Nachdem in Lugano alles dicht gemacht wird, sieht Alexander Gerndt keinen anderen Ausweg, als mit seiner Familie in seine Heimat Schweden zurückzukehren. Denn seine grösste Sorge: «Was wenn meine Frau oder ich krank werden, wer schaut dann zu unseren Kindern?» Die Gerndts leben allein in Lugano. In Schweden haben sie die Familie um sich.
Die Spontanaktion in die Heimat verläuft nicht ganz nach Plan. «Wir mussten über Zürich reisen, da die Grenzen nach Deutschland bereits geschlossen wurden», erzählt der 33-Jährige. Sie müssen kurzfristig vom Auto auf das Flugzeug umdisponieren. Es sei eine unheimliche Reise gewesen. Der Flughafen komplett leer, ebenso der Flug. «Und hier in Visby (Stadt auf der Insel Gotland, 30 Flugminuten von Stockholm entfernt d. Red.) ist alles fast wie immer.»
Wie lange noch? Auch Schweden muss sich auf weitere Einschränkungen in den nächsten Tagen gefasst machen. Bis jetzt sind die Restaurants noch offen, allerdings gilt auch dort, Distanz bewahren. Der Familienvater ist froh, spielt sich das Leben in seinem Heimatort im Gegensatz zur Schweiz, noch draussen ab. So kann er die mit seinen Kindern auf dem Spielplatz herumtoben und sein «Homeoffice» mehrheitlich nach draussen verlegen.
«Es ist schon auch komisch»
Dass das in Corona-Zeiten nicht selbstverständlich ist, dessen ist sich Gerndt bewusst. «In Lugano bin ich im Garten hin und her gerannt, habe versucht, was möglich ist. Hier kann ich vor dem Haus joggen oder ins Fitnessstudio gehen, da bin ich schon dankbar für.»
Der Lugano-Stürmer hat sich für unbestimmte Zeit mit seiner Familie im Haus seiner Eltern einquartiert. Es sei gross genug für alle. «Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal länger als zwei Wochen zuhause war», erzählt Gerndt mit einer freudigen Demut. «Aber es ist schon auch komisch.»
Auf die Frage, wie lange er denn schon in Schweden sei, muss der Profi sogar seine Frau Frida fragen. Ob er das Zeitgefühl verloren habe? «Nein, das nicht». Es sei einfach ein völlig ungewohntes Gefühl, richtig nach Hause kommen zu können. Für den Meisterschaftsstart wäre der Stürmer aber rechtzeitig wieder in Lugano: «Es gibt immer einen Weg nach Hause, ob es jetzt fünf oder 25 Stunden dauert. Notfalls nehme ich das Auto.»