Blick: Ihr erstes Interview in der Schweiz! In der Türkei wäre ein Monat ohne Medien unvorstellbar.
Batuhan Karadeniz: In der Türkei ist der Rummel auch abseits des Platzes immer gross. Wenn ich abends mal raus bin, ist es gleich fantasievoll ausgeschmückt in der Zeitung gestanden. Darum ist es hier schöner, da werde ich in Ruhe gelassen.
Haben Sie die Türkei verlassen, weil kein Klub Sie haben wollte?
Nein! Ich hatte andere Möglichkeiten. Aber es war Zeit fürs Ausland. Ich hätte sicher auch einen anderen Verein gefunden, eben erst war ich ja noch in der Nationalmannschaft.
Hat sich Trainer Fatih Terim, unter dem Sie mit 17 in der Nati debütierten, an Sie erinnert?
Ja, ich war im Herbst für die zwei EM-Quali-Spiele gegen Lettland und Holland im Kader.
Was heisst das für die EM 2016?
Ich kann jederzeit wieder ein Aufgebot bekommen und habe die Hoffnung auf die Europameisterschaft nicht aufgegeben. Auch darum will ich mich in St. Gallen zeigen.
In welcher Rolle sieht Sie Trainer Zinnbauer?
Er hat sicher ein paar Ideen, wie er mich einsetzen will. Durch meine Grösse bin ich es gewohnt, einzige Spitze zu sein. In diesem System war ich immer erfolgreich.
Gegen Basel haben Sie Ihre ersten 18 Minuten gespielt.
Ich war glücklich, dass ich mein Debüt gegen Basel und auch noch in diesem Stadion geben konnte. Noch viel schöner wäre natürlich gewesen, wenn wir das Spiel gewonnen hätten.
Gegen Basel ist dies schwierig …
... es gibt nichts Schwieriges im Fussball. Man muss lernen, mit Schwierigkeiten umzugehen.
Es war Ihr erstes Spiel seit der Suspendierung bei Sivasspor im September.
Ich finde es gut, dass ich vier Monate nicht spielte! In dieser Zeit habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie es mit meiner Karriere weitergehen soll.
Die war geprägt von Eskapaden: Disziplinprobleme, Nachtleben, Delikte.
Ich bin sehr jung Fussballer geworden. Ich war schon mit 15 Profi. Mit 17 habe ich erstmals in der Nationalmannschaft gespielt. Schon mit 17 habe ich Millionen verdient.
Schwierig, damit umzugehen?
Welcher junge Kerl, der schon mit 17 mehrere Millionen bekommt, würde sich nicht mal Sachen erlauben, die nicht sehr schlau sind? Viele Leute machen Fehler. Auch ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht. Entscheidend ist jetzt, dass ich daraus lerne und reifer werde.
Hat Ihnen jemand gefehlt, der Sie hätte schützen können?
Nein, ich hätte sowieso meinen eigenen Kopf durchgesetzt. Ich hätte niemanden dreinreden lassen.
Ist St. Gallen der richtige Ort für Ihren Neuanfang?
Mir gefällt es. Es ist schön, ruhig, und alles läuft diszipliniert ab. Der Klub ist professioneller als viele in der Türkei. Der Trainer, der Staff, die Mitspieler und der Vorstand sind mir sehr behilflich. Auch die Fans habe ich schon sehr gerne bekommen. Sie machen tolle Stimmung.
Ihre Frau lebt noch in der Türkei?
Leider ja. Ich bin sehr dankbar, dass mir der Verein hilft, das Visum für sie möglichst schnell zu bekommen. Wenigstens bin ich dank meinem Dolmetscher nie alleine!
Schiessen Sie am Samstag gegen YB Ihr erstes Tor?
Wenn ich spiele und eine Chance bekomme, dann werden wir ein Tor von mir sehen.