Von Andreas Böni

Ganz Europa sieht Basel-Star Xherdan Shaqiri, wie er beim 1:2 gegen Bayern seine Gegner vernascht. Mit jeder gelungenen Aktion schraubt das 18-jährige Riesentalent seinen Marktwert höher. Das Interesse der Top-Klubs ist riesig.

Doch wer Xherdan Shaqiri verpflichten will, muss Erdin Shaqiri anrufen. Den Berater und Bruder des FCB-Stars. Xherdan zu BLICK: «Alles läuft über ihn. Er ist meine erste Ansprechperson. Ich kann ihm blind vertrauen. Er weiss alles über mich, ich alles über ihn, und wir haben das gleiche Blut.»

Welch turbulente Entwicklung für den 20-jährigen Erdin! Vor knapp vier Monaten schloss er die Lehre als Detailhandelsfachmann im Coop in Rheinfelden AG ab. «In meinem Abschlusszeugnis steht die Note 4,7», sagt er.

Nun ist er Berater von Xherdan. Quasi vollamtlich. In der Fünfeinhalb-Zimmer-Wohnung in Kaiseraugst AG wohnen die beiden zusammen. Mit den Eltern, Schwester Medina (10) und Bruder Arianit (22). Schmieden Zukunftspläne. Bei Xherdan dürfte es bald ein Auslandtransfer sein. Bei Erdin eine Weiterbildung. «Ich will vom Verkauf in die Distribution wechseln. Etwa 40 Prozent meiner Zeit würde das in Anspruch nehmen. Sonst bin ich für Xherdan da.»

Auch Erdin («Ich bin zwei, drei Zentimeter grösser als Xherdan») galt einst als Fussballtalent. Alle drei Brüder spielten bei den FCB-Junioren. Nur Xherdan (1,69 m) schaffte den Durchbruch.

Erdin spielt heute bei seinem Heimatklub Pratteln (2. Liga). Wie Xherdan fällt auch er mit muskulösen Waden auf. «Die haben wir vom Vater. Sogar bei unserer kleinen Schwester sind sie so kräftig», sagt Xherdan. Erdin ergänzt: «Die Leute glaubten früher, Xherdan habe Tennisbälle in den Waden.»

Spielen diese Waden bald bei Bayern? Der FCB-Star hat bei Basel zwar einen Vertrag bis 2014. Aber es scheint, als sei er schon bald reif fürs Ausland. Erdin: «Wir konzentrieren uns auf den FCB. Es bringt nichts, über Angebote und Gerüchte zu sprechen.»

Kommt ein Grossklub, sucht sich der Jung-Berater Verstärkung. «Ich wäre verrückt, ganz alleine Verhandlungen zu führen.» Spielerberater Wolfgang Vöge und Freund Arber Sakiri, der bei einer Bank arbeitet, sollen helfen. Bereits bei der Verhandlung mit dem Hamburger SV sass Vöge am Tisch. Am Schluss war der Mittelfeldspieler allerdings zu teuer. Mit einem Angebot unter 10 Millionen Franken muss man erst gar nicht beim FCB anklopfen.

Viel Geld, wenn man bedenkt, aus welchen Verhältnissen die Shaqiris stammen. Der Vater kam vor 25 Jahren aus dem Kosovo in die Schweiz, arbeitete als Handlanger auf dem Bau. Die Familie holte er später nach. Ein Beispiel für den engen Zusammenhalt: Als der Vater seinen Job verlor, hielten die Brüder mit ihrem Lehrlingslohn die Familie über Wasser. Arianit lernte Automonteur, Xherdan arbeitete vor seiner Profi-Karriere im Herren-Globus als Modeverkäufer. Die Mutter ist immer noch ein paar Stunden pro Woche als Raumpflegerin tätig.

Man greift sich gegenseitig unter die Arme. Als der Medienansturm auf Xherdan zu gross wurde, gab Erdin kurzerhand ein Interview für seinen Bruder. «Das war mehr ein Gag», lacht Erdin, «es war eine kosovarische Zeitung, und ich wollte Xherdan entlasten.»

Schlusswort Erdin: «Xherdan ist der bodenständigste Mensch, den ich kenne. Das erstaunt mich immer wieder. Ich weiss nicht, ob es bei mir auch so wäre, hätte ich einen so schnellen Aufstieg gemacht.»

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