BLICK-Schiri-Experte Luigi Ponte kann nur den Kopf schütteln. «So eine dämliche Provokation verstehe ich nicht. Das gibt ein ganz schlechtes Vorbild ab für alle Amateur-Fussballer.» Für ihn ist jedenfalls klar: «Zeigt ein Fussballer in einer unteren Liga den Stinkefinger, schicke ich ihn unter die Dusche.»
Alex Schalk aber durfte zu Ende spielen. Als er nach seinem (wunderbaren) 1:0 gegen Sion im Tourbillon den Fans im Walliser Block den ausgestreckten Mittelfinger zeigt, passiert nichts. Auch nach dem Spiel wusste Servette-Coach Alain Geiger noch nichts davon. Ebenso Sion-Verteidiger Mickaël Facchinetti. Was ihn nicht daran hinderte, das sofort als «Kindergarten» abzutun.
Für Wermelinger ist es eine «unglückliche» Situation
Aber warum hatten weder Tschudi noch der VAR – das war an diesem Abend Fifa-Ref Fedayi San – den obszönen Jubel gesehen? Schiedsrichter-Chef Dani Wermelinger: «Für den Schiri war es schwierig, weil der Spieler mit dem Rücken zu ihm und hinter dem Tor stand. Und der VAR war damit beschäftigt, das Tor zu checken. Was üblich ist nach jedem Treffer.» Eine «unglückliche» Situation, nennt es Wermelinger.
Hätte der VAR indes überhaupt einschreiten dürfen? Denn das darf er nur bei einem rotwürdigen Vergehen. «Eine abschätzige Geste gegenüber Gegenspieler, Mitspieler oder Zuschauern wird grundsätzlich mit Rot bestraft. Also: ja», so Wermelinger.
Der Fall wird noch am Wochenende im Ressort Spitzenschiedsrichter eingehend diskutiert und es erfolgt eine Stellungnahme zuhanden der SFL. Dort werden sich zu Beginn der Woche die juristischen Instanzen mit dem ungebührlichen Verhalten des Spielers befassen. Liga-Sprecher Philippe Guggisberg: «Der zuständige Disziplinarrichter im Spielbetriebswesen hat entweder bereits Kenntnis von den Bildern oder wird spätestens am Montag mit den erforderlichen Informationen bedient.» Er gehe von der Einleitung eines nachträglichen Verfahrens aus, so Guggisberg
Der Grundsatz ist auch im VAR-Zeitalter klar: Wenn etwas weder vom Ref noch vom VAR bemerkt wurde, kann gleich gehandelt werden wie früher. Ein Spieler also nachträglich bestraft werden. Das ist im Fall Schalk wahrscheinlich.