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Aufstand nach 0:3-Pleite gegen Lugano
Sion-Fans passen Mannschaft und Trainer Grosso ab

0:3 gegen Lugano. Jetzt brennts lichterloh im Wallis. Am Freitag dürfte Trainer Fabio Grosso entlassen werden. Die Fans passen Spieler sowie den Coach ab und fordern Antworten.
Publiziert: 05.03.2021 um 07:07 Uhr
|
Aktualisiert: 05.03.2021 um 18:09 Uhr
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Niemand greift Custodio an – und der trifft!
3:16
Sion-Spieler nur Statisten:Niemand greift Custodio an – und der trifft!
Alain Kunz und Nicolas Ledergerber

Plötzlich sind die Zugänge zum Tourbillon abgeschlossen. Platzwart José Fernandes, Vater von Gelson, hat gedankenschnell reagiert, als die Zusammenrottung vor dem Stadion beginnt. Eine Hundertschaft Fans skandiert lautstark: «Wo sind eure Eier?» Sie warten auf Trainer Fabio Grosso und die Spieler und fordern Antworten.

Der Wortführer sagt: «Wir haben die Schnauze voll! Seit fünf Jahren seid ihr nur noch unten. Verteidigt endlich eure Farben, wie wir das erwarten!» Die Stimmung ist aber nicht feindlich. Vielmehr versuchen die Fans auch darzulegen, dass es ihnen wehtut, das Team nicht im Stadion unterstützen zu können.

Zuerst ist es Grosso, der Antworten liefert. Dann die Spieler Léo Lacroix und Ayoub Abdellaoui. Dieser, einer der Hauptschuldigen an der Niederlage, hatte kurz zuvor zum zweiten Debakel in Folge nach dem 0:2 gegen Vaduz gesagt: «Wir verpassen das Führungstor. Dann kriegen wir das 0:1. Das 0:2 hinterher. Und lassen das Spiel sausen. Dazu haben wir nicht das Recht. Deshalb entschuldige ich mich bei der Klubleitung und bei den Fans. Jetzt müssen wir alles tun, um da rauszukommen.»

«Meine Zukunft ist momentan nicht meine Sorge»
2:20
Sion-Grosso nach Heimpleite:«Meine Zukunft ist momentan nicht meine Sorge»

Und der Präsident? Christian Constantin tat etwas, was er sonst nie tut. Er sagte … nichts. «Nein. Diesmal nicht. Du hast das Spiel doch auch gesehen.» Spricht dafür, dass die Tage von Grosso gezählt sind. Es brauche nun einen psychologischen Schock, tönte auch Sportchef Barthélémy Constantin an. Der Coach selber stand hin, wie immer, weil er ein hochanständiger Mensch ist, der einem fast leidtut, dass er in diese Situation geraten ist: «Meine eigene Zukunft ist nicht meine Sorge, sondern die Enttäuschung über die beiden letzten Spiele, deren Ausgang ich mir niemals erträumt hatte. Ich denke nur daran, wie man die Lage verbessern kann.»

Betonung auf «man». Denn es wird kaum noch Grosso sein. Kleiner Ratschlag deshalb an den Pressechef des FC Sion: Am Freitag nicht unbedingt freinehmen.

Das Spiel:
Eigentlich beginnt der gebeutelte FC Sion nicht schlecht in diesem Spiel, geht durch Uldrikis in der 24. Minute beinahe in Führung. Lugano-Goalie Baumann aber pariert auf der Linie mit dem Fuss mirakulös. Aber dieses Tor MUSS der Lette ganz einfach machen. Dann gehts Schlag auf Schlag – und Lugano führt 3:0. Der angezählte Sion-Trainer Grosso (mehr dazu hier) schaut konsterniert drein, Raubtier Constantin tigert schon auf der Tribüne hin und her.

1/11
Gut hundert Sion-Fans passen ihre Verliererelf nach dem 0:3 gegen Lugano ab und fordern Antworten. Die kriegen sie von Grosso, Abdellaoui und Lacroix.
Foto: zVg

Was der italienische Trainer seinen Schützlingen in der Pause mit aufs Feld gegeben hat, ist nicht überliefert. Aber genützt hat es nicht viel. Sion versuchts zwar, zeigt sich bemüht, aber wirklich Zwingendes kommt nicht zustande. Lugano auf der anderen Seite hat leichtes Spiel und verwaltet den Vorsprung souverän.

So ändert sich die Gemütslage zumindest bei einem Trainer: Maurizio Jacobacci kann mit seinen Tessinern die Negativspirale stoppen. Auf der anderen Seite hat Grosso keine Argumente mehr, die für ihn als Coach sprechen. Sein unterirdischer Punkteschnitt pro Match (inklusive Cup) liegt jetzt bei 1...

