Heimaturlaub? Ja, gerne. Aber am liebsten mit genau definiertem Termin zur Wiedereinschiffung. Doch die Matrosen aus der Ligue 1 sind gestrandet. Denn der allmächtige französische Zentralstaat hat am 30. April erklärt, in dieser Saison werde nicht mehr Fussball gespielt. Auch nicht in leeren Stadien. Der Liga blieb nichts anderes übrig, als nach der Verkündung durch den Premierminister ihrerseits Vollzug zu melden: Abbruch!
«Das war ein Schock», erinnert sich Loris Benito (28). «Auch wenn sich der Abbruch abgezeichnet hatte. Wochenweise wurden wir vertröstet. Bis es hiess: Wir machen nicht weiter.» Die ersten Tage danach waren der Horror. «Ich durfte eine Stunde pro Tag aus dem Haus. Und mich nicht weiter als einen Kilometer davon entfernen. Was bedeutet: Ich konnte nicht mal normal joggen gehen, sondern musste Runden rund ums Haus herum drehen.»
«Bordeaux war eine Geisterstadt»
Zehn Tage nach dem Abbruch verordnet Benitos Arbeitgeber, der FC Girondins de Bordeaux, seinem kickenden Personal zwei Wochen Heimaturlaub. Der Nationalspieler reist in seinen geliebten Aargau. Zu seiner Mutter nach Aarau, «der schönsten Stadt der Schweiz», wie er hinzufügt.
«Als ich ging, war Bordeaux eine Geisterstadt. Es herrscht noch totale Maskenpflicht. Selbst an gewissen Orten im Freien wie der belebten Altstadt-Gasse Rue Sainte-Catherine. Beim Shoppen musste man sehr lange anstehen. Und die Selbstdeklaration musste man auch immer zur Hand haben.» Wurde er denn mal kontrolliert? «Zweimal. Das zweite Mal war filmreif. Ich stand vor der Tierfutter-Handlung, als sich ein kleiner Renault näherte. Blitzschnell stiegen vier Typen aus, alle mit den P-Binden am Oberarm und Handschuhen.» Weil alles okay war, konnte er das Futter für seine Katzen kaufen.
Doch auch in der Schweiz, in der es solche Zustände nie gab, wurde Benito an Frankreich erinnert. «Wir durften kein gemeinsames virtuelles Teamtraining machen, weil Paris verboten hat, geführte Trainings anzubieten. Die Coaches durften nur Empfehlungen abgeben, wie wir individuell zu trainieren hätten. Das geht nun seit 1. Juni so.» Und irgendwann wurden die Entzugserscheinungen so gross, dass Loris Töggeli aufstellte und einen Parcours kreierte. Einfach, um mal wieder einen Ball am Fuss zu haben …
Benito bald mal CEO?
In regelmässigem Kontakt stand Benito in dieser Zeit nicht nur mit seiner Familie und seinem Arbeitgeber, sondern auch mit seinen besten Freunden. Einer davon, Luca Rubicondo, fragte ihn, was sein Plan sei in den Wochen des Heimaturlaubs. Luca, Besitzer einer Firma in Suhr AG, die Bürolösungen aus einer Hand anbietet, speziell im Akustikbereich und für Trennwände, bot ihm an, reinzuschnuppern. «Ich dachte mir gleich: Ein bisschen Kopftraining kann nicht schaden, also sagte ich zu. Zumal ich durch unsere jahrelange Freundschaft die Firmengeschichte mitbekommen habe.»
So schaute Benito in alle Bereiche eines KMUs hinein. Ein lohnenswerter Einblick? «Absolut. Aber am meisten interessiert mich schon die Unternehmensführung. Die Suche nach der Antwort auf die Frage: Wie führt man Leute? Als Teamsportler bist du in einer hierarchisch organisierten Struktur eingegliedert, wo diesem Aspekt besondere Bedeutung zukommt.» Er sei sicher, dass derjenige Trainer, der es am besten versteht, mit Menschen umzugehen, den grössten Erfolg hat.
