Das Spiel
Fünf Tore hat der FCZ in den bisherigen sechs Partien kassiert, allein gegen den FC St. Gallen schlägt es viermal ein. 1:4 wird der Leader demontiert und teilt sich die Spitzenposition nun ex aequo mit dem FC Luzern.
26 Minuten lang wird den Zuschauern im St. Galler Kybunpark kaum etwas geboten, ausser etliche Ballverluste beider Teams. Gut möglich, dass deshalb auch der eine oder andere gerade nicht hinschaut, als Christian Witzig das Heimteam aus dem Nichts in Führung schiesst. Die Fans jubeln – und reiben sich Sekunden später verwundert die Augen, als plötzlich die Zürcher ausflippen. Marchesano gleicht für den Leader postwendend aus. Das weite Rund, ausser der FCZ-Sektor, verstummt.
Genauso der Offensivdrang der beiden Mannschaften, die zweite Halbzeit startet wieder mit erster Priorität «kein Tor bekommen». Je näher aber die Schlussphase rückt, desto eher suchen sie das zweite Tor. Und dieses gelingt den Gastgebern. Captain Lukas Görtler bringt das Stadion zum Beben und entfacht eine heisse Schlussphase. Weil den Zürchern nicht noch einmal eine Reaktion gelingt, gehen sie erstmals in dieser Saison als Verlierer vom Platz.
Die Tore
27. Minute, Christian Witzig, 1:0: Die Espen treiben den Ball in der Person von Moustapha Cissé im Zentrum voran. Der Ghanaer spielt auf Christian Witzig, der mit links abzieht und haargenau in die untere rechte Ecke trifft. Da kann Yanick Brecher sich noch so strecken.
29. Minute, Antonio Marchesano, 1:1: Der Tessiner in Diensten der Zürcher schleicht sich in den Strafraum der St. Galler und steht goldrichtig, als Calixte «Junior» Ligue den Ball kurz vor der Torauslinie in die Mitte legt. Den Ball dann im leeren Tor unterzubringen – Zigi rückte vor, um die nahe Ecke zuzumachen –, ist für die Nummer 10 des FCZ ein Leichtes.
70. Minute, Lukas Görtler, 2:1: Bastien Toma sucht vor dem FCZ-Strafraum eine Anspielstation und findet sie in seinem Captain. Der Deutsche erwischt Brecher zwischen den Beinen.
79. Minute, Kevin Csoboth, 3:1: Akolo, sieben Minuten zuvor eingewechselt, tankt sich auf der rechten Seite durch und bedient Mambimbi – ebenfalls ein Joker. Dieser spielt weiter zu Csoboth, der Brecher in der unteren linken Ecke erwischt. Und ja, auch Csoboth wurde mit Akolo und Mambimbi eingewechselt.
83. Minute, Felix Mambimbi, 4:1: Der eingewechselte Stürmer wird von Witzig im Strafraum bedient und hat keinerlei Mühe, den Ball im Tor unterzubringen.
Die Stimmen
Lukas Görtler (bei Blue): «Jeder hat gespürt, dass mehr Energie drin war als am letzten Wochenende. Wir hatten viel mehr Feuer auf dem Platz, es ist die Basis unseres Spiels. So ist es ärgerlich, dass wir gegen Luzern verloren haben. Hätten wir da so gespielt wie heute, wäre jenes Spiel auch anders ausgegangen. Wir waren mutig, wir machen verdient das 1:0. Die zweite Halbzeit war super. Wir hatten nochmals etwas mehr Überzeugung und Mut. Wir haben verdient gewonnen.»
Christian Witzig (bei Blue): «Wir hatten eine andere Energie als gegen Luzern. Die erste Halbzeit war auch nicht so gut, die zweite war Bombe. Wir waren gierig vor dem Tor, haben viele Bälle gewonnen. Wir hatten viel Wille und viel Geschwindigkeit und wollten die Zürcher Verteidiger in die Defensive zwingen. Wir haben uns gesagt, dass wir mit dem Ball besser umgehen müssen. Wir sind fast die ganze erste Halbzeit hinterhergelaufen, danach war es besser. Es war sehr intensiv, es war ein Spitzenkampf. Der FCZ ist seit langem ein physisch starker Gegner.»
