Darum gehts
Zum zweiten Mal in Folge rettet sich der Rekordmeister aus Zürich im allerletzten Moment vor dem Abstieg. Die Lernkurve? Minimal bis inexistent. Bei den Besitzern aus Los Angeles muss man sich eingestehen: Seit der Übernahme vor eineinhalb Jahren wurde kaum eine richtige Entscheidung getroffen. Erst mit Alain Sutter als neuem Sportchef hat man Fachwissen zum Schweizer Fussball in den Klub geholt. Anfang Mai, viel zu spät. Oder gerade noch rechtzeitig?
Viele Chefs, kein Entscheider
Präsidentin Stacy Johns, LAFC-Europachef Harald Gärtner, Ex-Sportchef Stephan Schwarz, neu Alain Sutter – und dann ist da noch mindestens ein Abgesandter von Bayern München aus dem Red&Gold-Konstrukt. Die Liste jener, die meinen, bei GC das Sagen zu haben, ist fast länger wie die der GC-Saisonsiege. Was fehlt: eine klare Führungsfigur. Einer, der entscheidet. Einer, der Verantwortung übernimmt. Einer, der gemeinsam mit Sutter diesen Klub wieder auf Kurs bringt, und das Gesicht nach aussen ist.
Trainer-Fiasko
Auch auf dem Trainerstuhl braucht GC endlich wieder eine langfristige Lösung und keine Feuerwehrmänner. Einer, der etwas entwickeln kann, für eine klare Strategie steht mit und ohne Ball und ein Team formen kann. Giorgio Contini ist der einzige Trainer in über zehn Jahren, der zwei volle Saisons am Stück im Amt war. Schällibaum rettete zwar den Ligaerhalt, entwickelte sich und die Mannschaft aber nicht weiter und wurde viel zu spät ersetzt. Die darauffolgende Trainersuche war ein Desaster: Ein Korb nach dem anderen, am Ende blieb nur der Notnagel Tomas Oral. Nicht vorstellbar, dass sein auslaufender Vertrag verlängert wird. Mit Patrick Rahmen soll es konkrete Gespräche gegeben haben, doch mit Sutters Ankunft änderte sich das Trainerprofil. Wunschlösung soll wenig überraschend Peter Zeidler sein, Sutters früherer Weggefährte. Doch der ist auch beim Meister FCB hoch im Kurs.
Investieren oder Sparkurs?
Die US-Besitzer haben sich wenig überraschend ein Fass ohne Boden gekauft: hohes strukturelles Defizit, kein Stadion, kaum Sponsoren, minimale TV-Gelder. Hinzu kommt der ausbleibende sportliche Erfolg. In der US-Wirtschaft wäre ein Projekt mit diesem Output längst wieder abgestossen worden. Die Frage: Sparen und verkaufen? Oder investieren, auf Transfererlöse hoffen und auf die Millionen aus Europa schielen? Versprochen wurde Zweiteres, umgesetzt bisher: nichts.
Sutters Mammut-Aufgabe
16 Verträge laufen aus, hinzu kommen Spieler, die zwar Verträge haben, aber keinen Bock mehr auf GC. Die Gründe? Fehlende Wertschätzung, keine Perspektive, wenig Potenzial, kaum eine Entwicklung. Paradebeispiel: Nikolas Muci. Einer der gefährlichsten GC-Stürmer und von Blick-Experte Alex Frei gelobt, aber von Oral meist nur auf die Bank verbannt, mit wenig nachvollziehbaren Begründungen. Was hätte dieser Junge leisten können mit etwas mehr Vertrauen? Oder Giotto Morandi, langjähriger Leistungsträger: Ihm wird eine höchst mysteriöse Verletzung angedichtet. In Wahrheit ist er suspendiert worden und verlässt den Klub nach sechs Jahren ohne Verabschiedung. Welche Zeichen sendet man damit an künftige Spieler? Sportchef Sutter wird viel Überzeugsarbeit leisten müssen in den kommenden Tagen.
Sinkende Fanzahlen
Aufblasbare Heugümper, Stadionhymnen oder dass die Medien GC zu oft auf dem Campus in Niederhasli verorten und zu wenig in der Stadt Zürich – das sind die Probleme, die man auf der Hoppers-Geschäftsstelle ausgemacht und angepackt hat. Exemplarisch für die Überforderung in Los Angeles wollte der LAFC-Abgesandte Benny Tran die grosse Community rund um GC wieder aktivieren, neu erfinden und revolutionieren. Ergebnis: Der Zuschauerschnitt ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Vielleicht könnten Identifikationsfiguren und guter Fussball helfen, solange ein richtiges Fussballstadion in Zürich fehlt. Beides hätten die leidgeplagten Fans verdient.
Eine Statue für Abrashi
Motivator, Anführer, Fanliebling, Aushängeschild, Identifikationsfigur, Leitwolf, Vorbild – Amir Abrashi erfüllt mehr Jobprofile im Alleingang als jeder andere im Verein. Und spult im Alter von 35 Jahren immer noch fast in jedem Spiel mit am meisten Kilometer ab auf dem Feld. Die finalen Spiele im Abstiegskrimi haben erneut gezeigt: Der GC-Captain ist gleich auf mehreren Ebenen die Lebensversicherung der Hoppers. Ein Wert, den man zwingend strategisch und langfristig innerhalb des Klubs einbinden muss.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 38 | 48 | 73 | |
2 | Servette FC | 38 | 9 | 63 | |
3 | BSC Young Boys | 38 | 11 | 61 | |
4 | FC Lugano | 38 | -3 | 54 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 38 | 8 | 53 | |
6 | FC Luzern | 38 | 2 | 52 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 38 | -1 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 38 | -1 | 52 | |
3 | FC Sion | 38 | -10 | 44 | |
4 | FC Winterthur | 38 | -25 | 40 | |
5 | Grasshopper Club Zürich | 38 | -10 | 39 | |
6 | Yverdon Sport FC | 38 | -28 | 39 |