Bei einer Fifa-Podiumsdiskussion in Zürich wurde Thomas Hitzlsperger etwas wichtiges gefragt. Ob es nötig sei, dass man aufstehst und über seine homosexuelle Orientierung redet, wollte Clarence Seedorf wissen. Er sehe keine Heterosexuellen, die das machen: «Warum ist es etwas, über das man reden muss?» Die «Welt» hält das Gespräch der beiden Grössen fest.
Thomas Hitzlsperger (34) ist ein ehemaliger Fussballprofi, der erste in Deutschland, der sich als schwul geoutet hat. Clarence Seedorf (40) ist ein Fussball-Weltstar. Der Holländer hat mit drei verschiedenen Klubs die Champions League gewonnen.
Und seine Frage ist gut. Die Antwort von Hitzlsperger auch: «Natürlich sagen Leute, dass es kein Problem sein sollte. Ich wünschte, es wäre kein Problem. Aber es ist immer noch eines.» Und Hitzlsperger widerspricht auch Seedorfs Ansicht, dass Heterosexuelle nicht über ihre sexuelle Ausrichtung reden: «Immer, wenn ich über einen Fussballer lese, der seine Frau betrogen hat – sorry, das passiert – wird über seine Sexualität geredet. Immer, wenn ich ins Büro gehe und auf dem Schreibtisch meines Kollegen ein Foto der Partnerin sehe, sagt er mir, dass er heterosexuell ist.»
Das erkläre auch, warum er sich nach der Karriere geoutet habe und warum es so wichtig sei, über Homosexualität zu reden. «Viele Leute haben Probleme mit ihrer eigenen Sexualität. Fussballer sind für viele Vorbilder. Wenn sie aufstehen, können sie etwas verändern.»
Hitzlsperger hat Seedorf beeindruckt: «Es ist das erste Mal, dass ich eine solche Erklärung gehört habe«, sagt der Holländer. «Du redest vom grossen Ganzen». Er wünsche sich, dass es andere ebenso erklären würden: «Das würde auch die Einstellung derer, die die Erklärung empfangen, ändern.» (pam)