YB-Boss Spycher mit Ansage
«Wir öffnen die Türe für jene, die nicht performt haben»

Natürlich ist Christoph Spycher, der VR-Delegierte Sport bei YB, im grossen Blick-Interview nicht zu allen Namen konkret, um die es Gerüchte gibt. Doch zwischen den Zeilen kann man Antworten auf viele Fragen finden – auch bei Ugrinic, Imeri oder den Goalies.
Publiziert: 27.05.2025 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2025 um 15:31 Uhr
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Christoph Spycher blickt auf eine enttäuschende YB-Saison zurück.
Foto: Pius Koller

Darum gehts

  • Ober-Boss Christoph Spycher erläutert die Jobverteilung der Funktion Sportchef
  • YB plant einige Kaderveränderungen für die kommende Saison
  • YB gibt Goalie Keller eine Garantie als Nr. 1 und will wohl eine neue Nr. 2 holen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Blick: Christoph Spycher, die Saison ist vorbei. Beim Rücktritt von Sportchef Steve von Bergen haben Sie kommuniziert, dass Sie nun wieder näher beim Team sein werden. Sind Sie nun ganz einfach wieder Sportchef?
Christoph Spycher: Das kommt darauf an, wie man die Aufgabe des Sportchefs definiert. Ich werde die Spieler und Trainerteams wieder näher betreuen und begleiten. Im Bereich Transferwesen, bei der Zusammenarbeit mit dem Scouting, als Ansprechperson für die Berater, bei Vertrags- und Transferverhandlungen – da wird unser neuer technischer Direktor Mathieu Béda im Lead sein.

Also kann man sagen: Der Sportchef heisst nun Spycher/Béda?
Kann man, wenn man das so definieren will. Mittlerweile teilen sich vier, fünf Leute diese Aufgabe. Die Rolle des Sportchefs von vor 15 Jahren gibt es in grösseren Klubs nicht mehr in dieser Art.

Die Champions League kann es diesen Sommer für YB nicht mehr werden. Aber YB kann als Dritter nun den Platz als Cupsieger des FC Basel erben und wäre schon mal sicher in der Ligaphase der Conference League – sollte der Meister den Final gewinnen. Sie müssen also am Sonntag Basel die Daumen drücken.
Wir konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen können. Dazu gehört der Ausgang dieses Cupfinals nicht. Doch egal, wie das Spiel endet, unser Ziel ist die Ligaphase der Europa League.

Was fehlt dem YB-Kader, um nicht noch einmal solch eine Saison zu erleben?
Sehr wichtig sind schon mal die Schritte in diesem Winter gewesen. Mit diesen sind wir mit Giorgio Contini in eine stabilere Phase gekommen. Wir werden aber auch im Sommer das eine oder andere verändern. Wir brauchen frische Luft, frische Gesichter. Das können Junge sein wie Rodri Smith oder Emmanuel Tsimba oder auch solche mit Erfahrung. Die Identifikation mit YB und die Siegermentalität sind enorm wichtige Faktoren. Das müssen wir wieder hinkriegen.

Bedeutet: Die Bereitschaft, sich zu hundert Prozent für YB einzusetzen, war nicht bei allen gegeben?
Es waren zu starke Leistungsschwankungen. Diese Probleme hatten wir nicht gegen die Spitzenteams. Aber wir haben extrem viele Punkte gegen Mannschaften verloren, die um den Ligaerhalt spielen. Dann war da der bittere Moment gegen Biel. Das ist dann auch eine mentale Sache.

Schauen wir uns im Detail an, was in Sachen Kader noch gehen könnte.
Aber ich werde nicht zu allen Namen etwas Konkretes sagen.

Das wissen wir. Wenn ich Sie zum Beispiel frage, ob ein konkretes Angebot für Joël Monteiro vorliegt, das auch YB passen würde, dann werden Sie mir bestimmt nichts sagen – mit der Begründung, das seien Hypothesen.
Absolut.

Also legen wir los mit einem von vielen Leihspielern, die zurückkommen: Noah Persson.
Er hat sich bei GC sehr gut präsentiert. Es kommt nun darauf an, wie sich die Position des Linksverteidigers bei uns entwickelt.

