«Haben immer nur von Sieg geredet»
Psycho-Schmidt stellt Taktik-Fuchs Pep Guardiola in den Schatten

Martin Schmidt schafft mit seinen Mainzern die Sensation: 2:1-Sieg bei den Über-Bayern – und ganz Deutschland träumt wieder von einem echten Titelkampf.
Publiziert: 03.03.2016 um 10:07 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:05 Uhr
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Martin Schmidt (r.) nimmt nach dem 2:1-Erfolg die Glückwünsche von Pep Guardiola entgegen.
Foto: EQ Images

Er kann es selbst am wenigsten glauben. Wie ein verdutzter Schuljunge steht Martin Schmidt an der Seitenlinie und nimmt die Glückwünsche von Pep Guardiola entgegen.

Seine «Mainzelmännchen» bezwingen tatsächlich Bayern München mit 2:1 – und fügen ihnen die erste Heimpleite der Saison zu.

Angesichts des Ballbesitzes und der Chancen ist der Sieg glücklich, doch sicher kein Zufall. Mainz steht jetzt auf Platz fünf, hat zuletzt auch Gladbach, Schalke und Leverkusen geschlagen.

Plötzlich träumen in Deutschland alle von einem spannenden Titelkampf. Fünf Zähler sind es nur noch zwischen dem FCB und dem BVB. Wenn am Samstag (18.30 Uhr) die Dortmunder dem Meister im Spitzenspiel die zweite Pleite in Serie zufügen, sind es nur noch zwei Punkte. Dann muss Bayern nur noch einmal patzen ... Zugegeben: Ein grosses Wenn, aber es war in dieser Saison schon viel grösser.

Kurz: Schmidt ist der Mann der Stunde! Dabei der Walliser alles andere als ein typischer Bundesliga-Coach. Als Kind half er seinem Grosspapi beim Schafehüten, lernte dann Automechaniker und baute vor 10 Jahren mit seiner Schwester eine Bekleidungsfirma auf.

Erst vor einem Jahr stieg Schmidt bei Mainz vom U23-Trainer zum Chefcoach auf und formte den Abstiegskandidaten zu einer Mannschaft mit Europacup-Ambitionen. In Deutschland ist man sich einig: Nach Jürgen Klopp und Thomas Tuchel steht bei den Rheinhessen wieder ein Top-Mann an der Seitenlinie.

«Wir haben immer nur von Sieg geredet», erklärt der selbstbewusste Schmidt nach dem Spiel. «Wir wussten, dass wir den Ballbesitz nicht haben würden. Auch, dass wir Tore kassieren könnten. Doch das Wichtigste ist immer der Glaube. Wir hatten einen Plan und wussten, dass es nur geht, wenn wir uns alle hier reinknien», verrät er sein Erfolgsgeheimnis.

Schmidt greift wieder mal tief in die Psycho-Kiste und stellt sein Team optimal auf die Pep-Truppe ein. Auch Taktisch. Mit einer Fünferkette hinter einem Fünfer-Mittelfeld schickt er keinen echten Stürmer auf den Rasen. Und bringt so die Millionen-Truppe aus München aus dem Konzept – und den grossen Guardiola zum Verzweifeln!

Nette Randnotiz: Schmidt verdient mit geschätzten 600'000 Euro 20-mal weniger als der katalanische Taktik-Fuchs beim Rekordmeister (12 Millionen Euro). Mainz backt logischerweise kleinere Brötchen, macht aber mit seiner Klasse Kasse. Spieler wie Schürrle, Holtby oder Okazaki werden entdeckt und gewinnbringend an die Top-Klubs verkauft.

Die «05er» haben ihre eigenen Ansätze und mit Schmidt den perfekten «Psychologen» gefunden, der seine Kicker optimal auf den Tag X einstellt.

In der Winterpause schockte er das Team mit einem Kurztripp in seine Heimat. Statt ins Trainingslager ins warme Spanien zu fliegen, war Schneewandern und inklusive Schlafen in den Walliser Bergen angesagt.

Schmidt erklärte: «Ich wollte mit dem Team Grenzerfahrungen sammeln» und es in eisiger Kälte heiss auf eine erfolgreiche Rückrunde machen. (rae)

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Bayer Leverkusen
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Eintracht Frankfurt
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FSV Mainz
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