Kann die Super-League-Saison zu Ende gespielt werden?
Der Super-League-Betrieb ruht wie alle Ligen auf der Welt (Ausnahme: Weissrussland) sicher bis zum 30. April. Die Hoffnung ist, dass bis dahin der Verlauf des Coronvirus so ist, dass man frühestens im Verlaufe des Mais Geisterspiele ansetzen kann, realistischer scheint aber Juni.
Sind Geisterspiele nicht gefährlich für die Spieler, weil Fussball ein Mannschaftssport mit Körperkontakt ist?
Es liegt auf der Hand, dass kein Spieler zur Teilnahme gezwungen werden kann. Möglich ist auch, dass man erst Fussball spielen kann, wenn ein positiver Corona-Test in einer Mannschaft nicht mehr eine zehntägige Quarantäne für die ganze Mannschaft nach sich zieht.
Wären die Spieler nach der Corona-Pause überhaupt fit?
Nein. Velofahren im Homeoffice macht die Stars nicht matchtauglich. Die Spielpraxis wird bei einem Neustart allen fehlen. Immerhin hätten aber alle Mannschaften die gleichen Probleme. Ein Trainingswiederaufnahme wie in Deutschland, wo einige Teams bereit wieder in Kleingruppen trainieren, ist in der Schweiz bis zum 19. April verboten. Die Liga wartet auf einen Entscheid des Bundesrates, rechnet mit einer Aufbauphase von zwei, drei Wochen zwischen Trainingsaufnahme und Meisterschaftsstart.
Wie viele Spiele pro Woche müsste man durchziehen?
Dies kommt darauf an, bis wann die Meisterschaft zu Ende gespielt werden muss. Man kann von einem hohen Spiel-Rhythmus ausgehen. Dazu ist der FC Basel noch in der Europa League dabei. Die 72 Stunden Ruhefrist, welche grundsätzlich angewendet wird, wird wohl über den Haufen geworfen. «Aussergewöhnliche Situation erfordern ausserordentliche Massnahmen», sagt Liga-CEO Claudius Schäfer.
Was will die Liga?
Einheitliche Regelung in ganz Europa, vor allem terminlich. Es wird auch darüber nachgedacht, dass man europaweit bis in den August spielen könnte, um die Saison der nationalen Ligen und der Uefa-Klubwettbewerbe abzuschliessen. Es ist übrigens Stand heute geplant, die Champions League und die Europa League weiter mit Hin- und Rückspiel auszutragen.
Gibts von der Liga einen Hilfstopf, allenfalls auch für die Challenge-League-Klubs?
Nein. Aber ein Hilfsangebot. Das TV- und Marketinggeld wird den Klubs normalerweise in sechs Raten gezahlt. Nun konnten die Klubseinen Vorschuss beantragen. Zentral sind einerseits die Bundeshilfen, welche natürlich auch von den Fussballklubs für die Überbrückung von Liquiditätsschwierigkeiten in Anspruch genommen werden können sowie die Möglichkeit, für alle Arbeitnehmenden (inkl. Spieler) Kurzarbeit zu beantragen.
Wenn man bis August spielt: Ist es möglich, dass ein Spieler, der zum Beispiel ab 1. Juli bei YB unter Vertrag steht, dann in die Endphase der Meisterschaft eingreift?
Das sind rechtliche Fragen, die vorab von der Fifa geklärt werden müssen. Der Weltfussballverband hat bereits signalisiert, dass man das Transferfenster eventuell anpassen muss.
Was ist mit den Spielern, deren Vertrag am 30. Juni ausläuft?
In Deutschland wurde von Rechtsspezialisten bereits die Meinung geäussert, dass Verträge bis zum Meisterschaftsende weiter laufen. Auch hier ist es möglich, dass die Fifa alles einheitlich zu regeln versucht.
Wie lange muss die Sommerpause für die Spieler zur Erholung sein?
«Wir haben jetzt eine Pause, wo sich die Körper der Spieler erholen können», sagt CEO Schäfer. Klar ist: Wenn man wirklich fertig spielen kann, dann wird es nur eine ganz kurze Sommerpause geben – oder gar keine. Die neue Saison der Super League müsste spätestens im September starten – was bedeuten würde, dass es keine oder nur eine sehr kurze Winterpause gibt.
Weiss man, wer Meister wäre bei einem Abbruch der Saison?
Nein, es ist nach wie vor ein Szenario, dass St. Gallen als aktueller Leader oder YB als Herbstmeister zum Handkuss käme. Aber auch hier wünscht sich die Liga eine einheitliche Lösung für ganz Europa. Und Uefa-Präsident Ceferin sprach sich gegen die Festlegung eines Meisters aus, wenn man nicht zu Ende spielen kann. Die Folgen wären klar: Gäbe es einen Meister, müsste man auch Absteiger bestimmen. Und diese würden sofort dagegen klagen. Auch da ist der Wunsch der Liga, dass in diesem Worst-Case-Szenario alles europäisch einheitlich festgelegt wird.
Was würde ein Abbruch für die TV-Verträge bedeuten – müssten die Liga den TV-Anstalten Geld zurückzahlen?
Die Fernsehsender möchten möglichst ihr vereinbartes Paket bekommen, das liegt auf der Hand. Das ist ein Grund, warum man unbedingt zu Ende spielen will.
Was heissen die jetzigen Ereignisse für eine mögliche Aufstockung?
