Am 12. März greift Sion-Coach Murat Yakin durch. So, wie er das in der Vergangenheit oft getan hat. Er schmeisst zwei Spieler aus dem Kader: Alex Song (31), einst bei Arsenal und Barcelona ein Weltstar. Und Ayoub Abdellaoui, den 26-jährigen algerischen Nationalspieler. Die Gründe bei beiden: die Disziplin.
Erstmals nun spricht Sion-Trainer detailliert über den Rausschmiss von Song – und er tut das mit grosser Verärgerung. Ob er das wirklich kommentieren müsse, sagt er zuerst. Und dann: «Eigentlich hätte ich diese Massnahme schon nach dem Trainingscamp ergreifen müssen. Aber man hat seine Spieler eben doch ein bisschen gern. Doch wenn einer alle Hinweise nicht versteht, wenn er nicht kapieren will, dann muss man irgendwann reagieren. Die nun getroffene Massnahme geschah zum Wohle des Teams.»
BLICK weiss: Song kam notorisch zu spät. Er liess seine Mitspieler immer wieder spüren, wie viel schlechter sie seien als er, der einst in den beiden grössten Ligen der Welt eine grosse Nummer war. In den Trainings verrichtete er maximal Dienst nach Vorschrift. Und er hatte die ganze Zeit seine Riesenfamilie am Hals, hatte den Kopf nie frei für den FC Sion. Zur Erinnerung: Song hat 27 Geschwister. Und nicht nur das...
Auch in der U21 nimmt es Song mit der Disziplin nicht so genau. Beim 0:5 bei Promotion-League-Leader Stade Lausanne-Ouchy kassiert er nach 32 Minuten die erste Verwarnung. Nach 55 die zweite. Und verschafft sich so ein freies Wochenende... «Was soll ich da noch sagen?», sagt Yakin. Die Frage ist rhetorisch. Die Antwort: eigentlich nichts. Dennoch schliesst er die Türe weder für Song noch für Abdellaoui definitiv. «Ich tausche mich permanent mit U21-Coach Sébastien Bichard aus. Bei mir ist die Türe immer offen, wenn sich einer positiv entwickelt.»
Miserables Hotel in Neuenburg
Song war schon bei seiner letzten Station in Russland, bei Rubin Kasan, aus dem Kader der ersten Mannschaft geschmissen worden. Dort mobbte man den Kameruner, weil man ihn von der Lohnliste haben wollte. Am Ende musste er auf dem Trainingscamp statt im Hotel oder in der eigenen Wohnung, die er nie sah, übernachten.
Und auch in Sion schlief er vor dem letzten Spiel, für das er aufgeboten war miserabel: Es war das blamable 1:3 bei Xamax. Wegen eines Missverständnisses übernachtete das Team in einem ziemlich miesen Hotel in der Nähe von Neuenburg, wo die Betten teils zu kurz waren und die Matratzen acht Zentimeter dünn. Yakin: «Das war so nicht geplant, weshalb ich das auf meine Kappe nehme. Aber ich fragte die Spieler am Abend, ob das dennoch okay sei. Die sagten ja. Ich hätte den Umzug in ein besseres Hotel aus dem eigenen Sack berappt.»
Und was sagt CC zum Fall Song? Der Präsident ist einfach enttäuscht. «Alex hat nicht das gebracht, was ich mir von ihm erhofft habe. Ja er hat eigentlich gar nichts gebracht. Und er hat sich viel zu wenig eingebracht. Schade.» Nun will er weg. CC: «Das kann ich mir gut vorstellen.»