Hoffenheim-Duo Avdullahu und Hajdari im Ich-oder-Du
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Wer hat das schönere Auto?Hoffenheim-Duo Avdullahu und Hajdari im Ich-oder-Du

Hoffenheim-Duo erklärt Nati-Absage
Hajdari und Avdullahu lassen den Kosovo träumen

Die zwei Schweizer Shootingstars, Leon Avdullahu und Albian Hajdari, haben sich im Sommer für eine Karriere in der Bundesliga und im Kosovo-Nationalteam entschieden. Blick trifft die beiden Freunde in Hoffenheim zum Doppel-Interview.
Publiziert: 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 12:37 Uhr
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Leon Avdullahu und Albian Hajdari starteten beide als Junioren beim FC Basel.
Foto: TOTO MARTI

In der Super League spielten Leon Avdullahu (21) und Albian Hajdari (22) in der abgelaufenen Saison noch gegeneinander im Titelrennen – beide als unangefochtene Leistungsträger in ihren Klubs. Im Sommer wechselten die beiden Shootingstars zum gleichen Verein in die Bundesliga und starteten dort durch. Nach dem 3:1 gegen Leipzig, bei dem Hajdari mit dem Ausgleich zum 1:1 das erste Bundesliga-Tor gelingt, liegt Hoffenheim auf Platz 5.

Die beiden kehrten aber nicht nur der Super League, sondern auch dem SFV den Rücken und entschieden sich für einen Nationenwechsel. Im Dress des Kosovos lassen die beiden Schweizer nun eine ganze Nation von der WM träumen. Vor der entscheidenden Länderspielpause treffen sie sich mit Blick auf dem hochmodernen Campus der TSG Hoffenheim.

Blick: Leon Avdullahu und Albian Hajdari, Ihre Wege in Hoffenheim kreuzen sich nicht zum ersten Mal. Wie lange kennen Sie sich schon?
Avdullahu: Wir kennen uns seit Jahren aus der FCB-Jugendabteilung, waren aber in unterschiedlichen Jahrgängen. Als wir gemeinsam die KV-Lehre bei der Novartis gemacht haben und in der gleichen Klasse gewesen sind, ist eine Freundschaft entstanden.
Hajdari: Und wir haben in der U18 des FC Basel ein oder zwei Mal zusammen gespielt, bevor ich zu den Profis durfte.

Wer war der bessere Lehrling?
Hajdari: Ganz klar Leon (lacht). Ich habe allerdings eine gute Ausrede: Da ich bereits bei den Profis war, habe ich am Morgen trainiert und so eigentlich jede Schulstunde verpasst.
Avdullahu: Ich war froh, dass Albi nicht mit mir in der Schule war und mich abgelenkt hat (lacht).

Haben Sie damals gedacht, dass Sie einmal zusammen in der Bundesliga spielen würden?
Avdullahu: Nein, niemals.
Hajdari: Das erste Mal, als ich davon geträumt habe, war in diesem Frühling. Als ich gehört habe, dass Leon zu Hoffenheim wechselt, habe ich unserem Berater Sascha Fischer gesagt: «Ich will auch dorthin!»

Leon Avdullahu persönlich

Leon Avdullahu wird am 23. Februar 2004 in Solothurn geboren. Über seinen Heimatverein FC Gerlafingen und den FC Solothurn findet er 2018 den Weg in die Nachwuchsabteilung des FC Basel. Am 13. August 2023 debütiert er im Alter von 19 Jahren in der Super League und avanciert innert kürzester Zeit zum Stammspieler im Basler Mittelfeld. In der Saison 2024/25 feiert Avdullahu als Leistungsträger mit dem FCB sowohl den Meistertitel als auch den Cupsieg, ehe er im Sommer 2025 zur TSG Hoffenheim in die Bundesliga wechselt.

Von der U15 bis zur U21 absolviert Avdullahu insgesamt 22 Länderspiele für die Schweiz. Im Sommer 2025 entscheidet er sich für einen Nationenwechsel und das kosovarische Nationalteam. Im September 2025 gibt er in Basel sein Debüt gegen die Schweiz.

Leon Avdullahu wird am 23. Februar 2004 in Solothurn geboren. Über seinen Heimatverein FC Gerlafingen und den FC Solothurn findet er 2018 den Weg in die Nachwuchsabteilung des FC Basel. Am 13. August 2023 debütiert er im Alter von 19 Jahren in der Super League und avanciert innert kürzester Zeit zum Stammspieler im Basler Mittelfeld. In der Saison 2024/25 feiert Avdullahu als Leistungsträger mit dem FCB sowohl den Meistertitel als auch den Cupsieg, ehe er im Sommer 2025 zur TSG Hoffenheim in die Bundesliga wechselt.

Von der U15 bis zur U21 absolviert Avdullahu insgesamt 22 Länderspiele für die Schweiz. Im Sommer 2025 entscheidet er sich für einen Nationenwechsel und das kosovarische Nationalteam. Im September 2025 gibt er in Basel sein Debüt gegen die Schweiz.

