Als neuen Hristo Stoichkov feiern ihn die Medien zu Beginn seiner Karriere, als kommenden bulgarischen Weltstar. Mit 11 von einem italienischen Talentscout entdeckt, mit 12 der Wechsel zur US Lecce, mit 15 das Debüt für die erste Mannschaft, als jüngster Ausländer in der Geschichte der Serie A. Der Aufstieg? Kometenhaft. Fiorentina, Juventus, ManCity.
Warum spielt so einer nun bei Lausanne? Valeri Bojinov (31) wird nachdenklich, zögert einen Moment, greift zur Mineralwasserflasche, die vor ihm auf dem Tisch steht. Er sucht die Augen seiner Freundin Biljana, umklammert den Flaschenhals: «Wenn ich die jetzt zerbrechen würde, dann kann ich das Ding zwar irgendwie wieder zusammenkleben, aber die Flasche wird nie mehr sein, was sie einmal war!»
So wie er nie mehr das wurde, was er vor seinen Verletzungen gewesen war. Bei ManCity zerbricht der Flaschenhals, linkes Knie, ein Jahr Pause. Danach reisst die Achillessehne. Noch Jahre später habe er Schmerzen verspürt, auch mental sei es schwierig gewesen, so Bojinov.
Bei Parma findet der Stürmer zurück in die Spur, dann wirft ihn wieder eine Verletzung zurück, via Sporting, Lecce und Levski Sofia landet er bei Partizan Belgrad. Dort trifft er wie am Fliessband, im Winter der Wechsel nach China, Meizhou Hakka, zweite Liga.
Viel Geld, wenig Ahnung von Fussball. «Dort haben sie ein anderes Verständnis für Fussball. Statt am Spielerischen zu feilen, haben wir zweimal je drei Stunden pro Tag Kondition trainiert», sagt Bojinov. Er sei jetzt noch geschlaucht von dieser harten Zeit, deshalb müsse man noch etwas Geduld mit ihm haben. «Ich habe etwas an Explosivität verloren.»
Er freut sich, endlich wieder professionell zu trainieren. Und er ist begeistert von seinem Coach, Fabio Celestini. «Der wird mal ein ganz, ganz grosser Trainer, davon bin ich überzeugt. Der Mann hat eine Vision vom Fussball. Wir spielen attraktiv, offensiv, das kommt mir entgegen», schwärmt Bojinov, der unter Grössen wie Zdenek Zeman, Cesare Prandelli, Didier Deschamps und Sven-Göran Eriksson spielte.
Liebe auf den zweiten Blick
Celestini müsse solche Vergleiche nicht scheuen. Der Trainer sei auch der Grund gewesen, warum er in die Schweiz und nicht in die Türkei oder nach Griechenland gegangen sei. «Dort hätte ich mehr verdienen können, aber Celestini hat mich in einem persönlichen Gespräch von einem Wechsel überzeugt.»
Bereut hat er seine Entscheidung nicht, Lausanne sei wunderschön, die Lebensqualität hoch, die Super League eine gute Liga, die Schweiz im Zentrum Europas und nicht am Ende der Fussballwelt. «Wenn ich hier Tore schiesse, dann bekommen es die Leute auch mit. Wenn ich in China spiele, bin ich weit, weit weg.»
Dass seine serbische Freundin Biljana Doll (41) in St. Gallen aufgewachsen und eng mit der Schweiz verbunden ist, hat Bojinovs Entscheidung ebenfalls erleichtert. Vor zwei Jahren haben sich die beiden in Belgrad kennengelernt, Valeri spielte für Partizan, Biljana, die Ex-Frau von Ex-Dortmund-Coach Thomas Doll, führte eine Concierge-Agentur.
Es sei Liebe auf den zweiten Blick gewesen, sagt Biljana, man habe sich acht Monate gekannt bis man zusammen gekommen sei. Auf Instagram lässt Biljana ihre über 16’000 Follower an ihrem Glück teilhaben, unzählige Bilder symbolisieren, dass sich da Zwei gefunden haben – und die Super League ein Glamour-Paar hat. Biljana regelt alles, was ausserhalb des Fussballplatzes passiert, ist nicht nur Freundin sondern auch Beraterin in allen Lebenslagen.
Es scheint zu funktionieren. Seit die 41-Jährige in seinem Leben ist, gehts für Bojinov wieder aufwärts. Auch wenn er weiss, dass er kein zweiter Hristo Stoichkov mehr werden wird.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 36 | 48 | 70 | |
2 | Servette FC | 36 | 8 | 59 | |
3 | BSC Young Boys | 36 | 7 | 57 | |
4 | FC Luzern | 36 | 7 | 52 | |
5 | FC Lugano | 36 | -3 | 52 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 36 | 8 | 51 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 37 | 0 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 37 | 1 | 52 | |
3 | FC Sion | 37 | -8 | 44 | |
4 | FC Winterthur | 37 | -27 | 37 | |
5 | Grasshopper Club Zürich | 37 | -12 | 36 | |
6 | Yverdon Sport FC | 37 | -29 | 36 |