Die Tore:
0:1, 27. Minute: Lugano besticht durch ein schnelles Umschaltspiel. Olivier Custodio bedankt sich bei Birama Ndoye für einen monumentalen Fehlpass, läuft aus der eigenen Hälfte los, Abdellaoui steht nur Spalier, Custodio zieht aus 22 Metern dann einfach ab. Sion-Goalie Fayulu hat freie Sicht und macht trotz Aufsetzer nicht die beste Figur.

0:2, 32. Minute: Aguilar hat den Ball zehn Meter vor dem eigenen Tor, schaut sich um, hat alle Zeit der Welt, schiesst den Ball aber nicht zur Seite, sondern in die Mitte, wo er abgeblockt wird; dann säbelt Aguilar den mit dem Rücken zum Tor stehenden Gerndt um. Penalty. Abwehrchef Mijat Maric verwandelt sicher in die rechte untere Ecke.

0:3, 41. Minute: Jetzt gehts sehr einfach. Custodio spielt einen - zugegeben sensationellen - Pass in die Schnittstelle zwischen die Innenverteidiger, die sich beide nicht so richtig verantwortlich fühlen. Mattia Bottani, der über eine tolle Schusstechnik verfügt, demonstriert diese wieder mal und versenkt die Kugel unten links.

Die Lugano-Stimmen:

«Es gab absolut keine Unruhe bei uns»
1:16
Lugano-Trainer Jacobacci:«Es gab absolut keine Unruhe bei uns»

Der Beste: Klarer Fall: Olivier Custodio. Bedankt sich für unfassbaren Freigang mit dem ersten Treffer für Lugano. Und glänzt mit einem tollen Schnittstellenpass auf Bottani zum matchentscheidenden 3:0.

Der Schlechteste: Viele Kandidaten! Aber der monumentale Fehlpass von Birama Ndoye leitet Sions Untergang lupenrein ein. Auch sonst ist der Abwehrschrank eine einzige Katastrophe.

Das gab zu reden: Präsident und Sportchef, also Christian und Barthélémy Constantin, haben versucht in vielen Einzelgesprächen auf die Spieler einzuwirken. Einzig. Genützt hat es nichts. Und so ist jetzt halt das nächste Einzelgespräch wohl jenes mit Trainer Fabio Grosso. Um ihm seine Entlassung mitzuteilen.

So gehts weiter: Sion muss am Sonntag um 16 Uhr bei Lausanne ran, Lugano empfängt gleichzeitig den FC Zürich.

Sion – Lugano 0:3 (0:3)

Tourbillon, 0 Fans, SR: Schnyder (5)


Tore: 28. Custodio 0:1, 32. Maric (Foulpenalty) 0:2, 41. Bottani (Custodio) 0:3.


Sion: Fayulu; Ndoye, Ruiz, Abdellaoui; Wesley, Aguilar, Baltazar, Theler; Clemenza; Tupta, Uldrikis.

Lugano: Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà; Lavanchy, Covilo, Facchinetti; Custodio, Sabbatini; Gerndt, Bottani.

Einwechslungen:
Sion:
Khasa (38. für Clemenza), Iapichino (46. für Theler), Martic (46. für Uldrikis), Tosetti (71. für Baltazar).

Lugano: Lucky Opara (46. für Facchinetti), Abubakar (66. für Gerndt), Macek (73. für Covilo), Ziegler (73. für Daprelà), Guidotti (82. für Sabbatini).

Gelb: 20. Facchinetti. 33. Custodio. 46. Ruiz. 88. Abdellaoui (alle Foul).

Bemerkungen: Sion ohne Kabashi, Andersson, Martic, Araz, Doldur, Hoarau, Lacroix, Zock (verletzt), Serey Die (krank), Bamert, Grgic und Karlen (gesperrt). Lugano ohne Guerrero, Oss (verletzt) und Lovric (krank).

Tourbillon, 0 Fans, SR: Schnyder (5)


Tore: 28. Custodio 0:1, 32. Maric (Foulpenalty) 0:2, 41. Bottani (Custodio) 0:3.


Sion: Fayulu; Ndoye, Ruiz, Abdellaoui; Wesley, Aguilar, Baltazar, Theler; Clemenza; Tupta, Uldrikis.

Lugano: Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà; Lavanchy, Covilo, Facchinetti; Custodio, Sabbatini; Gerndt, Bottani.

Einwechslungen:
Sion:
Khasa (38. für Clemenza), Iapichino (46. für Theler), Martic (46. für Uldrikis), Tosetti (71. für Baltazar).

Lugano: Lucky Opara (46. für Facchinetti), Abubakar (66. für Gerndt), Macek (73. für Covilo), Ziegler (73. für Daprelà), Guidotti (82. für Sabbatini).

Gelb: 20. Facchinetti. 33. Custodio. 46. Ruiz. 88. Abdellaoui (alle Foul).

Bemerkungen: Sion ohne Kabashi, Andersson, Martic, Araz, Doldur, Hoarau, Lacroix, Zock (verletzt), Serey Die (krank), Bamert, Grgic und Karlen (gesperrt). Lugano ohne Guerrero, Oss (verletzt) und Lovric (krank).

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