Enrico Maassen (bei Blue): «Wir haben Konditionstraining absolviert und waren heute in der 2. Halbzeit physisch überlegen. Die Qualität der Zürcher im Ballbesitz hat man am Anfang gesehen, da mussten wir schon leiden. In der 2. Halbzeit haben wir gute Jungs von der Bank gebracht. Mit Mambimbi, Akolo und Csoboth haben wir dann drei technisch starke Spieler gebracht, die alle ein Spiel entscheiden können. Wir haben in der entscheidenden Zone gut verteidigt, mit dem Ball waren wir am Anfang noch nicht so gut, wie ich mir das vorstelle. Wir wissen aber, dass wir Tore schiessen können. Und heute haben wir den Funken wieder aufs Stadion überspringen lassen – und das brauchen wir.»
Yanick Brecher (bei Blue): «Eine Niederlage zu diesem Zeitpunkt kann man akzeptieren, aber nicht die Art und Weise, wie wir in der zweiten Halbzeit verteidigt haben. Bei den Gegentoren in der zweiten Halbzeit war es Begleitschutz, oder wir haben gepennt. Wir haben einfach Pässe zugelassen, das ist unmöglich, wenn du in Rückstand bist.»
Dann knöpft sich Brecher einen Einwechselspieler vor, um wen es sich handelt, ist nicht gänzlich klar: «Wir müssen immer hellwach sein und alles reinwerfen, damit wir in St. Gallen ein Spiel drehen können. Die Art und Weise der Entstehung beim vierten Tor kann ich nicht akzeptieren, vor allem von einem Spieler, der erst gerade reingekommen ist und im Kopf noch frisch sein sollte.»
Der Beste
Bastien Toma. Was für eine Aktion vor dem 2:1 von Lukas Görtler. Diese allein ist den Eintritt wert.
Der Schlechteste
Mounir Chouiar. Spielt nur 45 Minuten und in diesen macht er einiges falsch. Leitet die erste Geubbels-Chance mit einem katastrophalen Rückpass ein. Und holt später unnötig Gelb.
Das gab zu reden
Antonio Marchesano trifft schon wieder gegen St. Gallen. Zum neunten Mal in seiner Karriere. Gegen keinen anderen Gegner hat der Tessiner öfter getroffen. Und in der ewigen Torschützenliste im Duell FCSG – FCZ belegt Marchesano nun Platz zwei. Vor ihm liegen mit je zwölf Treffern nur noch Fritz Künzli sowie Alhassane Keita, der für beide Vereine aktiv war.
Die Zuschauer
18'893 Fans haben sich das Nachholspiel am Dienstag im Kybunpark angeschaut.
Das Schiedsrichter-Gespann
Sven Wolfensberger leitet die Partie mit seinen Assistenten Marco Zürcher und Benjamin Zürcher ohne grosse Probleme.
So gehts weiter
Die St. Galler müssen bereits am Samstag wieder ran, ab 18 Uhr gastieren die Espen in Yverdon. Der FCZ hat einen Tag länger Pause. Die Zürcher empfangen am Sonntag zu Hause den FC Sion (14.15 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Luzern | 9 | 6 | 18 | |
2 | FC Zürich | 9 | 6 | 18 | |
3 | FC Lugano | 9 | 5 | 18 | |
4 | Servette FC | 9 | -2 | 17 | |
5 | FC St. Gallen | 9 | 6 | 14 | |
6 | FC Basel | 9 | 7 | 13 | |
7 | FC Sion | 9 | 3 | 12 | |
8 | Yverdon Sport FC | 9 | -5 | 9 | |
9 | Grasshopper Club Zürich | 9 | -4 | 8 | |
10 | FC Lausanne-Sport | 9 | -6 | 8 | |
11 | FC Winterthur | 9 | -10 | 7 | |
12 | BSC Young Boys | 9 | -6 | 6 |