Kein Outing seit 26 Jahren in der Premier League
Das denken britische Fans über schwule Fussballer

Gemäss einer BBC-Studie haben in Grossbritannien 82 Prozent der Sport-Fans nichts einzuwenden gegen schwule Profis. Andersdenkende Anhänger bereiten der FA aber Probleme.
Publiziert: 26.10.2016 um 15:12 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:37 Uhr
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Bekanntestes Coming-Out im Fussball: Der ehemalige deutsche Internationale Thomas Hitzlsperger.
Foto: Keystone

Erst ein aktiver Fussballer hat sich in der Geschichte des englischen Fussballs als schwul geoutet. Eine Story mit tragischem Ausgang.

1990 bekannte sich Justin Fashanu öffentlich zu seiner Homosexualität. Nur acht Jahre später erhängte er sich in einer Garage, weil ihm vorgeworfen wurde, einen 17-Jährigen vergewaltigt zu haben. In seinem Abschiedsbrief schrieb Fashanu: «Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart. Ich will sagen, dass ich den Jungen nicht vergewaltigt habe.» Nach seinem Freitod wurde das Verfahren gegen Fashanu eingestellt.

Seither wagte kein Premier-League-Fussballer mehr ein Coming-Out. Einzig Thomas Hitzlsperger, ehemaliger deutscher Nationalspieler und Aston-Villa-Profi, bekannte sich 2014 – vier Monate nach seinem Karrierenende – zu seiner Homosexualität.

Wie eine BBC-Umfrage nun zeigt, hätten aber 82 Prozent der Sport-Fans auf der Insel kein Problem mit Coming-Outs von Profi-Fussballern.

Das Resultat bringt allerdings auch einen anderen Fakt ans Licht. Acht Prozent würden demnach keine Spiele ihres Lieblingsvereins mehr schauen, wäre ein Spieler schwul. 

Chris Sutton, ehemaliger Profi und heutiger BBC-Fussball-Experte, hat dafür kein Verständnis: «Diesen Fans sollte der Zutritt zu einem Stadion verweigert werden.» Weiter meint Sutton: «Ein Coming-Out am Arbeitsplatz ist kein Problem. Meine ehemaligen Mitspieler würden mit keiner Wimper zucken.»

Noch vergangene Woche warnte FA-Boss Greg Clarke vor einem öffentlichen Coming-Out. Es sei Fakt, dass den Spielern dann Schmähungen der Fans drohen würden. Dafür schäme er sich persönlich.

Weitere Ergebnisse der Studie
- Fans bevorzugen in ihrer Mannschaft schwule Spieler gegenüber Akteuren, die einst für den Erzrivalen kickten
- 57 Prozent der Fans glauben, ein Coming-Out schwuler Spieler würde helfen, dass weitere Kicker sich ebenfalls outen
- 18 Prozent finden, es sei besser, ein schwuler Spieler würden sich nicht outen
- 50 Prozent der Fans haben schon homophobe Äusserungen gegen schwule Spieler gehört

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