Yann Sommer tritt ins Fettnäpfchen
«Müssen auch mal einen Krampf vortäuschen»

Einen Krampf vortäuschen, um Zeit zu schinden? Viele tun es, keiner redet darüber. Bis auf Nati-Goalie Yann Sommer. Und das gibt zu reden.
Publiziert: 28.03.2019 um 02:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2019 um 09:00 Uhr
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Trotz 3:0-Führung geht die Schweiz gegen die Dänen am Ende nur mit einem Punkt vom Feld.
Michael Wegmann und Martin Arn

Die Nati vergeigt gegen Dänemark in den letzten neun Minuten einen 3:0-Vorsprung. Goalie Yann Sommer zu Radio SRF: «Wahrscheinlich fehlte uns eine Portion Cleverness. Wir müssen daraus lernen und in gewissen Situationen auch mal auf dem Boden liegen bleiben und einen Krampf vortäuschen. So können wir den Druck aus dem Spiel nehmen.»

Der ehemalige Nati-Star Georges Bregy schüttelt ob Sommers Aussage den Kopf und meint: «Da fehlte auch Sommer eine Portion Cleverness, sonst hätte er das nicht öffentlich gesagt.» Bregy – ebenfalls ein Schlitzohr auf dem Platz – meint weiter: «Einen Krampf vortäuschen, das war früher die Spezialität der Italiener. Ich selber war ein Krampfer, habe aber nie einen Krampf vorgetäuscht. Vielleicht bin ich aber ab und zu bei einer Berührung länger liegen geblieben.» 

Der ehemalige Nati-Flügel Daniel Gygax sagt: «Hätte er eine Nacht darüber schlafen können, hätte er dies sicher nicht so gesagt. Aber im Grundsatz hat Yann recht: Die Schweizer waren zu wenig clever, hätten das Spiel verschleppen müssen. Dafür gibts aber andere Möglichkeiten.»

Auffallend: Als Vladimir Petkovic den überragenden Regisseur Granit Xhaka in der 79. Minute vom Feld nimmt, gehen Ordnung und Stilsicherheit komplett verloren.

Xhakas Auswechslung als Grund für den Zerfall? Sommer: «Das ist zu einfach. Er ist ein toller Spieler, keine Frage. Aber wir haben einen breiten Kader mit genügend Qualität.»

Mangelnde Routine

Qualität ja, aber der Nati fehlt am Dienstag auch Routine. Denn neben Xhaka stehen in der heiklen Schlussphase fünf weitere Stammspieler nicht auf dem Platz: Milan-Verteidiger Ricardo Rodriguez muss zur Pause angeschlagen raus. Captain Stephan Lichtsteiner sitzt auf der Bank, Fabian Schär, Xherdan Shaqiri und Haris Seferovic sind verletzt. Diese sechs kommen zusammen auf 428 Länderspiele. Fehlende Cleverness, mangelnde Routine – vielleicht waren aber auch einfach die Dänen in der Schlussphase ziemlich gut. 

Und übrigens: Es ist zwar bei weitem nicht das erste Mal, dass unsere Nati einen deutlichen Vorsprung preisgibt. Doch wann kassierte sie zum letzten Mal drei Treffer innert neun ­Minuten? Vor 60 Jahren! Am 25. Oktober 1959 brauchten die Ungarn beim 8:0 nur 6 Minuten für drei Tore.

Den schnellsten Hattrick der Nati-Geschichte kassieren wir an der Heim-WM 1954 beim 5:7 in den Viertelfinals gegen Österreich. Die Schweiz führt bis zur 19. Minute mit 3:0 durch Ballaman und einen Doppelpack von Seppe Hügi. Die Ösis gleichen innert drei Minuten aus! Immerhin setzte es am Dienstag gegen die Dänen keine Niederlage ab.

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