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Kriegsflüchtling: «Mein ganzes Leben als Meisterstück» nennt Valon seine Tattoos auf seinem durchtrainierten Body.

Foto: TOTO MARTI

Max Kern (Text) und Toto Marti (Fotos)

Wer lässt sich Stacheldraht, Patronenhülsen und zerbombte Häuser auf seinen Körper stechen? Valon Behrami (32) hats in der Sommerpause getan.

Der 75-fache Internationale nennt das Werk des neapolitanischen Tattoo-Künstlers Gianluca Ferraro «Mein ganzes Leben als Meisterstück».

Wir sehen einen kleinen Jungen, der barfuss mit einem Ball am Fuss eine Strasse entlang läuft. Zerbombte Häuser. Bomber am Himmel. Stacheldraht, Patronenhülsen. Eine unversehrte Brücke, und ganz oben, gleich unter Behramis Kniescheibe, eine Friedenstaube.

Eine Brücke als Symbol für die verschiedenen Ethnien

Behramis Erinnerung an seine schwere Jugend, die Flucht in die Schweiz – und die unbeschwerte Zeit danach.

Die Kriegs-Szenen sind aus dem Jahre 1989, als der Konflikt zwischen Serben und Albanern im Kosovo zu eskalieren beginnt. Die Brücke über den Fluss Ibar, die den serbischen und den albanischen Teil verband, ist mittlerweile dank EU-Hilfe wieder aufgebaut worden. Der Übergang soll symbolhaft eine Brücke für die verschiedenen Ethnien in Behramis Geburtsstadt Mitrovica sein.

Behrami gestern zu BLICK: «Ich kann mich nicht mehr wirklich an den Krieg erinnern. Ich war erst vier Jahre alt damals. Aber mein Vater hat mir davon erzählt. Er ist verprügelt worden. Da entschied er, dass es für ihn und seine junge Familie in Mitrovica keine Zukunft mehr gibt.»Das zerbombte Haus in Behramis Tattoo stellt das ehemalige Heim seiner Grosseltern dar, das im serbischen Teil der Stadt lag. Es wurde von den Serben in Schutt und Asche gelegt.

Möglicherweise nur gegen Lettland im Einsatz

Die Behramis flüchten Anfang 1990 in die Schweiz. Und nachdem ein Ausweisungsantrag dank der Tessiner Bevölkerung abgelehnt wird, ist Behrami mit seiner Familie in der Schweiz überglücklich. Seit 12 Jahren trägt er in der Fussball-Nati die Schweizer Farben. Vielleicht auch am Donnerstag beim WM-Qualifikationsspiel in St. Gallen gegen Andorra (20.45 Uhr auf BLICK in Ticker und Stream).

Vielleicht? Behrami, der in der Sommerpause von Watford zu Udinese wechselte: «Ich habe im Klub erst sieben Tage mit der Mannschaft trainieren können. Ich brauche zwar Spielpraxis. Aber wenn ich schon den ersten Match gegen Andorra durchspiele, bin ich vielleicht am Sonntag gegen Lettland kaputt. Es ist möglicherweise besser, wenn ich erst das zweite Spiel mache.»

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