Genau. Da ist der gesetzte Jaouen Hadjam. Aber auch Abdu Conté, der von Troyes ausgeliehen ist. Der wird dann wohl überzählig sein, sollte Hadjam nicht transferiert werden.
Wir sind in Gesprächen.

Persönlich

Christoph Spycher (44) wächst in Köniz BE auf, wird aber beim FCL und bei GC gross. 2006 wechselt er in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt, ist dort zeitweise Captain, kehrt 2010 in seine Heimat zurück und spielt die letzten vier Karrierejahre für YB. Spycher absolviert 47 Länderspiele. Nach dem Karriereende arbeitet er zwei Jahre bei YB als Talentmanager, bevor er 2016 Sportchef wird. Er feiert vier Meistertitel, einen Cupsieg und drei Champions-League-Teilnahmen. Im Mai 2022 wird er zum Verwaltungsratsdelegierten im Sportbereich befördert. Das Amt des Sportchefs übernimmt Steve von Bergen. YB wird mit Spycher als Ober-Sportchef zweimal Meister, einmal Cupsieger und qualifiziert sich 2024 für die Ligaphase der Champions League.

Christoph Spycher (44) wächst in Köniz BE auf, wird aber beim FCL und bei GC gross. 2006 wechselt er in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt, ist dort zeitweise Captain, kehrt 2010 in seine Heimat zurück und spielt die letzten vier Karrierejahre für YB. Spycher absolviert 47 Länderspiele. Nach dem Karriereende arbeitet er zwei Jahre bei YB als Talentmanager, bevor er 2016 Sportchef wird. Er feiert vier Meistertitel, einen Cupsieg und drei Champions-League-Teilnahmen. Im Mai 2022 wird er zum Verwaltungsratsdelegierten im Sportbereich befördert. Das Amt des Sportchefs übernimmt Steve von Bergen. YB wird mit Spycher als Ober-Sportchef zweimal Meister, einmal Cupsieger und qualifiziert sich 2024 für die Ligaphase der Champions League.

Alan Virginius? Auch da hat YB eine Option.
Wir sind in Kontakt mit Spieler und Berater und haben noch einen Moment Zeit, diese Option zu ziehen. Wir werden sehen.

Auch Donat Rrudhanis Leihvertrag mit Luzern läuft aus. Er ist dort Topskorer. Der FCL hat eine Option. Aber dafür soll das Geld fehlen.
Es ist noch nichts entschieden. Wir sind mit dem FC Luzern im Austausch.

Zurück kommt auch Meschack Elia von Nantes. Was hat YB mit ihm vor?
Das wird man sehen. Die Gespräche laufen.

Wie schauts bei Cheikh Niasse aus, der bis Ende Saison an Hellas Verona ausgeliehen ist?
Hellas hat eine Kaufpflicht. Er wird nicht zu YB zurückkehren.

Spannend ist der Fall Anel Husic. Bei YB lief nichts. Bei Gaziantep in der türkischen Süper Lig ist er durchgestartet. Auch sein Leihvertrag läuft aus.
Zu Beginn dieser Saison hatte er viele unglückliche Momente. Die Leihe war dann positiv, er hat viel gespielt und gute Leistungen gezeigt. Gaziantep hat mit ihm eine starke Saison gemacht. Aber auch hier heisst es: abwarten. Gaziantep hat eine Kaufoption.

Wie schauts bei Saidy Janko aus? Er hat eine ganze Saison verletzungsbedingt gefehlt. Hat man mit 29 nochmals eine Chance, zurückzukommen?
Er hat zuletzt in der U21 vier Spiele machen können. Wichtig ist, dass er mit der richtigen Mentalität aus den Ferien zurückkommt, um voll anzugreifen und sein altes Leistungsvermögen wieder zu erreichen.

Aber YB wird kaum mit drei Rechtsverteidigern, also Athekame, Blum und Janko in die Saison gehen?
Nein. Aber warten wir die Vorbereitung ab.

Sie haben immer wieder angedeutet, dass Sie diese Saison nicht mit allen Spielern zufrieden waren. Darunter sind sicher einige mit laufenden Verträgen. Was passiert in diesen Fällen? Namen werden Sie ohnehin keine nennen. Aber Kastriot Imeri ist so ein Beispiel.
Es haben nicht alle so performt, wie erhofft, das stimmt. Es gab aber auch Fehleinschätzungen unsererseits. Am Misserfolg hatten alle ihren Anteil – auch die Führung. Unter dem Strich ist aber klar: Es wird zu Veränderungen kommen.

