Darum gehts
- Yann Sommer bei Inter Mailand erfolgreich trotz Champions-League-Finale-Niederlage
- Jörg Stiel lobt Sommers Leistung und kritisiert Umgang bei Bayern München
- Schweiz überholt Deutschland in Torhüterqualität laut Stiel
Im letzten Sommer beendete Yann Sommer (36) nach 94 Länderspielen seine Nati-Karriere. Anbahnendes Karriereende? Nix da! Mit wiederholten Glanzleistungen hexte Sommer Inter Mailand beinahe zum Champions-League-Titel. Doch warum läuft es dem Schweizer trotz fortgeschrittenen Alters so gut?
«Er kann so performen, weil er sich offensichtlich pudelwohl fühlt in dieser Mannschaft. Für mich ist seine Leistung kein Wunder», erklärt der ehemalige Bundesliga-Goalie Jörg Stiel (57) im Gespräch mit «Sportbild». «Es ist auffällig, wie viele Bälle Yann zugespielt bekommt, um das Spiel fortzusetzen. Zudem hat er eine hervorragende Art, das Spiel auszulösen, Angriffe aufzubauen und wird eben immer wieder ins Offensiv-Geschehen eingebunden.»
«Habe damals Rückendeckung von Klubseite vermisst»
Auch seine Reaktionsgeschwindigkeit sei ausserordentlich, er komme so an unglaubliche Bälle noch heran. Dazu stelle er was Gescheites an, wenn man ihm die Kugel in den Fuss schiebe. Und: «Er ist eine Riesenpersönlichkeit. Für einen Torwart auf diesem Niveau ist es entscheidend, über den Dingen zu stehen, Kritik und Rückschläge gut zu verarbeiten.»
Solche Kritik hatte Sommer besonders während seines halbjährigen Abstechers zu den Bayern abbekommen. Immer wieder geriet er in München ins Kreuzfeuer der Kritik – auch wegen seiner Körpergrösse. «Damals, als es bei Bayern nicht gut lief, haben einige von ihren eigenen Fehlern abgelenkt», sagt Stiel. «Ich habe damals Rückendeckung von Klubseite vermisst. Es ist nicht gut, wenn jemand öffentlich verprügelt wird und als Schuldiger dargestellt wird. In der Konstellation, wie sie damals bei Bayern war, konnte Yann keine Top-Leistungen abrufen.»
«Auf Augenhöhe mit den besten Nationen»
Ab nächstem Mittwoch darf Sommer sein Können auch bei der Klub-WM in den USA unter Beweis stellen. Da mit dabei sind übrigens gleich zwei weitere Schweizer Goalies. Neben BVB-Star Gregor Kobel steht bei den Seattle Sounders der ehemalige FCSG-Junior Stefan Frei (39) im Tor.
Das wirft bei «Sportbild» die Frage auf: Hat die Schweiz Deutschland als Torhüternation eingeholt? «Wir haben euch überholt!», meint Stiel lachend. «Wir haben in der Schweiz eine sehr stringente, gut organisierte Torhüterausbildung. Die Wege sind kurz, das erleichtert die Zusammenarbeit enorm. Was die Torhüter angeht, sind wir auf Augenhöhe mit den Top-Nationen.»