Erste Seoane-Knacknuss heisst FC Basel
Der Mann der Sehnsüchte der YB-Fans ist zurück

Gerardo Seoane ist zurück bei YB! Der erfolgreichste Berner Trainer aller Zeiten soll YB wieder gross, böse, mächtig und nachhaltig erfolgreich machen.
Publiziert: 12:03 Uhr
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Giorgio Contini ist bei YB verblasst, Gerardo Seoane (r.) soll die Berner zu neuem Glanz führen.
Foto: keystone-sda.ch

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Alain KunzReporter Fussball

Mit ein paar Minuten Verspätung beginnt für die Öffentlichkeit die neue Ära bei YB, die da heisst: Zurück in die Vergangenheit. Dem neuen Trainer muss nicht erklärt werden, wo der Medienraum ist. Es muss ihm gar nichts erklärt werden. Drei Jahre lang war Gerardo Seoane (47) in Bern Trainer. Die drei Jahre zwischen 2018 und 2021. Es waren die drei erfolgreichsten in der Geschichte von YB mit drei Meistertiteln, je einem Cupsieg und einer Champions-League-Qualifikation. Es war die Zeit der grossen, bösen Gelbschwarzen, die national alles niederwalzten, was sich ihnen in den Weg stellte. Es war die Zeit, welche die Sehnsüchte generiert hat, die bei den Fans – und nicht nur in den Kurven – zu einem extremen Negativismus geführt hat, der allen Nachfolgern von Seoane das Leben enorm schwierig gemacht haben. Ob diese nun Wagner, Wicky, Rahmen oder zuletzt Contini hiessen.

Spycher: «Wir geben Seoane alle Zeit der Welt»

Und der Trainer selbst ist der Mann der Sehnsüchte der Verantwortlichen, die sich nach einigen Fehlbeurteilungen in der Trainerwahl auch nach einer Zeit sehnten, in der es keine Diskussionen um den Coach gibt. In denen Chiefs Sports Christoph Spycher nicht drohen muss: «Wir müssen nun in eine Richtung gehen, die kontinuierlich nach oben geht.» Im Fall Seoane ist die Wortwahl eine komplett andere: «Wir geben Gerry alle Zeit der Welt!»

Mit Seoane setzen die YB-Bosse auf die Karte «Sicherheit und Bewährtes». Was Spycher umgehend dementiert: «Das hat keine Rolle gespielt. Gerry ist nicht hier, weil er schon mal hier war, sondern weil er absolut kompetent ist. Er hat das in den drei erfolgreichen Jahren bei uns bewiesen. Nun ist er ein anderer Trainer, der seinen Rucksack in der Bundesliga gefüllt hat. Aber er ist derselbe Mensch. Eine starke Persönlichkeit, extrem fordernd und gleichzeitig sehr analytisch. Genau das, was wir brauchen.»

Kein YB-Trainer seit Seoane hat zu hundert Prozent funktioniert

Was Spycher hingegen nicht dementiert: Dass die Verantwortung für die dreieinhalb Trainerirrtümer – auch Wicky wurde letzten Endes entlassen, trotz Meistertitel und Tabellenführung – bei den Klub-Verantwortlichen mit ihm an der Spitze lag. Gerade auch zuletzt im Fall Contini. Spycher: «Ich nehme diese Verantwortung zu hundert Prozent wahr, dass wir in den letzten Jahren keine Trainerentscheidungen getroffen haben, die zur Konstanz in den Personalien führten, die wir uns vorgestellt haben.»

Contini war da ein Musterbeispiel. Und als von aussen alle auf den Winterthurer einzubashen begannen, was den Bossen auch durch Mark und Bein ging, braucht es nur noch ein kleines Fünkchen, um das Fass zum Explodieren zu bringen. Das war die Entlassung von Seoane in Gladbach am 15. September. Und eine kolportierte schnelle erste Kontaktaufnahme von YB mit dem Luzerner, um die Lage unverbindlich zu sondieren. «Der erste Kontakt mit meinem Management erfolgte nach dem Spiel beim FC Zürich», dementiert Seoane. «Vorher gab es keine Kontakte. Aber selbstverständlich bin ich die letzten Jahre immer mit Leuten aus dem Klub in Kontakt gewesen. Wir hatten ja eine enge Beziehung.»

Nach einer kurzen Nacht war alles klar

Nägel mit Köpfen gemacht wurden dann schnell. Gleich nach dem 3:3 gegen GC. «Es wurde eine kurze Nacht», so Spycher. «Wir haben lange diskutiert, wie der Weg von YB in Zukunft aussehen kann. In einer anderen Konstellation wäre solch ein schneller Ablauf nicht möglich gewesen. Um halb zwei haben wir den Vertrag unterschrieben.» Nicht in der Nacht. Anderntags. Ein Vertrag bis 2028. Mit Ausstiegsklausel? «Bei einem Angebot werden wir das mit Gerry besprechen, wie es sich gehört. Aber der Coach hat ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass er etwas entwickeln will.» Einen Vertrag erhält auch Seoanes langjähriger Vertrauter und Assistent Patrick Schnarwiler. Ohne dass einer der beiden bisherigen Assistenten Zoltan Kader und Matteo Vanetta gehen muss. Seoane: «Es wird mein Job sein, die Aufgaben der Assistenten genau zu definieren.»

Das hat bereits begonnen. Mit einer ersten Kontaktaufnahme am Freitag. Mit dem ersten Training am Samstag, das gleichzeitig das Abschlusstraining war vor dem Spiel am Sonntag. Und da kommt gleich ein ganz geiler Gegner: Der FC Basel! Der langjährige Rivale um den Meistertitel. Gut möglich, dass es heuer wieder zu einem epischen Duell der beiden auf dem Papier besten Teams der Super League kommt. «Das ist natürlich ein sehr spezieller Match! Zumal wir zu Hause in einem ausverkauften Stadion spielen. Basel hat in den letzten Jahren sehr gut gearbeitet, hat eine klare Spielidee und hat den einen oder anderen Unterschiedsspieler. Wir sind bereit für diesen Kampf.»

Gleich eine grosse Abwehr-Challenge für den neuen Coach

Aber, und da sind wir schon mitten im Ligaalltag. Nach den Sperren gegen Tanguy Zoukrou sowie Saidy Janko und dem Verletzungsausfällen von Gregory Wüthrich (sicher) und Loris Benito (wahrscheinlich) fehlt mehr als die halbe Abwehr. Deshalb wird wohl Edimilson Fernandes zurückgezogen. Der Walliser hat ja bei Mainz auch mal Innenverteidiger gespielt und seinen damaligen Coach Bo Svensson überzeugt. Seoane: «Das liegt auf der Hand, dass er eine Option ist. Eine andere ist ein anderes System.»

Seoane hat sich schon vor Vertragsunterschrift intensiv Gedanken darüber gemacht. Er wird jedenfalls alles daran setzen, dafür zu sorgen, dass es im Wankdorf nicht den ersten Basel-Sieg gibt seit Mai 2016. Eine Niederlage zum Start – das wäre ganz und gar nicht Seoane-bei-YB-like.

Brack Super League 25/26
Mannschaft
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28
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Meisterschaftsrunde
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