Benito als zukünftiger CEO? «In einer idealen Welt habe ich einst ein eigenes Unternehmen, ja. Ich kann mir aber auch den Job des Sportchefs sehr gut vorstellen. Aber das ist alles noch weit weg.»
«Stadionton? Richtig geil!»
Genau. Die Realität ist indes, dass Bayern diese Woche Meister werden dürfte und die Bundesliga-Saison sich in rasantem Tempo dem Ende zuneigt. Dass Messi wieder zaubert. Dass auch im arg coronagebeutelten Italien wieder munter gekickt wird. Sowie bald auch in England. Und auch bei uns ist es wieder losgegangen. Nur in Frankreich nicht. Dem Land des Weltmeisters. «Das tut enorm weh! Ich habe Dortmund gegen Schalke geschaut. Klar ist es befremdend, wenn man dieses Derby sieht, in dem es um so viel geht, und man hat das Gefühl, einem Testspiel beizuwohnen. Doch mit dem Stadionton ist es richtig geil!»
Am 22. Juni muss Benito zurück sein in der Wein-Welthauptstadt. Dann wird das Training wieder aufgenommen. Die Vorbereitungszeit wird enorm lang werden. Denn der aktuelle Termin für den Start der neuen Saison ist der 23. August. Doch der ist erstens noch nicht bestätigt. Und zweitens dürfte dann der Champions-League-Final stattfinden. Die Ligue 1 dürfte also eher im September ihren Betrieb wieder aufnehmen. Wie die anderen Länder rundherum, die keinem zentralistischen Wahn verfallen sind und ihre laufende Saison zu Ende spielen.
Loris Benito wird am 7. Januar 1992 in Aarau geboren. Angefangen beim FC Rohr, gibt er 2009 sein Liga-Debüt beim FC Aarau. 2012 wechselt Benito zum FC Zürich und zwei Jahre später ins Ausland zu Benfica Lissabon. Nach drei Jahren bei YB verpflichtet ihn Girondins Bordeaux. Zudem spielt Benito seit 2018 für die Schweizer Nati. Der Mann mit spanischen Wurzeln spricht sechs Sprachen.
Loris Benito wird am 7. Januar 1992 in Aarau geboren. Angefangen beim FC Rohr, gibt er 2009 sein Liga-Debüt beim FC Aarau. 2012 wechselt Benito zum FC Zürich und zwei Jahre später ins Ausland zu Benfica Lissabon. Nach drei Jahren bei YB verpflichtet ihn Girondins Bordeaux. Zudem spielt Benito seit 2018 für die Schweizer Nati. Der Mann mit spanischen Wurzeln spricht sechs Sprachen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Paris Saint-Germain | 34 | 57 | 84 | |
2 | Olympique Marseille | 34 | 27 | 65 | |
3 | AS Monaco | 34 | 22 | 61 | |
4 | OGC Nizza | 34 | 25 | 60 | |
5 | OSC Lille | 34 | 16 | 60 | |
6 | Olympique Lyon | 34 | 19 | 57 | |
7 | RC Strasbourg Alsace | 34 | 12 | 57 | |
8 | RC Lens | 34 | 3 | 52 | |
9 | Stade Brestois 29 | 34 | -7 | 50 | |
10 | Toulouse FC | 34 | 1 | 42 | |
11 | AJ Auxerre | 34 | -3 | 42 | |
12 | FC Stade Rennes | 34 | 1 | 41 | |
13 | FC Nantes | 34 | -13 | 36 | |
14 | Angers SCO | 34 | -21 | 36 | |
15 | Le Havre AC | 34 | -31 | 34 | |
16 | Stade Reims | 34 | -14 | 33 | |
17 | AS Saint-Étienne | 34 | -38 | 30 | |
18 | Montpellier HSC | 34 | -56 | 16 |