In durchaus jovialem Ton erzählt Sion-Präsident Christian Constantin, weshalb sich Jacobacci den Rest seines Lohnes als Sion-Coach vor Gericht erkämpfen muss. «Maurizio ist ja ein netter Kerl. Aber als er gehen musste, ging sein neapolitanisches Blut durch. Er wies einen Mitarbeiter an, Videos und Folien mit Aufzeichnungen von stehenden Bällen zu vernichten. So hat er uns damals das Lausanne-Spiel sabotiert. Deshalb habe ich ihm fristlos gekündigt, als ich davon erfuhr.»
Und deshalb ist CC nicht willens, dem Italo-Berner den Lohn von September 2018 bis August 2019, als Jacobacci Bellinzona-Trainer wurde, zu entrichten. Eine erste Schlichtungsverhandlung (in Abwesenheit von CC) brachte erwartungsgemäss keine Einigung. CC: «Das Ganze kann durchaus fünf Jahre dauern. Ich habe Zeugen für Maurizios Handeln. Und, ja: Wenn er die Sache zugegeben hätte, wäre sie längst vom Tisch.»
Nur: Aus Sicht von Jacobacci gibts nichts zuzugeben. Sagen will er dazu aber wohlweislich nichts. Und sein erstes Spiel als Lugano-Coach gegen seinen Ex-Klub mag er auch nicht hochstilisieren. «Es ja nicht Sion gegen Jacobacci, sondern gegen Lugano. Es geht nicht um mich. Wenig reden, viel auf den Platz bringen. Das muss die Devise sein.»
Jacobacci über Sion-Zeit: «Es war schön»
Mit dem Sieg gegen YB haben sich die Tessiner etwas Luft verschafft hat. Aber nur etwas. Mit einem Sieg hätte Sion sie wieder eingeholt. «Nach 18 Jahren im Cornaredo erstmals wieder gegen YB gewonnen zu haben – das ist ein grosses Resultat. Solche Leistungen brauchen wir.»
Trotz des unschönen Abgangs: Aus Sion nimmt Jacobacci vor allem positive Erinnerungen mit: «Es war schön. Es war intensiv. Die tolle Rückrunde mit der Rettung war toll. Damit rettete ich auch 30 Arbeitsplätze. Diese Zeit brachte mir auch emotional viel.»
Emotionen wird es auch am Sonntag geben. Denn bei Sion spielt der Coach, einmal mehr, um seinen Job. Gewinnt Lugano, kann Ricardo Dionisio wohl die Koffer packen. Doch das wäre für Jacobacci, der das hinter sich hat, alles andere als eine Genugtuung.