Lugano-Boss Renzetti über Zemans Absage
«Er wollte nicht mehr leiden»

Mit wenig Geld und einem Last-Minute-Kader erreichte Zdenek Zeman das fast Unmögliche: Ligaerhalt und Cupfinal. Jetzt hat er genug. Er kehrt nicht nach Lugano zurück. Präsident Angelo Renzetti verrät BLICK die Gründe.
Publiziert: 04.06.2016 um 22:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:07 Uhr
Mit der Verpflichtung von Italien-Legende Zeman erfüllte sich Renzetti vor einem Jahr seinen Traum.
Foto: KEY
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Sandro Inguscio

BLICK: Herr Renzetti, Zdenek Zeman hat Sie am Samstagmorgen informiert, dass er nicht nach Lugano zurückkehren wird. Was sind seine Gründe?
Angelo Renzetti: Ich habe ihm eine Woche Zeit gegeben um darüber nachzudenken. Er rief mich am Samstagmorgen an und sagte mir, dass er sich nicht noch einmal so ein schwieriges Jahr zumuten will. Er ist doch auch fast schon 70 Jahre alt und jede Woche dermassen an der Seitenlinie zu leiden, wie er das in Lugano eben muss, wollte er nicht mehr. Er bevorzugt es nach Italien zurückzukehren, wo er immer noch verehrt wird und zahlreiche Möglichkeiten hat. Ich kann ihm das nicht verübeln. Er ist jetzt in Rom bei seiner Frau, danach fährt er nach Palermo in die Ferien. Er hat aber versprochen uns besuchen zu kommen.

Dann sind Sie nicht enttäuscht über seine Absage?
Überhaupt nicht. Ich habe eine grossartige Erfahrung gemacht mit Zeman. Ich bin sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Er hat Lugano ins Rampenlicht gerückt, vor allem auch in Italien. Und führen Sie sich vor Augen, was er mit Lugano geschafft hat. Er hat mit einem Kader, welches wir in letzter Minute ohne viel Geld zusammenstellen konnten, den Ligaerhalt geschafft und den Cupfinal erreicht! Das hätte niemand erwartet.

Trotzdem: Es hat enorm Substanz gekostet, um dies zu vollbringen. Hat sich Zemans Entscheid in der intensiven Schlussphase abgezeichnet?
Er hat vor einem Monat angedeutet, dass er in Zukunft mehr haben möchte. Dass er Verstärkungen brauche um ein Team zu haben mit dem er um den Sieg spielen kann. Ich musste ihm eingestehen, dass uns dazu das Geld fehlt. Ich werde in der neuen Saison sogar das Budget um zwei Millionen Franken auf 6 Mio. kürzen und Spieler verkaufen müssen.

Gab es einen Moment, wo Sie realisierten: Er mag nicht mehr?
Den gab es. Als er in Zürich nach dem Schlusspfiff Cupfinal einfach zehn Minuten auf der Bank sitzen blieb, nicht mal mehr die Kraft hatte um seinen Spieler zu gratulieren und sich von den Fans zu verabschieden, warf ich ihm einen Blick zu als er da so sass und wusste: das war es. Er mag nicht mehr.

Hätten Sie ihn gerne behalten?
Ja. Es hätte nur besser werden können. Wir hätten aus unseren Fehlern lernen können. Es ist schade, jetzt die ganze Arbeit wegzuwerfen.

Wie sieht seine Nachfolge aus?
Wir werden uns innert der nächsten Woche mit der Nachfolge auseinandersetzen. Ich habe fünf bis sechs Kandidaten auf meiner Liste. Einen Favoriten habe ich nicht. Mein Favorit war immer Zeman, den wollte ich immer als Trainer haben – und das habe ich geschafft.

Stefano Vecchi von Inter Mailands U21 soll ein heisses Thema sein.
Ja, ist er. Mit ihm hatten wir schon letztes Jahr Kontakt, er kennt unseren Konditions-Trainer gut.

Wie sieht es mit einem Schweizer Trainer aus?
Sforza, Jacobacci, Bernegger...es sind alles Namen, die auf meiner Liste stehen. Ich muss erst darüber nachdenken. Die Wahrscheinlichkeit, dass der neue Trainer aber aus Italien kommt liegt bei 70 bis 80 Prozent.

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