Nati-Liebling Breel Embolo
«In Kamerun rennen viele mit dem FCB-Trikot herum»

Breel Embolo (18) ganz privat: Über seine Kindheit in Kamerun. Seine Familie in der Schweiz. Und warum er nicht zu Wolfsburg wechselte.
Publiziert: 10.10.2015 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 16:14 Uhr
Quali geschafft! Embolo (mit verstauchtem Daumen) umarmt Coach Petkovic.
Foto: Toto Marti, Instagram
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Von Andreas Böni und Max Kern

SonntagsBlick: Breel, als Sie mit 17 jüngster Schweizer Champions-League-Torschütze wurden, machten Sie gleich die ersten Erfahrungen mit Leser-Reportern. Wie kams?
Breel Embolo:
Ich musste morgens um sieben am nächsten Tag zur Berufsschule, weil ich zwei Tests hatte. Ich hielt einem anderen Schüler die Tür auf, der filmte mich danach offenbar und schickte alles an blick.ch. Das war schon schräg. Mein Bruder meinte: Wenn dieser Leser-Reporter Geld dafür bekommt, drehen wir das Video das nächste Mal selbst ... (lacht)

Sie haben das KV beendet. Wie wichtig war eine abgeschlossene Lehre für Sie?
Sehr wichtig. Ich habe mich auch darum bei allen Lehrern und Menschen in meinem Lehrbetrieb mit Trikots bedankt. Ein Lehrer hat mir zum Beispiel abends um sieben Uhr immer Nachhilfestunden gegeben, damit ich den verpassten Stoff nachholen konnte. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin sehr dankbar für diese Unterstützung.

Was haben Sie bei Ihrem Lehrbetrieb, dem Nordwestschweizer Fussball-Verband, konkret gemacht?
Zum Beispiel Schiedsrichter eingeteilt oder Bussen verschickt. Erst dachte ich: «Kann ja nicht sein, dass ich jetzt einen Fussballer für fünf Wochen sperren muss.» Dann merkte ich: Regeln sind Regeln. So habe ich unter anderem auch gelernt, heute zwei Mal zu überlegen, ob und was ich mit dem Schiedsrichter rede.

Sie lebten in Yaoundé, der Hauptstadt von Kamerun. Wie wuchsen Sie auf?
In einem ruhigen Quartier, Mittelschicht, keine Armut. Meine Eltern trennten sich früh. Als ich etwa fünf Jahre alt war, ging meine Mutter nach Frankreich, um dort eine Schule zu besuchen. Sie lernte einen Mann kennen, einen Schweizer. Sie verliebten sich und zogen nach Basel. Mein Bruder und ich lebten während dieser Zeit in Kamerun bei einer Tante und kamen dann nach. Ich war sechs Jahre alt.

Wie gut ging das mit Deutsch?
Ich habe die Sprache schnell begriffen, ging in Basel direkt in eine Fremdsprachen-Klasse. Mein Bruder, er ist vier Jahre älter, hatte mehr Mühe. Er war in Kamerun schon eingeschult und an Französisch gewöhnt. Also ging er erst in Frankreich zur Schule. Inzwischen spricht er aber auch Deutsch. Und ich kann dank Paulo Sousa jetzt neben Französisch und Deutsch auch noch ganz gut Englisch. Das war ja die Amtssprache unter ihm.

Wie reden Sie zu Hause?
Mit meiner Mutter Französisch, mit meinem Bruder Französisch und Deutsch, mit meinen kleinen Halbschwestern Deutsch.

Wie alt sind die beiden Schwestern?
8 und 12. Sie vermissen mich, weil ich viel unterwegs bin. Vor allem die kleinere verstehts noch nicht, dass ich Fussballer bin. Dann fragt sie: «Wohin gehst du?» Ich: «Nach Polen.» Sie: «Was machst denn du in Polen?» Aber im Stadion haben sie dann doch Freude. Mein Bruder besucht die Uni in Strassburg, studiert Recht.

Mit Ihrem leiblichen Vater in Kamerun haben Sie noch Kontakt?
Ja, sehr viel. Das Verhältnis – auch zu meiner Mutter – war immer gut. Ich gehe regelmässig nach Kamerun in die Ferien. Ich habe da ein paar Halbbrüder, zu denen ich aber nicht so einen engen Draht habe.

Wie ist es für Sie, die alte Heimat zu besuchen?
Komisch. Wenn ich hier bin, vergesse ich alles. Komme ich da an, weiss ich genau: Dort fährt jener und jener Bus. Und die Leute da sind völlig fussballverrückt. Die wissen alles von meinen Mitspielern. Zum Beispiel, dass Gashi für Albanien nominiert wurde. Wie viele Punkte Vorsprung wir auf Sion haben. Das ist krass. Ich bringe jeweils Dutzende Leibchen mit, es rennen viele mit diesen Trikots rum.