Und dies nicht nur bei Spielern, die wegen guter Leistungen Begehrlichkeiten geweckt haben?
Nicht nur, nein. Es gibt auch die Fälle, in denen wir nicht zufrieden waren mit dem, was wir erhalten haben. Der eine oder andere erhält noch eine Chance. Bei anderen öffnen wir die Türe, um Lösungen zu finden.

Aber mit einem Tritt in den Allerwertesten können Sie die Spieler nicht vor die Türe befördern, wenn sie noch laufende Verträge haben.
Das ist immer so. Wie auch ein Spieler nicht einfach von sich aus weggehen kann. Wenn man keine Lösung findet, die für alle passt, gibt es halt keine Veränderung.

Spezialfall Ali Camara. Sie und Giorgio Contini haben auch angedeutet, dass die Disziplin in dieser Saison zu wünschen übrig liess. Der Co-Captain war da zuvorderst.
Das mit der Disziplin war ein Problem und muss besser werden. Zu Ali: Das war nicht seine beste Saison. Er ist schon derart lange bei uns, dass die negative Situation in dieser Saison bei ihm starke Emotionen hervorgerufen hat. So ist das eine oder andere passiert, das nicht hätte passieren dürfen.

Fall Filip Ugrinic. Da heisst es von seinem Management klar, dass er weg und seinen Vertrag nicht verlängern will. Weil er nur noch ein Jahr Vertrag hat, ist diesen Sommer die letzte Chance für YB, noch Geld zu generieren.
Wir sind im engen Austausch. Filip weiss, welche Szenarien wir uns vorstellen können – und welche nicht. Es müsste aber sicher ein Angebot sein, das auch uns passt.

YB würde aber gerne verlängern?
Ich bevorzuge es, dem Spieler und dem Berater zu sagen, was wir wollen – und dies nicht in der Öffentlichkeit zu tun.

Die Torwart-Konstellation: YB hat mit Marvin Keller und David von Ballmoos zwei Goalies, welche beide die Ambition haben, die Nummer eins zu sein. Kann man weiterhin damit leben?
Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen.

Keller hat nach dem 1:1 in Lugano uns gegenüber dezidiert gesagt, dass es keine Möglichkeit gebe, dass er YB verlasse. Können Sie das bestätigen?
Wichtig für Marvin wird sein, eine weitere Saison auf diesem Niveau bei YB zu bestreiten und seine Leistungen zu bestätigen. Auch hier laufen Gespräche, damit alle Parameter stimmen. Ich kann nur sagen, dass wir weiter mit ihm als Nummer eins arbeiten wollen und wir ihm das kommuniziert haben.

Ist es eine Option, eine routinierte und klar definierte Nummer zwei zu holen, die sich diese Rolle altersbedingt vorstellen kann?
Es gibt verschiedene Szenarien. Sollten wir einen unserer Goalies verlieren, ist klar, dass wir jemanden dazunehmen, der in diese Konstellation passt.

Also so wie damals bei Guillaume Faivre bei YB oder bei Mirko Salvi beim FCB?
Es könnte durchaus solch ein Szenario sein.

Es gibt ja Gerüchte um Heinz Lindner, dessen Vertrag in Sion ausgelaufen ist. Gewisse Portale schreiben sogar etwas von Medizinchecks in Bern.
Wir kommunizieren erst, wenn es etwas zu kommunizieren gibt.

Super League 24/25 - Meisterrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
38
48
73
2
Servette FC
Servette FC
38
9
63
3
BSC Young Boys
BSC Young Boys
38
11
61
4
FC Lugano
FC Lugano
38
-3
54
5
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
38
8
53
6
FC Luzern
FC Luzern
38
2
52
Champions League-Qualifikation
UEFA Europa League-Qualifikation
Conference League Qualifikation
Super League 24/25 - Relegationsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
38
-1
53
2
FC St. Gallen
FC St. Gallen
38
-1
52
3
FC Sion
FC Sion
38
-10
44
4
FC Winterthur
FC Winterthur
38
-25
40
5
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
38
-10
39
6
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
38
-28
39
Relegation Play-Off
Abstieg
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