«Wir haben keine Entwicklung mehr gesehen»
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Spycher über Contini-Aus:«Wir haben keine Entwicklung mehr gesehen»

Die wahren YB-Probleme bleiben
Mit Seoane nimmt sich Spycher aus dem Schussfeld

Gerardo Seoane, dreifacher Meistertrainer, soll YB zur Dominanz zurückführen. Die Rückkehr des Star-Trainers lenkt aber auch von den wahren Problemen ab – und dort trägt YB-Boss Spycher die Verantwortung.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Wieder zieht YB im Oktober die Reissleine: Nach Rahmen erwischt es in dieser Saison Trainer Giorgio Contini.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • YB entlässt Trainer Contini, Seoane kehrt als Cheftrainer zurück
  • Kaderplanung und Defensive bleiben Probleme trotz Investitionen und Neuzugängen
  • Sechs verschiedene Trainer seit Seoanes Abgang im Sommer 2021
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias WedermannFussballchef

Im Oktober fallen in der Schweiz nicht nur die Blätter von den Bäumen, sondern in Bern auch die Trainer von den Chefsesseln. Wie schon Patrick Rahmen vor einem Jahr entlässt YB einen Trainer mit langfristigem Vertrag und der gescheiterten Mission, die Berner zurück zur Dominanz im Schweizer Fussball zu führen.

Jetzt soll es der dreifache Meistertrainer Gerardo Seoane richten. Sechs unterschiedliche Trainer standen seit seinem Abgang im Sommer 2021 an der Seitenlinie der Berner.

«Bin mit sehr guten Gefühlen nach Bern gekommen»
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Seoane über YB-Rückkehr:«Bin mit sehr guten Gefühlen nach Bern gekommen»

Die Rückkehr des Schweizer Star-Trainers ist aber auch ein berechenbares Manöver von Christoph Spycher, um sich aus dem Schussfeld zu nehmen. Der YB-Boss kann mit dieser Rückkehr sowie dem grossen Namen das «Contini raus»-rufende Umfeld beruhigen und davon ablenken, dass man sich seit dem Krisenherbst 2024 trotz vielzähliger Massnahmen und Investitionen kaum weiterentwickelt hat. Und dafür trägt nicht Giorgio Contini die Hauptverantwortung, sondern Spycher.

Die zwei grössten Baustellen aus der Vorsaison bleiben

Die Baustelle Kaderplanung wurde im Laufe der letzten Saison nicht nur inoffiziell, sondern auch offiziell zur Chefsache. Das Resultat? Die zwei grössten Probleme aus dem Vorjahr bestehen weiterhin. Leader wurden dringend gesucht. Mit Christian Fassnacht, Chris Bedia, Rayan Raveloson, Edimilson Fernandes, Armin Gigovic oder Gregory Wüthrich wurde eine Vielzahl Spieler mit internationaler Erfahrung geholt und viel Geld investiert. Spieler, die mit Leistung auf dem Feld anführen können. Doch allesamt keine richtigen Leadertypen. Wie schon im letzten Jahr ist Captain Loris Benito viel zu oft alleine auf sich gestellt als Führungsspieler.

Und wenn man beim Im-Stich-Lassen von Loris Benito angekommen ist, kommt man auch zum zweiten YB-Problem, das mit Spychers Kaderumbruch nicht behoben wurde: die Defensive. Bei Qualität und Quantität hinkt die Defensive sämtlichen YB-Erwartungen hinterher. Auch hier wollte man Captain Benito entlasten, sowohl bei der Verantwortung als auch bei der Anzahl Spiele. Auch hier ist beides nicht gelungen. Tanguy Zoukrou lässt in der aktuellen Form seine Super-League-Tauglichkeit vermissen. Dass Gregory Wüthrich mit seiner medizinischen Akte vielleicht auch bei YB mit Verletzungen zu kämpfen haben wird, dafür brauchte man wahrlich keine Glaskugel.

Sogar die Kunstrasen-Bilanz ist mies

Christoph Spycher scheint sich bei beiden Problematiken verschätzt zu haben. Damit aber nicht genug: Dass YB in der laufenden Saison auf Naturrasen eine bessere Bilanz hat als auf dem eigentlich heimischen Kunstrasen, scheint auf den ersten Blick eine statistische Absurdität zu sein. Doch dass selbst dieser oft kolportierte Wettbewerbsvorteil aktuell nicht mal mehr greift in dieser Saison, ist ein weiteres Warnzeichen für den aktuellen Zustand von YB. Hat man auch hier unterschätzt, dass sich insbesondere die zahlreichen neuen Spieler gar nicht an die neuen Umstände gewöhnen können in ihrem Klub? Für die Frauen-EM wurde im Wankdorf Naturrasen verlegt und dieser blieb bis im September liegen, der Wechsel auf Plastik folgte mitten in der Saison.

Trotz all dieser offensichtlichen und übergeordneten Problemzonen ist der Trainer einmal mehr das schwächste Glied in der Fussball-Nahrungskette. Natürlich hat auch Giorgio Contini Fehler gemacht und zuletzt auf mehreren Ebenen zu wenig überzeugt. Doch wie lange dauert es noch, bis Stellen neben dem Chefcoach unter Druck geraten? Trainer kommen und gehen, doch die Probleme scheinen zu bleiben. So wie der Trainerstaff, den Giorgio Contini nicht mitbestimmen durfte, oder auch die langjährigen Verantwortlichen in der Chefetage um Christoph Spycher, Stéphane Chapuisat oder Gérard Castella.

Die Konstanten innerhalb der Berner Inkonstanz aus den letzten Monaten. Jetzt zücken jene Verantwortlichen die Karte Zurück-auf-Seoane und müssen beweisen, dass diese Konstellation die Erfolge von 2018 bis 2021 wiederholen kann. Wenn nicht, müsste man zur Erkenntnis kommen, dass es nicht nur auf dem Trainerstuhl Veränderung braucht, um sich von der sportlichen Stagnation zu lösen. Sondern auch bei der strategischen Ausrichtung des Klubs oder beim Personal neben dem Platz frischer Wind gefragt ist.

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Brack Super League 25/26
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