Bei seiner Vorstellung als neuer DFB-Direktor nimmt Rudi Völler (62) den Mund ganz schön voll und weckt die Hoffnung der deutschen Fussballfans auf bessere und erfolgreichere Turniere. In einem Interview mit dem «Kölner Stadtanzeiger» sagt der Weltmeister von 1990, die aktuelle Mannschaft sei mindestens genauso gut wie Weltmeister Argentinien.
«Bis auf Lionel Messi, der herausragend ist, soll mir keiner sagen, die Argentinier seien besser als wir», so Völler.
Schaut man sich jedoch die Resultate der letzten drei Grossanlässe an, dann stellt sich die Frage, welche Mannschaft er gesehen hat. Und wie er bewerkstelligen will, dass man wieder auf das Niveau der Argentinier kommt.
Völler versucht, diese Frage zu beantworten und kritisiert die Bundesliga-Vereine dafür, dass ihre Ausbildung zu stromlinienförmig und nicht sehr produktiv sei. Der Nachfolger von Oliver Bierhoff verteidigt den Deutschen Fussball-Bund und schiebt eine Mitschuld für die Debakel an den letzten drei Grossanlässen den Klubs zu. «Für den Mangel an Mittelstürmern oder den zu wenigen Aussenverteidigern sind die Klubs auch verantwortlich, schliesslich bilden sie diese ja auch mit aus», sagt der 62-Jährige.
Forderungen an die Bundesliga-Vereine
Nach der Kritik fordert Völler von den Bundesligisten die nötige Unterstützung für die Vorbereitung auf die Heim-EM 2024. Die Vereine müssen die Abstellung der Spieler für die Nationalmannschaft als eine Priorität sehen. Diese sei nämlich die wichtigste Mannschaft, die der DFB habe. Fadenscheinige Begründungen und Schonungszeiten würden nicht mehr für Absagen genügen, man müsse nun an einem Strick ziehen.
«Die kommenden Freundschaftsspiele müssen von allen als Pflicht- und Qualifikationsspiele gesehen werden», man erwarte volles Engagement von allen Beteiligten. Der Weltmeister von 1990 sieht sich dabei als eine Schnittstelle, er möchte mit seiner Art «die Dinge direkt ansprechen, ohne dass es gleich zu grösseren Dissonanzen kommt».
Er betont, dass es mit einer Bevölkerung von 84 Millionen Menschen möglich sein müsse, genügend talentierte Spieler zu finden. «Ich vermisse die Strassenfussballtypen, wie Jamal Musiala oder Florian Wirtz. Wir müssen mehr solche Spieler finden und sie ausbilden, ohne ihnen ihre Individualität zu nehmen». (nsa)