Darum gehts
- YB verliert 2:6 gegen GC im Wankdorf, Trainer und Spieler sind ratlos
- Benito und Keller sprechen von frustrierender Leistung und mangelnder Energie
- YB kassierte 35 Tore, das ist der zweitschlechteste Wert nach Winterthur in der Liga
Es sind immer die Gleichen, die den Kopf hinhalten, wenn der Gegenwind heftig ist oder wie in diesem Fall orkanartig! Die eloquenten Spieler Loris Benito und Marvin Keller. Und der Coach, Gerardo Seoane. Doch für einmal wussten sie auch nicht so genau, was sie sagen sollten. Dann, wenn es eigentlich gar nicht so viel zu sagen gibt. Wenn Spiel und Resultat allein Bände sprechen.
1:6 gegen Basel vor zwanzig Jahren, 0:8 irgendwann noch viel früher
Und dieses Resultat war nicht mal gestohlen. Das ist das noch Verrücktere als das Resultat an sich. In einer ähnlichen Höhe hatte YB im Wankdorf zuletzt vor zwanzig Jahren verloren: 1:6 gegen Basel am 11. Dezember 2005. Da muss man fast schon die freche Frage nach der höchsten Heimniederlage aller Zeiten stellen, um das einzuordnen. Das war – zumindest laut dem Portal Transfermarkt – ein 0:8 gegen den FC Zürich im Jahr 1964.
Genug der Geschichte. Auf in die düstere Gegenwart und die totale Berner Ratlosigkeit. Captain Benito sagt zwar mit Galgenhumor, dass es ja nicht das erste Mal sei, dass man Interviews geben müsse, nachdem die Leistung komplett daneben gewesen sei. «Unerklärlich, dass man im letzten Heimspiel des Jahres mit einer so lauen Energie auftreten kann. Dabei wars in der Kabine noch gut gewesen. Es ist einfach extrem frustrierend.»
«Vielleicht irgendwann bei den Junioren in einem Hallenturnier»
Dasselbe Wort braucht Keller, der es mit dem Wort «Wut» ergänzt und zugibt, noch nicht so genau fassen zu können, was da gerade passiert sei. «Wir sind schlecht gestartet und haben gefühlt keine Duelle gewonnen. Wir müssen uns knallhart hinterfragen. Sechs Tore zu kassieren, steht ausserhalb jeglicher Diskussion. Und so auseinanderfallen dürfen wir auch nicht. Egal ob Rote Karte oder nicht.» Keller kann sich nicht erinnern, jemals sechs Tore in einem Spiel kassiert zu haben. «Ich glaube, das ist eine Premiere. Vielleicht bei den Junioren irgendwann in einem Hallenturnier.»
YB braucht Verstärkungen
Und damit hat Keller 35 Tore kassiert. Das sind mehr Gegentore als in den ganzen Saisons 2020/21, 2022/23 und 2023/24. Fünfunddreissig! Das ist auch der zweitschlechteste Wert nach der Winterthur-Schiessbude. Werte von einem anderen Planeten für einen Meisteranwärter. Da muss in der Winterpause etwas gehen. Seoane wollte zwar auf eine entsprechende Frage nicht konkret antworten: «Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt und Ort dafür. Aber es laufen rollende Planungen im Hintergrund, wie bei allen Klubs.»
Blick weiss: Es wird etwas gehen! In der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld. Es kann ja nicht sein, dass alles auseinanderbricht, nur weil Metronom Edimilson Fernandes fehlt. Aber, und auch das soll hier nicht verschwiegen werden, bei der 0:5-Demütigung in Lausanne stand Edimilson sehr wohl auf dem Platz. Solche Dinge machen es auch nicht einfacher, die Rollercoaster-Spielzeit von YB einzuordnen.
Seoane verliert sich in der technischen Analyse
Und der Trainer, der nach dem Spiel so ziemlich bedient wirkte? Ist er hässig? Verärgert über seine Spieler? «Das sind die falschen Worte. Wir haben aber sicher viel zu viele Eigenfehler gemacht.» Und dann wird er sehr technisch. Verliert sich in der Analyse, was alles falsch gemacht wurde auf dem Platz. Dabei hat ihn dieses 2:6 sicher auch emotional mitgenommen. Denn so etwas hat er als YB-Coach bislang nicht erlebt. Seoane weicht aus: «Es war auf jeden Fall ein sehr turbulentes Spiel. Vom Verlauf her nicht alltäglich.»
Das wars. Weiter lehnt sich Seoane nicht aus dem Fenster. Turbulent. Nicht alltäglich. Eigenfehler. Vorne viel zu viel liegengelassen. Verschlafener Start. Überflüssige und naiv kassierte Tore in der Schlussphase.
Und nun gehts zum besten Team der letzten zwölf Runden
Immerhin. Zum Schluss gibts eine Entschuldigung statt Feiertagsgrüsse: «Wir können uns bei unseren Fans für eine in vielen Punkten ungenügende Leistung nur entschuldigen.» Auf die eigene Mannschaft geht Seoane nicht los. Logisch, es bleibt ja noch ein Spiel. Gegen Lugano, das seit dem Katastrophenstart mit vier Punkten aus den ersten sechs Spielen und dem zweitletzten Platz die beste Mannschaft der Liga ist. Die Tessiner haben in den letzten zwölf Spielen zwei Punkte mehr geholt als Leader Thun.
Und irgendwie ist auch das egal: Denn bei YB weiss man mittlerweile: Die sind zu allem fähig. Und man weiss nie, nie, nie, was die Berner aus der Kiste zaubern. Sie schlagen den Dritten der Ligue 1. Und dann kommt GC, der Zweitletzte …
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | FC Thun | 18 | 14 | 37 | |
2 | FC St. Gallen | 18 | 15 | 34 | |
3 | FC Basel | 18 | 8 | 31 | |
4 | FC Lugano | 18 | 2 | 30 | |
5 | BSC Young Boys | 18 | 3 | 29 | |
6 | FC Sion | 18 | 4 | 27 | |
7 | FC Zürich | 18 | -5 | 24 | |
8 | FC Lausanne-Sport | 17 | 4 | 21 | |
9 | Servette FC | 17 | -6 | 19 | |
10 | FC Luzern | 18 | -4 | 18 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -8 | 17 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -27 | 10 |