Das Schweizer Nati-Leibchen nehmen Sie auch mit oder wäre das eine Provokation?
Nein, gar nicht. Meine Familie ist stolz auf mich und unterstützte mich von Anfang an. Und eben, die schauen sich auch unser Aufgebot ganz genau an. Mein Vater sagte mir: «Gratulier dem Zuffi, dass er das erste Mal dabei ist ...»

Haben Sie in der Schule mal Rassismus erlebt?
In der Schule weniger. Auf dem Fussballplatz kommt es schon vor, wenn einer sauer ist, weil er grade verliert. Dann teilt vielleicht einer ein Wort wie «Scheiss-Schwarzer» aus. Aber wir konnten beim FC Basel schon jung mit einem Mental-Trainer arbeiten. Ich war auf solche Situationen vorbereitet. Wenn am Wochenende genau das passiert, was du am Dienstag mit dem Mental-Trainer besprochen hast, dann lachst du drüber. Wenn du nicht reagierst, dann ist es für den anderen noch ärgerlicher.

Das SonntagsBlick-Handy – es dient gerade als Diktiergerät – klingelt. Der Name «Alex Frei» leuchtet auf dem Bildschirm auf. Breel Embolo lächelt schelmisch, geht ran. «Wer ist da? Was wollen Sie?» Alle am Tisch und rundherum lachen. Erst als Embolo den Nati-Rekordtorschützen «Hoi Maischter» nennt, erkennt ihn dieser. «Ein toller Typ», sagt Frei. «Tschau Maschine», verabschiedet ihn Embolo.

Breel, was haben Sie mit Ihrem ersten Lohn gemacht?
Meine ganze Familie eingeladen. Ich habe noch zwei Cousins in Biel und einen in Basel. Ich habe bezahlt, auch für alle Tanten und Onkel.

Sind Sie religiös?
Ich bin katholisch, ja. Ich glaube an Gott, ich bin so aufgewachsen und erzogen worden. In die Kirche gehe ich nicht mehr allzu oft, weil wir viel unterwegs sind.

Als Sie mit 9 Jahren bei Nordstern waren, sollen Sie vor dem Rauswurf gestanden haben.
Wir waren eine ganz lustige Gruppe, die manchmal etwas zu lebendig war. Jeder hat mit Fussball angefangen, weil da Freunde mitspielten. Für uns war es das Grös­ste, Samstag und Sonntag spielen zu dürfen; erst beispielsweise mit den C-Junioren, dann mit den A-Junioren. Aber unter der Woche fehlte manchmal dann die Disziplin.

Das heisst?
Wir waren alle zusammen in der Schule und hatten einen starken Zusammenhalt. Also wenn einer dann nicht zum Training konnte, weil er beispielsweise krank war und zu Hause bleiben musste, zockten wir zu dritt Playstation statt zu trainieren. Noch wichtiger als das Fussballspielen war, dass wir zusammen sein konnten.

Sie wechselten über Old Boys Basel zum FCB. Und verpassten in der U16 mal den Bus.
Diese Story stimmt. Ich setzte mich aufs Trottoir und wartete stundenlang.

Warum?
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, ich fühlte mich schuldig. Ich wartete, bis die Spieler zurückkamen, stundenlang. Jener Jahrgang war wie meine Familie. Als sie dann ankamen und erzählten, dass wir gewonnen hatten, gings mir besser. Am nächsten Tag konnte ich darüber lachen.

Nun Ihr steiler Aufstieg. Wolfsburg bot im Sommer 25 Millionen Franken Ablöse. Warum sind Sie nicht gegangen?
Es ist richtig, dass unter anderem Wolfsburg Interesse hatte. Und ja, ich habe mir Gedanken gemacht, was mir dieser Wechsel bringen würde. Vielleicht hätte ich dort die gleichen Einsatzminuten wie in Basel. Aber in jenem Moment fühlte es sich nicht richtig an, es fühlte sich nicht alles perfekt an. Es muss in mir drin klick machen. Ich habe jetzt in Basel eine neue, spezielle Rolle im Team, das muss ich auch erst mal verarbeiten. Und die Familie ist hier in Basel.

Was löst es in Ihnen aus, wenn Sie lesen, dass Sie 25 Millionen wert sind?
Ich weiss doch nicht, ob diese Summe wirklich geboten wurde. Für mich ist es in erster Linie eine Zahl in diesem Business. Sie zeigt mir, dass ich gut arbeite und es vorwärts geht. Dass ich vieles richtig gemacht habe in meinem Leben und meiner ganz jungen Fussballer-Karriere. Es treibt mich an. Und ja, das alles macht mich auch ein bisschen stolz.

