Sein Spruch ist schon Kult in Augsburg. Gregor Kobel, der junge Zürcher Goalie beim Bundesligisten Augsburg, hatte nach drei Pleiten in Folge angeregt: «Vielleicht würde uns ja ein Saufabend helfen.»
Die Augsburg-Fans entrollen vor dem Spiel am Freitag gegen Tabellenführer Dortmund ein Plakat: «Wir laden euch gerne zum Saufabend ein – dafür müsst ihr heute kämpfen und eine Mannschaft sein.»
Das tut Augsburg im Abstiegskampf – und schlägt Dortmund mit 2:1. Kobel rettet mehrfach fantastisch, gegen Reus (8.), Bruun-Larsen (42.), Alcacer (75.) und Götze (87.). Kobel feiert inmitten der Fans, steht sogar auf dem Zaun. Und während der geschlagene Roman Bürki (28) nachher die Print-Journalisten links liegen lässt und jegliche Rufe ignoriert, spricht Kobel nach dem Spiel im grünen Unterleibchen mit BLICK.
Gregor, jetzt haben Sie sich ein Bier verdient.
Gregor Kobel: Ja, das kann man so sagen, das haben wir uns jetzt verdient. Eigentlich bin ich erschrocken, dass dieser Spruch so grosse Wellen schlug. Denn ich sagte ja nicht nur, dass wir saufen gehen sollten, sondern auch, dass wir die Frustration loswerden müssen.
Wart ihr denn saufen?
Nein. Aber wir haben es geschafft, gemeinsam positiv in das Spiel gehen. Das habe ich auch von meinem Vater gelernt.
Er war Eishockey-Profi beim ZSC, Lugano, Kloten und Davos.
Ja, Mittelstürmer, und ich bin Goalie. Fussballspezifisch kann er mir nichts beibringen. Aber eben, mental kann er mir sagen, welche Fehler er machte und welche ich vermeiden soll. Ein Beispiel ist, dass man immer mit einem guten Gefühl auf den Platz gehen soll. Dass man die Enttäuschung unter der Woche im Training abbauen, die Frustration rausschwitzen und durch Leidenschaft ersetzen soll.
Ist gut gelungen gegen Dortmund. Ihr Team lief gemeinsam 10 Kilometer mehr als Dortmund. Und Sie haben das Spiel Ihres Lebens gemacht.
Ich bin ja erst 21, da kommen hoffentlich noch viele, viele dazu. Ich habe ja nicht viele Bundesliga-Spiele gemacht. Aber es war sicher das beste bisher, ja. Aber ich bin auch stolz auf die Mannschaft, wir zeigten eine super Reaktion nach den letzten Wochen.
Haben Sie mit Bürki geredet?
Nur kurz. Ich wollte ihn nicht zuquatschen. Nach so einer Pleite ist man nicht unbedingt gut gelaunt, für Dortmund ging es ja auch um viel.
Bürki wird am 23. März beim Start der EM-Quali nicht mehr dabei sein in der Nati. Sehen Sie sich als Nummer 2 hinter Yann Sommer? Schliesslich ist Yvon Mvogo nur Ersatz bei RB Leipzig, während Sie nun Bundesliga-Stammspieler sind.
Das entscheidet der Trainer.
In der Schweiz kennt man Sie noch nicht gut ...
... vielleicht, weil ich mit 16 Jahren wegging. Von GC zu Hoffenheim.
Klingt schwierig.
Ja, ich kam in eine Gastfamilie. Hoffenheim war ein Kulturschock nach Zürich, ja. Und es war schwer ohne Mama und ohne Papa, ohne Freunde. Aber ich gewöhnte mich daran, wurde erwachsener, bekam bald eine eigene Wohnung. Wie für jeden jungen Menschen sind die Herausforderungen dann zu waschen und zu kochen. Es gelang nicht immer alles fehlerfrei. Aber andere wohnen in meinem Alter noch zuhause. Ich stand mit 17, 18 auf eigenen Beinen. Ich würde es wieder genau so machen.
Nur bei den Haaren gibts Probleme. Ihr Vater sagt, als erstes rufen Sie Ihren Coiffeur an, wenn Sie in Zürich sind.
Ja, mit dem Wechsel nach Augsburg habe ich ja nicht gleich einen Coiffeur suchen können. Es ist doch schön, in Zürich zu seinem Coiffeur des Vertrauens gehen zu können. Aber besonders eitel bin ich nicht, wie man an meiner Frisur gerade sieht...
Sie sind bis Sommer von Hoffenheim an Augsburg ausgeliehen. Bleiben Sie vielleicht auch länger?
Mein Ziel ist es natürlich, Bundesliga-Stammtorwart zu bleiben. Es liegt an Hoffenheim, was passiert, ich habe noch ein Vertrag. Aber ich bin jetzt der jüngste Stamm-Goalie der Bundesliga, und das als Schweizer – das ist schon eine grosse Ehre.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 32 | 61 | 76 | |
2 | Bayer Leverkusen | 32 | 31 | 68 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 32 | 20 | 56 | |
4 | SC Freiburg | 32 | -3 | 52 | |
5 | Borussia Dortmund | 32 | 15 | 51 | |
6 | RB Leipzig | 32 | 6 | 50 | |
7 | FSV Mainz | 32 | 9 | 48 | |
8 | Werder Bremen | 32 | -6 | 47 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 32 | 1 | 45 | |
10 | VfB Stuttgart | 32 | 6 | 44 | |
11 | FC Augsburg | 32 | -11 | 43 | |
12 | VfL Wolfsburg | 32 | 1 | 39 | |
13 | Union Berlin | 32 | -14 | 37 | |
14 | FC St. Pauli | 32 | -11 | 31 | |
15 | TSG Hoffenheim | 32 | -18 | 31 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 32 | -27 | 26 | |
17 | Holstein Kiel | 32 | -27 | 25 | |
18 | VfL Bochum | 32 | -33 | 22 |