Titel wünschen? Das tut doch jeder Trainer. Meisterschaft. Cup. Etc. Aber einen Titel in Form einer Schlagzeile? Das ist aussergewöhnlich. Und weil der Wunsch so einfach zu erfüllen ist – warum nicht? «Das Glas ist doch heute immer halb leer. Wenn man die Nachrichten schaut, sind achtzig Prozent der News negativ. Tote. Flugzeugabstürze. Kriege, Katastrophen. Es wird nur über das Negative berichtet», ereifert sich der FCZ-Trainer.
Dabei ginge es auch anders. «Sehen Sie: Sie haben mich gefragt, ob in der aktuellen Nationalmannschaft nicht die Emotionen fehlten. Also: Keine Emotionen gleich negativ. Wenn ich mich an der Linie enerviere und Emotionen zeige, dann ist das auch negativ. Viele Emotionen gleich negativ. Und da soll einer noch drauskommen? Ausser, dass es immer negativ sein muss.» Deshalb solle man doch auch mal positiv Bericht erstatten. «Die Nati spielt doch einen sehr guten Fussball und ist erfolgreich. Ausser, dass sie in den Achtelfinals kein bisschen besser ist als wir damals. Aber die Berichterstattung ist in der Tendenz negativ.»
VfB kein Thema mehr
So macht sich Magnin (40) auch keine Gedanken mehr über das Interesse des VfB Stuttgart. «Die Bundesliga war ein Thema, ist ein Thema und wird es auch werden, eines Tages. Aber ich bin im Moment äusserst glücklich in Zürich und mit meinem Leben. Ich habe hier meinen Klub gefunden, als ich vor zehn Jahren hierherkam. Warum also jetzt etwas ändern?»
Die Frage ist rhetorisch. Denn die Verlängerung des Ende Saison auslaufenden Vertrags ist allseitig beschlossene Sache. Demnächst wird kommuniziert, was nach fünf Spielen, als der FCZ Letzter war, undenkbar schien. Magnin war angezählt. Und ist heute froh, «dass ich in einem vernünftigen Verein arbeiten darf, mit Leuten, die an einen Trainer glauben, auch wenn es mal nicht läuft. Nun kann ich dafür etwas zurückgeben.»
Was Ancillo Canepa in dieser Phase imponierte: Magnin beugte sich dem öffentlichen Druck nicht, zeigte keine Panikreaktion. «Das hat mir der Präsident auch gesagt. Es sei entscheidend gewesen, wie gut ich damit umging, wie ich mich selbst blieb. Ich habe nicht an mir gezweifelt – und auch nicht an der Mannschaft. So habe ich sie auch nicht verloren. Wenn dir das passiert, bist du verloren. Erst dann. Ich versuche, ehrlich zu bleiben. Und mit diesen, meinen Ideen und meiner Philosophie sterbe ich auch.»
Jetzt geht es in eine Rückrunde, die Magnin mit einer Metapher einläutet: «Wir haben in der zweiten Hälfte der Vorrunde gesät. Jetzt geht es darum, zu ernten. Und dann das Geerntete zu essen. Deshalb darf meine Mannschaft ja nicht satt sein, sonst machen wir uns alles kaputt!»
Wie weit kann dieser Hunger den FCZ in der Rückrunde noch führen? Magnin: «Ich bin von meinem Kader total überzeugt. Wir spielen den dynamischen Fussball, der mir vorschwebt. Und der soll uns das Anfang Saison definierte Ziel Europacup ermöglichen.»
Nicht mehr? «Wir vergessen nicht, woher wir kommen und wie schwierig der Start in die Meisterschaft war. Aber an einem guten Tag kann der FCZ jeden schlagen.» Mehr sagt er nicht. Ach ja: Er hat sich ja einen Titel in Form einer Schlagzeile gewünscht ...