Darum gehts
Es sind die ganz grossen Emotionen, die aus dem kosovarischen Nationalteam herausbrechen, als Schiedsrichter Danny Makkelie die Partie in Schweden abpfeift. Nach dem Sieg im Hinspiel schaffen die Kosovaren erneut die Sensation und gewinnen auch auswärts mit 1:0 gegen den vermeintlichen Superstar-Sturm der Schweden. Eine geschlossene, leidenschaftliche Teamleistung übertrumpft erneut die Individualisten mit fetten Marktwerten – vor mehreren Tausend Kosovo-Albanern in Göteborg.
Der deutsche Kosovo-Trainer Franco Foda (Ex-FCZ) sitzt mit feuchten Augen alleine auf der Bank, während Leon Avdullahu und Albian Hajdari sich in den Armen liegen. In der Kabine wird anschliessend so ausgelassen gefeiert, dass man meinen könnte, das erste WM-Ticket der kosovarischen Geschichte sei bereits gelöst.
Dass der Kosovo die einzige Nation in der Gruppe B ist, die der Schweizer Nati im Kampf um die direkte Qualifikation noch gefährlich werden kann, dafür sind ausgerechnet zwei Schweizer verantwortlich.
Hoffenheim-Duo versteht sich schon blind
Der Solothurner Avdullahu und der Baselbieter Hajdari stecken hinter dem Kosovo-Aufschwung, nachdem sich beide erst für diese Quali mit einem Nationenwechsel gegen die Nati und für den Kosovo entschieden haben. Der Einfluss der beiden ist bereits enorm. Denn sie haben nicht nur zum gleichen Land gewechselt, sondern auch zum gleichen Klub. Die beiden Hoffenheimer verstehen sich ausgezeichnet auf dem Feld, der Spielaufbau der Kosovaren geht fast ausschliesslich über Hajdari in der Innenverteidigung und Mittelfeldstratege Avdullahu.
Für Ex-Lugano-Profi Hajdari waren es gegen Slowenien und Schweden die ersten beiden Spiele im Dress des Kosovos. Beide enden zu null – Beobachter überrascht dies nicht. Hajdari sei schon seit Monaten als wichtiges Puzzleteil für die Weiterentwicklung der Kosovaren ausgemacht worden. Mit glänzenden Werten in den ersten beiden Spielen hat er zur neuen defensiven Stabilität mehr als nur beigetragen – nachdem die Quali mit einer 0:4-Klatsche gegen die Schweiz gestartet ist.
«Sind bereit, unsere eigene Geschichte zu schreiben!»
Für jene Stabilität ist es auch hilfreich, dass Hajdari und Innenverteidiger-Kollege Kreshnik Hajrizi, ebenfalls Schweizer und geboren in Sion, in gemeinsamen Lugano-Zeiten 41 Pflichtspiele zusammen absolviert haben.
Damit es mit der direkten Quali für das WM-Wunder des Kosovos klappt, braucht das Team gegen Slowenien und die Schweiz zwei Siege. Die Nati darf zudem gegen Schweden nicht gewinnen. Viele Wenn und Aber, aber die Schweizer Power im Kosovo ist heiss darauf: «Wir sind bereit, unsere eigene Geschichte zu schreiben!!», postet Hajdari nach dem erneuten Schweden-Sieg in den sozialen Medien.