angepfiffen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | FC Thun | 16 | 13 | 34 | |
2 | FC St. Gallen | 16 | 11 | 28 | |
3 | FC Basel | 16 | 7 | 27 | |
4 | BSC Young Boys | 16 | 5 | 26 | |
5 | FC Sion | 16 | 5 | 24 | |
6 | FC Lugano | 16 | -1 | 24 | |
7 | FC Zürich | 16 | -4 | 23 | |
8 | FC Lausanne-Sport | 16 | 4 | 20 | |
9 | Servette FC | 16 | -4 | 19 | |
10 | FC Luzern | 16 | -1 | 18 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 16 | -11 | 14 | |
12 | FC Winterthur | 16 | -24 | 9 |






