«Die Fifa-Reform ist tot»
Fifa-Kritiker Pieth attackiert Infantino!

Der Basler Strafrechts-Professor Mark Pieth (64) stand am Anfang der Fifa-Reform. «Sie ist tot», sagt der Infantino-Kritiker, der 2011 bis 2013 für die Fifa arbeitete. Und ergänzt: «Das ist eine autokratische Machtergreifung.»
Publiziert: 11.05.2017 um 08:10 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:53 Uhr
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Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth arbeitete von 2011 bis 2013 für die Fifa.
Foto: REUTERS
Andreas Böni 

Herr Pieth, was bedeutet die Absetzung der beiden Chefkontrolleure Cornel Borbély und Hans-Joachim Eckert?
Mark Pieth: Das ist eine autokratische Machtergreifung von Präsident Gianni Infantino. Er hat auf eine super plumpe Weise die Macht an sich gerissen. Mich wundert es, warum er sich so ungeschickt verhält. Eine Interpretation ist, dass es ihm völlig egal ist, weil der Sturm weltweit ausbleibt und sich die Kritik nur auf Europa konzentriert. Die zweite Interpretation ist, dass er masslos Angst hat vor den beiden.

Der «Spiegel» berichtete von einer Voruntersuchung.
Es kann natürlich sein, dass Infantino nicht nur abstrakt, sondern auch konkret Angst hat. Er versucht offensichtlich alle, die ihm gefährlich werden könnten, wegzuräumen. Eben wie ein Autokrat, ein Diktator.

Aber am Ende hat der Fifa-Rat und nicht Infantino alleine entschieden.
Ja, aber offenbar kann er die Leute begeistern und beeinflussen. Wie Blatter vor ihm. Aber Eckert und Borbély haben über 200 Verfahren eröffnet, 100 erledigt und 40 Leute gesperrt. Weitere 100 laufen, da haben sie ganz viele Leute wütend gemacht. Dass diese sagen: Die müssen weg.

Also kann man nicht alles Infantino anhängen.
Ja, aber am Ende sind das seine Vasallen. Wie der ganze Kongress, den ich als den chinesischen Volkskongress bezeichne. Infantino macht sie gewogen, indem er ihnen Entwicklungsgelder gibt. Vorher wählten sie Sepp Blatter, nun Infantino.

Machen Sie es sich da nicht ein wenig einfach in der Argumentation?
Schauen Sie: Die Reform ist tot. Für mich ist es aber auch die Frage: Was bedeutet das für die Schweiz?

Inwiefern?
Ist es tragbar, dass wir einer so diktatorischen Organisation unser Territorium zur Verfügung stellen? Aus meiner Sicht nicht. Sollen sie das doch in Katar machen. Ich würde sagen: Goodbye Fifa! Die zweite Frage sind die Sponsoren. Ich frage Adidas: Seid ihr eigentlich bereit, den nächsten Diktator zu unterstützen? Das ist geschäftsmässig eine heikle Geschichte.

Das war es aber schon unter Blatter.
Wir kennen ja die Schwierigkeiten unter Blatter. Er wäre besser in aller Ruhe rechtzeitig abgetreten. Er ist mitschuldig am Chaos, das entstanden ist. Weil er sich nochmals wählen liess und dann zurücktrat. In aller Hektik suchte man Kandidaten, die eigentlich alle nicht wählbar waren. Darum sind wir jetzt an diesem Punkt.

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