Geschlechter-Eklat kostet US-Fussball-Boss den Kopf
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«Frauen sind weniger begabt»:Geschlechter-Eklat kostet US-Fussball-Boss den Kopf

«Frauen haben weniger Fähigkeiten»
Geschlechter-Eklat kostet US-Fussball-Boss den Kopf

Alle Spielerinnen der US-Nati verklagen den Fussballverband für gleichen Lohn wie die Männer. Jetzt tritt der Präsident von US Soccer wegen dem Rechtsstreit zurück.
Publiziert: 14.03.2020 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2020 um 22:18 Uhr
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Aus Protest trugen die US-Frauen beim letzten Länderspiel ihre Leibchen verkehrt.
Foto: keystone-sda.ch
Bettina Brülhart

Die gesamte Frauen-Nationalmannschaft der USA klagt den Verband US Soccer an. Sie fordern den gleichen Lohn wie ihre männlichen Berufskollegen.

Jetzt kostet dieser Rechtsstreit dem Präsidenten von US Soccer den Kopf. Carlos Cordeiro tritt per sofort von seinem Amt zurück. Er übernehme die Verantwortung für ein Schreiben, welches am Abend vor dem internationalen Frauentag (8. März) veröffentlicht wurde.

Darin stand, dass Frauen weniger fussballerische Fähigkeiten und Verantwortung hätten als die Männer. «Es erfordert ein höheres Mass an Begabung, basierend auf Schnelligkeit und Stärke, um im Männer-Nationalteam zu spielen.» Das Statement löste einen landesweiten Skandal aus. Cordeiro schrieb bei seinem Rücktritt, die Sprache im Statement wäre «inakzeptabel und unentschuldbar».

Es geht um 66 Mio. Schadensersatz

Laut der Anklageschrift erhalten Frauen maximal 4950 Dollar bei einem Freundschaftsspiel mit der Nationalmannschaft. Männer hingegen bis zu 13'000 Dollar. Zusätzlich zum gleichen Lohn verlangen die Weltmeisterinnen 66 Millionen Dollar Schadensersatzzahlungen für die verlorenen Einnahmen.

Das Frauen-Nationalteam der USA ist vierfacher Weltmeister und fünffacher Olympiasieger. Die Männer andererseits verpassten die Qualifikation für die WM 2018.

Das Hauptargument der Spielerinnen ist, dass sie mehr Einnahmen generieren als die Männer und trotzdem weniger Lohn erhalten. Von 2016 bis 2018 haben die Frauen 50,8 Millionen Dollar in die Kasse von US Soccer gespielt. Die Männer hingegen nur 49,9 Millionen. Die Einnahmen werden vor allem durch Ticketverkäufe generiert.

Im skandalösen Statement von US Soccer stand auch, dass der Verband bereits teilweise nachgegeben habe. Man sei bereit, den Frauen bei selbst organisierten Spielen den gleichen Lohn auszuzahlen, wie den Männern. Heisst: Bei Olympischen Spielen oder der WM bleibt der Lohnunterschied bestehen. Grund dafür sind die extremen Unterschiede der ausgezahlten Preisgelder der Fifa. Die Klägerinnen lehnten dieses Angebot aber ab.

Nur für die Teilnahme an der Männer WM 2018 wurde von der Fifa ein Preisgeld von 7 Millionen Franken ausbezahlt. Das Frauenteam der USA erspielte sich im gesamten Turnierverlauf der Frauen-WM inklusive Weltmeistertitel gerade einmal 4 Millionen Franken.

Den Posten von Carlos Cordeiro übernimmt jetzt zum ersten Mal in der Geschichte von US Soccer eine Frau: Cindy Parlow Cone. Eine ehemalige Nationalspielerin. Die Gerichtsverhandlung zu «equal play – equal pay» (gleiches Spiel – gleiche Bezahlung) soll im Mai beginnen.

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