Ob man auf 12 Mannschaften aufstockt auf die Saison 2021/22, sollte im März entschieden werden. Nun dürfte man es in den nächsten zwei, drei Monaten tun. Es ist anzunehmen, dass die Aufstockung unter diesen Umständen sowieso vom Tisch ist. Die sofortige Aufstockung, wie sie Xamax-Präsident Binggeli fordert, ist unrealistisch und kaum ein Thema.
Warum muss schnell über die 12er-Liga abgestimmt werden?
Wegen der Fernseh-Ausschreibung. Weil auf die Saison 2021/22 hin die TV-Verträge neu ausgehandelt werden. Die möglichen Interessenten könnten aus dem Ausland (Sky? Dazn? Eleven?) kommen und bräuchten einen Vorlauf von mehreren Monaten, um die Infrastruktur in der Schweiz zu organisieren.
Wie sieht die Liga den Fall Sion, wo Christian Constantin wieder mal Spieler rausschmeisst?
Claudius Schäfer: «Wir kennen die Fakten nicht und können daher keine Stellung nehmen. Wir gehen davon, dass alle Stakeholder des Fussballs solidarisch und den rechtlichen Vorgaben entsprechend handeln.»
Müssen die Lizenz-Unterlagen neu geprüft werden bezüglich Liquidität?
Das nationale Lizenzverfahren wurde sistiert, weil die Unterlagen bezüglich Zukunftsinformationen nicht mehr den neuen Realitäten entsprechen . «Wir analysieren die Situation und werden so schnell wie möglich kommunizieren», sagt Schäfer.
Gibt es bei der Liga Kurzarbeit oder Sparmassnahmen?
«Ja, wir haben Kurzarbeit angemeldet und alle Ausgabenpositionen werden überprüft», so Schäfer. Die Liga wird keine neuen Aufträge mehr auslösen.
Ein Kommentar von BLICK-Fussball-Chef Andreas Böni
Die Nachricht machte in den sozialen Medien die Runde. Vor drei, vier Wochen, so schrieb jemand, sei er noch übersättigt gewesen vom ganzen Fussball. «Nun, in der Corona-Krise, habe ich mich informiert, wo ich die weissrussische Liga live schauen kann …»
Der Fussball fehlt uns. Und er ruht, ausser eben in Weissrussland. Die Überlegungen, welche die Uefa nun anstellt, sie sind gut und richtig – auch wenn kein Mensch heute vorhersagen kann, wie realistisch die Pläne wirklich sind.
Aber klar ist: Spätestens im Juni soll überall der Ball wieder rollen, wenn nötig vor leeren Rängen. Und notfalls bis Ende August – damit man nachher ohne Sommerpause in die neue Saison starten kann. Das ist der richtige Versuch, auch wenn kein Mensch heute vorhersagen kann, ob es auch wirklich möglich ist.
Wichtig ist so oder so, dass die Fifa knallhart entscheidet. Und für alle Länder und Ligen die gleichen Voraussetzungen schafft. Das heisst: Der Weltfussballverband muss bestimmen, ob die Verträge, welche normalerweise bis zum 30. Juni laufen, bis Meisterschaftsende ihre Gültigkeit behalten. Ob Spieler, die eigentlich am 1. Juli zu ihrem neuen Klub wechseln, dies erst nach Ablauf der Meisterschaft tun dürfen. Und wie lange man überhaupt die Saisons hinauszögern darf.
Wie in der Schweiz, wo nun der Bundesrat im Moment alles für die ganze Schweiz regelt, muss auch der Fussball mit einer Stimme sprechen. Denn sonst endet alles im Chaos.
Ein Kommentar von BLICK-Fussball-Chef Andreas Böni
Die Nachricht machte in den sozialen Medien die Runde. Vor drei, vier Wochen, so schrieb jemand, sei er noch übersättigt gewesen vom ganzen Fussball. «Nun, in der Corona-Krise, habe ich mich informiert, wo ich die weissrussische Liga live schauen kann …»
Der Fussball fehlt uns. Und er ruht, ausser eben in Weissrussland. Die Überlegungen, welche die Uefa nun anstellt, sie sind gut und richtig – auch wenn kein Mensch heute vorhersagen kann, wie realistisch die Pläne wirklich sind.
Aber klar ist: Spätestens im Juni soll überall der Ball wieder rollen, wenn nötig vor leeren Rängen. Und notfalls bis Ende August – damit man nachher ohne Sommerpause in die neue Saison starten kann. Das ist der richtige Versuch, auch wenn kein Mensch heute vorhersagen kann, ob es auch wirklich möglich ist.
Wichtig ist so oder so, dass die Fifa knallhart entscheidet. Und für alle Länder und Ligen die gleichen Voraussetzungen schafft. Das heisst: Der Weltfussballverband muss bestimmen, ob die Verträge, welche normalerweise bis zum 30. Juni laufen, bis Meisterschaftsende ihre Gültigkeit behalten. Ob Spieler, die eigentlich am 1. Juli zu ihrem neuen Klub wechseln, dies erst nach Ablauf der Meisterschaft tun dürfen. Und wie lange man überhaupt die Saisons hinauszögern darf.
Wie in der Schweiz, wo nun der Bundesrat im Moment alles für die ganze Schweiz regelt, muss auch der Fussball mit einer Stimme sprechen. Denn sonst endet alles im Chaos.