Sportkardiologe klärt auf
Sind Sportler anfälliger für Herzprobleme als andere?

Sportkardiologe Christian Schmied sagt, was es mit Herzproblemen bei Profi-Sportlern auf sich hat. Und wie viel gute Prävention wert ist.
Publiziert: 14.11.2023 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2023 um 07:56 Uhr
Raphael Dwamena (†28) verstarb nach einem Herzversagen.
Foto: Daniela Frutiger/Freshfocus
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Die Tragödie, die sich um den Tod von Raphael Dwamena (†28) abgespielt hat, ist leider kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren kam es bei Fussballern schon zu ähnlichen Zwischenfällen.

Im Jahr 2003 verstarb der Kameruner Marc-Vivien Foé (28†) im Confed-Cup-Halbfinal an einem Herzversagen. Der Däne Christian Eriksen (31), der heute mit Defibrillator spielt, kollabierte an der EM 2021 auf dem Rasen. Auch dem Holländer Bas Dost (34) ist dieses Schicksal vor wenigen Wochen widerfahren. Dost sackte aufgrund eines entzündeten Herzmuskels auf dem Feld zusammen, überlebte aber dank guter Erster Hilfe ohne Folgeschäden.

Sport führt normalerweise zur Verbesserung des Herzens

Sind Sportler etwa besonders anfällig? Fakt ist: Intensiver Ausdauersport führt zu Veränderungen am und im Körper. Auch wenn Spätschaden beachtet werden müssen: Es kommt normalerweise zu einer Verbesserung der Leistung des Herzens, nicht andersrum.

«Profi-Sportler leiden nicht häufiger an Herzversagen als andere Menschen», sagt Professor Christian Schmied, der auf dem Gebiet Sportkardiologie spezialisiert ist und am Unispital Zürich und an der Hirslanden Klinik Zürich arbeitet. Seit dem tragischen Todesfall von Foé berät er zudem die FIFA als Experte auf dem Gebiet.

Schmied: «Sport ist natürlich nach wie vor gesund, aber er kann eben auch Rhythmusstörungen auslösen, wenn eine Herzkrankheit zugrunde liegt. Entscheidend ist eine adäquates und regelmässiges Screening, um zugrundliegende Herzerkrankungen zu erkennen.»

Um solche Zwischenfälle zu verhindern, würden Profi-Sportler regelmässig auf Herz und Niere geprüft. «Bei ihnen schaut man besonders genau hin. Bei auffälligen Befunden im Basisscreening werden weitere Abklärungen gemacht. Mit guter Prävention kann man vieles verhindern. Zudem sind lebensrettende Sofortmassnahmen auf dem Platz entscheidend. Das hat man eindrücklich bei Christian Eriksens Herzstillstand gesehen. Jeder Verein, aber auch jeder Sportler sollte sich die Frage stellen, ob sie oder er in einer solchen Situation gewappnet wäre und entsprechende Hilfemassnahmen leisten könnte.»

Schmied kannte Dwamena

Dank der Screeninuntersuchungen hat man auch Dwamenas Herzfehler entdeckt. Beim Medizincheck in Brighton ist der Ghanaer 2017 durchgefallen, ein Wechsel nach England platzte anschliessend. Zurück in Zürich, hat der FCZ Schmied kontaktiert, um den Klub bei den Untersuchungen zu unterstützen.

Nach weiteren Abklärungen musste Dwamena einen Chip, der Herzrhyhthmusstörungen aufzeichnet, tragen. Ein Jahr später brauchte der Ex-Profi einen Defibrillator, liess sich diesen jedoch später, trotz Warnungen von allen Seiten, auf eigenen Wunsch wieder entfernen.

Mit einem Defibrillator, wie ihn auch ManUtd-Profi Christian Eriksen nach seinem Herzstillstand trägt, wäre das Risiko für einen tödlichen Zwischenfall nicht ganz weg gewesen, aber drastisch minimiert worden. Schmied: «Auch der Defibrillator bietet keine 100%ige Sicherheit, Aber klar ist: Zu einem sehr hohen Prozentsatz hilft er.» (par)

«Den Defibrillator konnte er mit dem Glauben nicht vereinbaren»
1:43
Blick-Dubach zu Dwamena (†28):«Defibrillator konnte er mit Glauben nicht vereinbaren»
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