Fussballer in Angst
Schweizer Profis zittern vor Brexit

Der Brexit in England steht bevor. Auch die Profis aus der Super League dürften den Austritt der Briten aus der EU interessiert mitverfolgen.
Publiziert: 13.03.2019 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2019 um 15:58 Uhr
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Für Spieler wie Kevin Mbabu könnte ein Wechsel zukünftig deutlich schwieriger werden.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Marco MäderStellvertretender Leiter Sport-Desk

Aktuell ist die Zukunft Englands ungewiss. Premierministerin Theresa May verhandelt mit Brüssel über den EU-Austrittsvertrag. In wenigen Wochen, am 29. März, ist der Brexit-­Termin, sofern dieser nicht noch verschoben wird. Noch kam aber kein Deal zwischen England und Europa zustande. Folgt der harte Brexit – oder gibts einen weichen? Dieser Entscheid lässt auch die Schweizer Profi-Fussballer zittern.

Zurzeit weiss man nicht einmal bei den englischen Klubs, wie es punkto Ausländer-Transfers ab Sommer weitergeht.

Christoph Graf, Präsident der Swiss Football Agents Association, schätzt die Lage folgendermassen ein: «Die grossen Spieler werden den Weg nach England so oder so weiterhin finden. Darauf werden der englische Fussballverband und die Premier League nicht verzichten wollen. Sie werden sich mit ihrer Macht durchsetzen, damit die Liga nicht an ­Attraktivität verliert. Entsprechende Sonderregelungen für Arbeits­bewilligungen ausländischer Starspieler wird man mit den Behörden erarbeiten können. Es gibt ja auch ein Inter­esse der Steuerbehörden, viele Topverdiener der Fussballwelt in der Premier League zu haben. Sie sind schliesslich ausgezeichnete Steuerzahler.»

Aber für «kleinere» Namen könnte es in Zukunft schwie­riger werden, auf die Insel zu wechseln. So auch für die Schweizer Profis aus der Super League. «Bisher genoss die Schweiz dank den bilateralen Verträgen Personenfreizügigkeit in England», so Graf. Deshalb konnten Schweizer ohne weitere Probleme nach England wechseln. Ein deutscher Profi aus der Bundesliga hatte somit die gleichen Transfer-Voraussetzungen innerhalb der EU wie ein Schweizer. 

Das könnte sich nun aber ­ändern. «Möglicherweise quali­fizieren sich in Zukunft die Schweizer Profis wie bisher die Ausländer aus Drittstaaten ausserhalb der EU über ein Punktesystem», erklärt Graf. «Dann kommt es drauf an, wie viele internationale Partien ein Spieler absolviert hat, wie viel er verdient und wie teuer sein Transfer ist. So wird er selektioniert.»

Gibts eine Übergangsfrist?

Heisst konkret: Ein Kevin Mbabu (drei Nati-Spiele) von YB beispielsweise müsste dann geschätzt etwa 12 Millionen Pfund kosten, damit er wechseln dürfte. Das ist aktuell der Tarif für Drittstaatler. Die Frage scheint berechtigt, ob ein Premier-League-Klub so viel für einen Super-League-Profi zahlen wird. 

Natürlich hängt vieles vom Brüssel-Deal zwischen der  EU und Premierministerin May ab. «Ausserdem glaube ich, dass es eine Übergangsfrist geben wird. Gut möglich, dass die Premier League dafür sorgt, dass vorläufig – was die Transfers betrifft – noch alles beim Alten bleibt.»

Und was passiert mit den Schweizern Kickern, die ihr Geld bereits heute auf der Insel verdienen? Graf: «Meiner Meinung nach werden sie bleiben dürfen. Ihnen die Arbeitsbewilligung zu entziehen, würde gegen das juristische Grundprinzip verstossen, dass man ein neues Gesetz nicht rückwirkend anwenden darf.»

Liebe Briten, wie steht ihr zum Brexit?

Sind Sie im Vereinigten Königreich aufgewachsen oder kommen Sie aus einer britischen Familie und wohnen heute in der Schweiz? Dann suchen wir genau Sie! BLICK will von Ihnen wissen, wie Sie zum Brexit stehen. 

Schreiben Sie uns eine Mail an community@blick.ch und erzählen Sie uns Ihre Meinung zum Thema. 

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Der Brexit-Fahrplan - so geht es weiter
  • 12. März: Das Parlament stimmt im sogennanten «meaningful vote» über das zwischen May und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ab. Zum zweiten Mal entschied das Parlament gegen Mays Deal (mit 391 zu 242 Stimmen).
  • 13. März: Die Premierministerin lässt darüber abstimmen, ob Grossbritannien die EU ohne Deal verlassen soll. Das wäre ein harter Brexit, der wegen fehlender Übergangsbestimmungen in ein Chaos führen könnte. Kommt es bei der Abstimmung zum No-Deal zu einem Nein, entscheidet das Parlament für oder gegen eine Verschiebung des Brexit.
  • 14.März: Die Abgeordneten entscheiden über die Brexit-Verschiebung. Nein = EU-Austritt am 29. März, vermutlich ohne Deal; Ja = London bittet EU um Verlängerung der Frist.
  • Für die Umsetzung eines Abkommens müssen mindestens 20 EU-Länder zustimmen, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerung stehen. Kommt eine Mehrheit nicht zustande, tritt Grossbritannien ohne Deal aus der EU aus.
  • Der Austritt erfolgt in jedem Fall am 29. März 2019.
  • 12. März: Das Parlament stimmt im sogennanten «meaningful vote» über das zwischen May und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ab. Zum zweiten Mal entschied das Parlament gegen Mays Deal (mit 391 zu 242 Stimmen).
  • 13. März: Die Premierministerin lässt darüber abstimmen, ob Grossbritannien die EU ohne Deal verlassen soll. Das wäre ein harter Brexit, der wegen fehlender Übergangsbestimmungen in ein Chaos führen könnte. Kommt es bei der Abstimmung zum No-Deal zu einem Nein, entscheidet das Parlament für oder gegen eine Verschiebung des Brexit.
  • 14.März: Die Abgeordneten entscheiden über die Brexit-Verschiebung. Nein = EU-Austritt am 29. März, vermutlich ohne Deal; Ja = London bittet EU um Verlängerung der Frist.
  • Für die Umsetzung eines Abkommens müssen mindestens 20 EU-Länder zustimmen, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerung stehen. Kommt eine Mehrheit nicht zustande, tritt Grossbritannien ohne Deal aus der EU aus.
  • Der Austritt erfolgt in jedem Fall am 29. März 2019.
Die komplette Brexit-Chronologie

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


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