Alle, die am Samstagabend das Bundesliga-Topspiel gucken, reiben sich verwundert die Augen. Und alle (bis auf die Defensiv-Liebhaber) kommen auf ihre Kosten. Die Affiche zwischen Union Berlin, Urs Fischers Ex-Klub, und dem VfB Stuttgart mit den Schweizern Leonidas Stergiou, Fabian Rieder und Luca Jaquez im Kader, ist eine für die Geschichtsbücher.
Wobei das nicht ganz stimmt. Es ist eine erste Halbzeit für die Geschichtsbücher. Weil die Tore wie reife Früchte fallen. 4:4 steht es nach den ersten 45 Minuten. Das hat es zuvor noch nie gegeben. An der alten Försterei wird die einzigartige Anzeigetafel von Hand bedient. Zwei Mitarbeiter der Berliner, die den Spielstand nach den Toren jeweils austauschen, schütteln nach dem 4:4 mit einem breiten Grinsen und ungläubig den Kopf.
Einzigartig ist auch ein Fakt, bei dem jetzt sämtliche Statistik-Nerds wegschauen sollten. Die «xG-Werte», also die «expected Goals» (zu Deutsch «erwartende Tore») liegen nicht mal bei einem Goal. Stuttgart weist einen Wert von 0,76 auf, Union bloss 0,68. Gemäss den Statistikern hätte es ein Tor statt acht Tore geben sollen. Hätte.
Dortmund hält irren Rekord
Seinen Teil zum historischen Spiel trägt auch einer der drei Schweizer bei. Leonidas Stergiou ist der einzige, der zum Einsatz kommt. Nach einer Verletzung zu Beginn der Saison ist er mittlerweile Stammkraft auf der rechten Abwehrseite. Vor dem 0:2 vergisst der Schweizer allerdings Gegenspieler Diogo Leite im Rücken. Halbs so wild, neun Minuten später stehts schon 2:2. Stergiou zeigt sich in der zweiten Hälfte noch von seiner besseren Seite, initiiert viele Vorstösse über die rechte Seite.
Doch das Pulver haben die Offensivspieler schon in der ersten Hälfte verschossen. Im zweiten Durchgang trifft keiner mehr, weder von Stuttgart noch von Union. Obwohl der xG-Wert der Berliner fast genauso hoch ist, wie in der ersten Halbzeit (0,64) ...
Der Rekord für die meisten Tore in einer Halbzeit stellen die beiden Teams übrigens nicht auf. Im Jahr 1982 erzielte Dortmund gegen Bielefeld unfassbare 10 Tore in der zweiten Hälfte und gewann das Spiel 11:1.