Als Basel sich um Edimilson bemühte, bot Christian Constantin im Gegenzug 15 Millionen Franken für Sie.
Das war – so glaube ich – beides nicht ganz ernst zu nehmen. Dennoch habe ich in der Kabine natürlich hundert Sprüche kassiert. (lacht)

Was ist denn der bessere Schritt: Wie Granit Xhaka zu einem Mittelklasse-Verein wie Gladbach zu gehen oder wie Xherdan Shaqiri gleich zu einem Top-Klub wie Bayern München?
Das ist schwer zu sagen. Man muss auf sein Gefühl hören. Granit brauchte in Gladbach ja auch Zeit, war eine Weile lang mal Ersatz. Heute ist er einer der besten Spieler in der Bundesliga. Als es bei mir im Sommer um die diversen Interessenten ging, habe ich auch mit Marco Streller viel geredet. Er sagte mir, wenn ich nicht 120 Prozent sicher sei, dass es der richtige Schritt ist, dann solle ich es lassen.

Sie waren doch der Grund für seinen Rücktritt. Er meinte mal, Spieler wie Sie kommen mit 17 und seien schon Maschinen. Da könne er nicht mehr mithalten.
Ein typischer Streller-Spruch ...

Sie waren einst sein Ball-Bub.
Auch von Granit, Shaq, Fabian Frei, Fabian Schär und Yann Sommer. Ich stand hinter Yanns Tor. Und ja, auch da kommen viele Sprüche in meine Richtung. So nach dem Motto: «Werde du erstmal erwachsen.Als ich Profi beim FCB war, spieltest du noch in der U14 ...» Ich war immer gerne Ballbub, immer auf der Seite der Muttenzerkurve.

Wer sind Ihre Freunde im Fussball?
Ich habe es mit allen gut in der Mannschaft, würde die Mitspieler aber nicht als Freunde bezeichnen. Ich habe einfach viele Leute im Team, die mich schützen. Das geniesse ich. Ich bin viel mit Taulant und Granit Xhaka unterwegs, sie kenne ich von früher, weil wir in der gleichen Strasse aufgewachsen sind. Ich musste einfach im Fussball lernen, wie schnell du in jungen Jahren Kollegen verlieren kannst. Giovanni Sio oder Serey Die waren immer für mich da – aber dann wechseln sie und sind plötzlich weg. Am Anfang habe ich das nicht verstanden, jetzt noch Streller weg, jetzt noch Frei, jetzt noch Schär. Inzwischen habe ich begriffen, wie schnelllebig alles ist.

Zuletzt wurden Sie von den Gegnern hart attackiert, gerade beim Spiel in Florenz. Waren Sie sauer auf Paulo Sousa?
Nein. Wir waren froh, aus einem 0:1 ein 2:1 gemacht zu haben. In der Pause sassen wir in der Garderobe und sagten uns: «Hey, diese Laufwege kennen wir doch. Das Gegengoal ist ein typisches Sousa-Goal, das haben wir doch letzte Saison hundert Mal trainiert.» Wir haben als Mannschaft dann begriffen, dass wir eigentlich gegen uns selber spielen. Wir haben dann die Taktik umgestellt und überraschten Sousa. Wenn du deinen Ex-Trainer dann noch schlägst, dann ist es schon sehr speziell.

In der Meisterschaft hat YB den Abstand von 12 auf 7 Punkte verkürzt – mit vier Siegen in Serie, alle auf Kunstrasen.
Ich glaube, wenn wir unser Spiel durchziehen, werden wir Meister. Wir müssen auf uns schauen. Zum Kunstrasen: Für mich gehts noch, ich spüre nur manchmal ein wenig mein Knie, weil ich noch wachse. Aber ältere Spieler haben oft Rückenschmerzen. Und der Ball springt einfach anders, darum haben die Berner da schon Vorteile. Du hast das Gespür für diesen Platz, wenn du immer darauf spielst.

Warum mögen die Menschen Sie eigentlich so? Bei Länderspielen wird Ihr Name skandiert.
Das weiss ich selber nicht. Es ist unglaublich. Vielleicht weil ich viel lache und mich nie verstelle.

Bei den Frauen auch?
Ich bekomme schon viele Nachrichten über Instagram und Facebook, habe im Moment aber keine Freundin. Im Moment käme eine Frau nach Fussball, Familie und Kollegen, das wäre klar. Aber noch einmal zu den Nachrichten, die ich erhalte: Wenn ich die Möglichkeit habe, schreibe ich zurück, egal ob Mädchen oder Junge. Dann verschlingt das halt mal ein, zwei Stunden. Das ist doch nicht zu viel verlangt. Ich denke mir immer, wie es umgekehrt wäre. Wenn du deinem Idol schreibst und du dann eine Antwort bekommst. Dann ist dein Vorbild doch für immer der Grösste.

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