Kein Wunder ist Urs «Longo» Schönenberger (60) mit Weiss und Blau sein Leben lang verbunden. Er trug sie ja auch ein Fussballer-Leben lang. Von 1980 bis 86 verteidigte er für den FCZ, zwischen 1987 und 94 hielt er für den FCL seine Knochen hin. Dass gleich seine beiden Ex-Teams katastrophal gestartet sind, lässt Schönenberger nicht kalt. «Gehts Blau-Weiss schlecht, leide ich mit!»
Es ist ja nicht so, dass er vor dem Saisonstart besonders euphorisch gewesen wäre. Beim FCZ, mit dem er 1981 Meister wurde, habe er die Probleme kommen sehen, sagt er. «Es fehlt ein Stürmer, der trifft. Ceesay ist es nicht und den treffsicheren Odey hat man mit einem Stürmer aus der vierten deutschen Liga ersetzt. Kramer garantiert dir keine Tore. Wie auch?» Enttäuscht ist er bisher auch von Denis Popovic. Der Slowene, der Regie hätte führen sollen, überzeugt nicht. «Ein 29-jähriger Ausländer in einer solch zentralen Position muss dominanter sein.» Die FCZ-Ausbeute bisher: 6 Spiele, 5 Punkte. «Ob der Kader für das ambitionierte Saisonziel Europa reicht? Eher nicht.»
Auch «sein» FCL (5 Spiele, 4 Punkte) müsse nochmals am Transfermarkt zugreifen, sagt er. «Sonst sehe ich schwarz. Der FCL hat einmal gewonnen, in St. Gallen mit glücklichen VAR-Entscheiden. Das reicht nicht.» Sowohl in Zürich wie in Luzern würde Schönenberger am Kader schrauben und die Trainer weiterarbeiten lassen. «Ich denke, weder Magnin noch Häberli sind verantwortlich für den Fehlstart. Aber jetzt müssen Resultate her, sonst sind früher oder später die Trainer weg.» Mitleid hätte er nicht. «Das gehört zum Job. Wer das nicht weiss, ist blauäugig. Und das sind beide sicher nicht.»
Schönenberger, der vor 14 Jahren als Thun-Trainer eines der schönsten Champions-League-Märchen schrieb, hat mit dem Trainerjob schon länger abgeschlossen. Seit sechs Jahren arbeitet er im Kundendienst in der Carrosserie Scheiwiller in Zürich. Er vereinbart Termine, holt Autos bei Kunden ab, poliert Scheiben und Felgen. Blau-Weiss trägt er dabei immer im Herzen.