Seine Augen leuchten. Sein meist grimmiger Blick weicht einem Lächeln der Entzückung. Der umtriebige, für viele verrückte Sion-Präsident steht vor seinem neuen Spielzeug, einer Piaggio Avanti P 180. Das ist nicht die neuste Vespa, sondern ein schmucker Privatjet. Christian Constantin hat die Propellermaschine zusammen mit Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb gekauft. Kostenpunkt?
CC liefert seine Standardantwort, wenn es um Geld geht: «Ich habe ein schlechtes Zahlengedächtnis.» Schiebt nach: «Der Jet kostete so viel, wie ich bezahlen musste …» Wir helfen nach: Für das Schmuckstück muss man rund 7 Mio. Franken hinblättern.Die Maschine fällt schon optisch auf: bauchig, die Propeller hinter den Tragflügeln, kecke Stützflügel an der Bugspitze. Sie ähnelt den sogenannten Entenflugzeugen. Es ist ein sparsames, für ein Propellerflugzeug schnelles Vehikel. Maximalgeschwindigkeit: 730 km/h. Durchschnittliche Reisegeschwindigkeit: 640 km/h.
«Wie sonst kann ich an einem Tag morgens in Sitten starten, am Mittag in Zürich zum Lunch, um 15 Uhr in Genf an einer Sitzung und abends beim Spiel im Letzigrund sein?», antwortet CC auf die Frage nach dem Warum. Es ist eine seiner rhetorischen Antworten, die er dann bemüht, wenn etwas für ihn selbstverständlich ist. Dann wird er zum Alltags-Philosophen: «Man gewinnt Zeit. Denn der wahre Reichtum des Menschen ist die Zeit, die einem zum Leben bleibt – und was man daraus macht.» Uff!
Schauen wir mal, was CC daraus macht – BLICK ist einen Tag dabei. Start auf dem Flughafen Sitten. Eine Militärbasis. Sportchef Fredy Chassot rast mit dem Porsche Cayenne von CC um die Ecke. CC hat Verspätung. Er ruft an. «Fünf Minuten», es wird eine halbe Stunde. «Es ging um ein Appartement von einer Million.» Eine Entschuldigung für Verspätungen gibts von ihm nie. Es ist halt so. Pilot Nicolas Ducommun ist längst bereit. Begrüssung. Sitzverteilung der weissen Leder-Fauteuils mit goldenen Schnallen und Spots. Los gehts. 11.17 Uhr. Wir heben ab.
33 Minuten später Touchdown in Kloten nach zehnminütigem Kreisen. «Sitten–Genf schaffe ich in 18 Minuten», sagt CC. Das Vögelchen wird direkt neben einem weiteren Avanti parkiert. Einem mit Ferrari-Logo. «Die Scuderia besitzt drei Maschinen. Eine für den CEO, je eine für die Piloten Alonso und Massa.» Dieser Fakt macht CC, den Italien-Fan, noch ein bisschen stolzer.
Dass er nun Privatjet-Mitbesitzer ist, hat er einem Rennfahrer zu verdanken. Loeb, Wohnort Rolle VD am Genfersee, ist der erfolgreichste Rallye-Pilot aller Zeiten! 7-mal Weltmeister in Folge.
Kennengelernt hat CC den Rallye-Superstar dank Pilot Ducommun, der im Mandatsverhältnis sowohl den Walliser wie auch den Elsässer flog. Zuerst hatte man die Idee, zu viert oder fünft einen Jet zu kaufen. «Loeb sagte mir dann: Du, das machen wir doch alleine.»
Zurück nach Zürich. Ab ins Taxi. Destination Baur au Lac. Der Mann am Steuer verfährt sich im Dschungel der Flughafenstrassen. Er landet in der Werft. CC sagt ihm auf Französisch: «Hast du eine Geliebte hier? Ist das dein erster Arbeitstag? Soll ich ans Steuer?» Der Iraner versteht kein Wort. Als CC ein Luft-Steuerrad dreht, müssen beide lachen.
Im Baur au Lac wartet die GC-Supportervereinigung Blue Label Club mit Heinz Spross an der Spitze. Der GC-Verwaltungsrat hat CC zu einem Stehlunch eingeladen. Die Mitglieder sind beeindruckt vom Mann, den sie bislang nur aus TV-Interviews kannten. Als Dankeschön gibts eine Flasche Glen Grant, einen Speyside Whisky. Jahrgang 1957. Das CC-Geburtsjahr.
13.50 Uhr. Der Iraner ist wieder da. Zurück zum Flughafen. Diesmal müssen wir ihm nicht sagen, wo er langfahren muss. 14.28 Uhr. Wieder in der Luft. 15 Uhr. Landung in Genf. Um Zeit zu sparen, hat CC das Meeting mit der Spitze von Baumarkt-Gigant Hornbach in der RUAG-VIP-Lounge angesetzt. 100 Schritte von der Maschine zur Sitzung. CCs Anwalt Alexandre Zen-Ruffinen stösst dazu. Hornbach will in Riddes eine 1. Filiale in der Romandie eröffnen. Kosten: 70 Mio. Franken. Auch für CC ein Grossprojekt.
16.54 Uhr. Abheben. CC isst Früchte. Dann gibts einen Walliser Teller und ein Glas Wein. Die Zeit reicht nicht, um in Ruhe zu essen. 17.20 Uhr. Zurück in Kloten. CC verabschiedet sich von der Crew. Nach dem Spiel kann er wegen des Nachtflug-Verbots in Zürich nicht mehr starten. CC wird das Auto nehmen müssen. Fertig lustig mit grenzenloser Freiheit 12 000 Meter über Meer. Rush Hour in Zürich. Die Taxifahrt dauert fast doppelt so lang wie der Flug von Genf nach Zürich.
Letzigrund. CC verschwindet in den Katakomben, will den Puls des Teams fühlen. Das Spiel schaut von der Tribüne aus. Alles läuft nach Plan. 2:0 zur Halbzeit. Umstrittener Penalty inklusive. Hat die Androhung eines Schiri-Fehler-TV-Spots genützt? «Ich habe die Szene von hier oben nicht genau gesehen. Warten wir die TV-Bilder ab.» Weils so gut läuft, verzichtet CC auf den Pausenbesuch in der Kabine. In der Blue Label Lounge trifft er sich mit Ex-GC-Boss Roger Berbig. Küsschen. CC gefällts in luftiger Höhe. Die 2. Halbzeit schaut er sich von hoch oben an. Aber nicht hinter Glas, das lässt die Fussballerseele nicht zu.
Abpfiff. Ein paar Fans bitten ihn um Autogramme, schies-sen Fotos. Für einen Präsidenten einmalig. TV-Interview. Kurze Gratulation in der Kabine. Anderntags stehen für den erfolgreichen Geschäftsmann weitere Termine an. In Marrakesch gehts um ein gewaltiges Hotelprojekt, in Strassburg um ein Stadion für die EM 2016, und dann ist noch Paris auf dem Reiseplan. Am Weekend fliegt Loebs Frau zu ihrem Weltmeister nach Cardiff zum letzten WM-Lauf. CC braucht die Ente dann nicht. Sion spielt im Tourbillon gegen St. Gallen.