Foto: TOTO MARTI

Heliane Canepa zum Frauen-Streik
«Dieser Tag kann tatsächlich etwas bewirken!»

Heliane Canepa (71), die ehemalige Spitzen-Managerin und heutige «First Lady» beim FCZ, redet über Männer, Frauen und Karriere-Chancen.
Publiziert: 14.06.2019 um 17:46 Uhr
|
Aktualisiert: 14.06.2019 um 18:18 Uhr
Lady in Red! Heliane Canepa gehört zu den arriviertesten Geschäftsfrauen der Schweiz.
Foto: Manuel Geisser
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Michael Wegmann

Heliane Canepa, werden Sie am Freitag streiken?
Heliane Canepa:
Nein, dazu habe ich leider keine Zeit.

Wo müssten Sie streiken, damit es Ihrem Mann Ancillo Canepa auffällt? Kochen ist ja bekanntlich nicht Ihre Stärke.
Im Moment bei der Kaderplanung für die nächste Saison.

Was, wenn Sie nicht mit Ihrer Schäferhündin Kooki spazieren gehen würden?
Ein wirklicher Hundefreund würde für nichts und niemanden seinen Hund bestreiken.

Nun mal ernsthaft: Wie stehen Sie zum Frauenstreiktag?
Man muss dies differenziert betrachten. Qualifizierte und gut ausgebildete Frauen brauchen keinen Streiktag. Leider gibt es aber immer noch Branchen und Berufsgruppen, die unter der ungleichen Behandlung leiden.

Braucht es einen solchen Tag?
Dank dieser Aktion wird die Problematik öffentlich thematisiert. Das ist positiv und nötig.

Glauben Sie, dass der Tag etwas bewirken kann?
Wenn Männer und Frauen mit Einfluss sensibilisiert werden und konkret in ihrem Umfeld helfen, Ungerechtigkeiten zu beheben, dann kann man tatsächlich etwas bewirken.

Sie als ehemalige Spitzenmanagerin: Hätten Sie es akzeptiert, wenn Ihre Mitarbeiterinnen sich diesem Streik angeschlossen hätten?
Bei mir hätte es keinen Grund gegeben zu streiken, denn ich habe Frauen und Männer in jeder Beziehung gleich behandelt. Und ich kenne viele Branchen und Unternehmen, bei denen dies ebenfalls der Fall ist.

Frauen verdienen bekanntlich 11 Prozent weniger als Männer für dieselbe Arbeit. Weshalb sind Frauen auch 2019 noch benachteiligt?
Es gibt Branchen und Berufsgruppen, in welchen die Frauen in verschiedener Hinsicht nicht so behandelt werden, wie ich mir das erwarte. Immerhin hat die Gleichberechtigung in der Berufswelt im Vergleich zu früher Fortschritte gemacht. Dies betrifft aber zugegebenermassen primär die gut ausgebildeten Frauen. Da besteht in aller Regel Chancengleichheit.

Wie kann man dies künftig ändern?
Wer sich nicht gleichberechtigt behandelt fühlt und die Möglichkeit hat, soll den Arbeitgeber wechseln – und seine Energie und Lebensfreude nicht bei den falschen Arbeitgebern verschwenden. Ich weiss natürlich, dass dies für viele Frauen nicht so einfach möglich ist. Deshalb müssen sich in Zukunft Männer und Frauen mit Einfluss erkundigen, wie die Frauen in ihrem unmittelbaren Umfeld behandelt werden. Wie wird mein Reinigungspersonal entlöhnt? Wie wird das Servicepersonal in meinem Stammlokal behandelt?

Sie haben eine steile Karriere hingelegt. Wie haben Sie das erreicht?
Mit Fleiss und Engagement. Geschenkt wird einem nichts. Und, ganz wichtig, man braucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dir gemeinsam durchs Feuer gehen. Und andererseits entscheiden Fakten, Ergebnisse oder Zahlen. Das gilt für Männer genau gleich wie für Frauen.

Hatten Sie das Gefühl, Sie hätten mehr leisten müssen, als die Männer um Sie herum?
Zu Beginn war das sicherlich so. Aber ich spreche von den 1980er- und 1990er-Jahren. Später war mein Geschlecht per se irrelevant.

Ihr Tipp an Frauen, die Karriere machen wollen?
Die Basis bildet eine gute und solide Ausbildung. Wer dann seine Arbeit mit Herzblut und im richtigen Umfeld bewältigt, wird seine beruflichen Ziele immer erreichen. Dazu ist aber auch die moralische und tatsächliche Unterstützung im privaten Bereich wichtig.

Persönlich Heliane Canepa

Heliane Canepa wird 1948 in Dornbirn geboren. Kaum volljährig, verlässt sie Österreich, studiert Ende der 60er-Jahre Wirtschaft in Paris und London. «Das Leben sah für eine Frau damals Folgendes vor: Schule, Ausbildung, Hochzeit, Kinder, dann ein Einfamilienhaus.» Das passte ihr nicht. «Ich wollte etwas aus meinem Leben machen», sagt sie.

Nach dem Studium arbeitet sie als Stagière bei einer Maschinenfabrik in Rüti ZH, wo sie ihren späteren Ehemann Ancillo Canepa kennenlernt. Beide steigen die Karriereleiter empor. Sie wird eine der erfolgreichsten Geschäftsfrauen weltweit, 1995 und 2000 wird sie zur Managerin des Jahres gewählt. Von 2001 bis 2007 leitet sie den Zahnimplantat-Hersteller Nobel Biocare. Die «Financial Times» führt sie 2005 auf Platz 6 der 25 erfolgreichsten Geschäftsfrauen. Mit ihrem Mann hält sie 90 % am FC Zürich, dessen Tore sie mit einem Tribünentanz zu feiern pflegt. Während der Spiele raucht sie aus Nervosität nonstop. «Rauchen ist mein Laster, aber ich paffe nur, ich inhaliere nicht.» Mi. W.

Heliane Canepa wird 1948 in Dornbirn geboren. Kaum volljährig, verlässt sie Österreich, studiert Ende der 60er-Jahre Wirtschaft in Paris und London. «Das Leben sah für eine Frau damals Folgendes vor: Schule, Ausbildung, Hochzeit, Kinder, dann ein Einfamilienhaus.» Das passte ihr nicht. «Ich wollte etwas aus meinem Leben machen», sagt sie.

Nach dem Studium arbeitet sie als Stagière bei einer Maschinenfabrik in Rüti ZH, wo sie ihren späteren Ehemann Ancillo Canepa kennenlernt. Beide steigen die Karriereleiter empor. Sie wird eine der erfolgreichsten Geschäftsfrauen weltweit, 1995 und 2000 wird sie zur Managerin des Jahres gewählt. Von 2001 bis 2007 leitet sie den Zahnimplantat-Hersteller Nobel Biocare. Die «Financial Times» führt sie 2005 auf Platz 6 der 25 erfolgreichsten Geschäftsfrauen. Mit ihrem Mann hält sie 90 % am FC Zürich, dessen Tore sie mit einem Tribünentanz zu feiern pflegt. Während der Spiele raucht sie aus Nervosität nonstop. «Rauchen ist mein Laster, aber ich paffe nur, ich inhaliere nicht.» Mi. W.

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