Und das hat geklappt – aber erst spät im Transferfenster, während Leon Avdullahu die komplette Vorbereitung schon in Hoffenheim absolvieren durfte.
Avdullahu: Wir haben uns regelmässig ausgetauscht. Ich wusste, dass bei Albi etwas passieren würde – aber lange nicht, wohin genau es gehen sollte. Als der Klub mich dann informiert hat, war ich sehr glücklich.
Hajdari: Ich konnte einfach nicht anders, ich brauchte seine Nähe (lacht). Natürlich ist es nicht einfach, wenn du auf einen Transfer wartest und du täglich im Umfeld Auskunft über Gerüchte geben musst. Das Warten war lang, die entscheidenden Tage dann umso stressiger.

Jetzt hat es geklappt. Sie wohnen aber rund 30 Minuten auseinander. Warum?
Hajdari: Meine Freundin und ich wohnen unweit vom Trainingsgelände. Das habe ich auch in Lugano so gehandhabt. Ich mag es, wenn es ruhig ist. Wenn ich in der Natur spazieren kann. Ein bisschen Abstand ist gut, ich sehe Leon jetzt ausserdem noch in der Nationalmannschaft. Eigentlich fehlen nur die gemeinsamen Ferien.
Avdullahu: (lacht) Ich mag es, wenn noch ein bisschen etwas läuft rundherum. Daher habe ich mich für eine Wohnung in Heidelberg entschieden – dort, wo Albi wohnt, ist es mir viel zu ruhig.

Sie sind beide direkt zu Stammspielern geworden bei Hoffenheim. Wie haben Sie den Wechsel von der Super-League in die Bundesliga so gut hingekriegt?
Avdullahu: Wenn ich mich wohlfühle, spiele ich automatisch besser. Also war es für mich wichtig, die komplette Vorbereitung in Hoffenheim zu machen, den neuen Klub, die Personen und die Mitspieler kennenzulernen.
Hajdari: Ich habe bei Lugano den ganzen Sommer fast nicht gespielt, deshalb habe ich mich mental und physisch bestmöglich auf das höhere Niveau vorbereitet. Ich habe in meiner Freizeit Extratrainings gemacht und bin teils so lange gelaufen, bis ich mich fast übergeben musste.

Hat Sie etwas überrascht bei Hoffenheim?
Avdullahu: Ja! Täglich in den Kraftraum zu gehen, ist zum Beispiel Pflicht. Das kannte ich nicht. Ich mache es nicht besonders gerne, aber es ist wichtig und richtig – und ich sehe die Resultate an mir.

Was ist Ihre Rolle im Klub?
Avdullahu: Wir wollen Verantwortung übernehmen und als Leader auf dem Platz vorangehen.

Täuscht der Eindruck, oder sind Sie noch viel kommunikativer auf dem Feld als beim FC Basel?
Avdullahu: Das mag sein. Es wird auch von mir erwartet. Und da ich mich auf dem Feld sehr gut fühle, fällt mir das nicht schwer.
Hajdari: Leon führt uns mit seinen Füssen an, ich mehr verbal. Ich brauche die Kommunikation auf dem Feld. Dann bin ich aktiver, mehr im Spiel. Das macht mich besser. Wenn es mal laut wird, wird es halt laut. Ich ertrage es auch, wenn bei mir einer laut wird.

Wie handhaben Sie das untereinander? Schreien Sie netter bei Leon?
Hajdari: Ich sehe alles von hinten, daher kann ich ihm helfen. Ich will ja, dass er gut aussieht. Einzig bei der Sprache sind wir uns nicht immer ganz einig. Der eine ruft auf Hochdeutsch, und der andere sagt: «Red doch Schweizerdeutsch mit mir!» Dann einigen wir uns auf Albanisch (lacht).

Albian Hajdari persönlich

Albian Hajdari wird am 18. Mai 2003 in Binningen (BL) geboren. Seine ersten Fussballschritte macht er beim FC Aesch, bevor er früh in die Nachwuchsabteilung des FC Basel wechselt. 2020 wird er von Juventus Turin verpflichtet, jedoch direkt wieder zurück an den FCB ausgeliehen. Kurz darauf feiert er sein Debüt in der 1. Mannschaft. 2022 folgt der Wechsel zum FC Lugano – zunächst auf Leihbasis, später fix. Für die Tessiner absolviert Hajdari 110 Pflichtspiele, ehe er im Sommer 2025 zur TSG Hoffenheim in die Bundesliga wechselt. Für die Schweizer Nationalmannschaft spielt der Verteidiger ab der U15 in sämtlichen Nachwuchsstufen. Am 25. März 2025 gibt er im Testspiel gegen Luxemburg sein Debüt in der A-Nati, entscheidet sich im Herbst aber für einen Nationenwechsel. Am 10. Oktober 2025 steht er erstmals für den Kosovo im Heimspiel gegen Slowenien auf dem Platz.

Albian Hajdari wird am 18. Mai 2003 in Binningen (BL) geboren. Seine ersten Fussballschritte macht er beim FC Aesch, bevor er früh in die Nachwuchsabteilung des FC Basel wechselt. 2020 wird er von Juventus Turin verpflichtet, jedoch direkt wieder zurück an den FCB ausgeliehen. Kurz darauf feiert er sein Debüt in der 1. Mannschaft. 2022 folgt der Wechsel zum FC Lugano – zunächst auf Leihbasis, später fix. Für die Tessiner absolviert Hajdari 110 Pflichtspiele, ehe er im Sommer 2025 zur TSG Hoffenheim in die Bundesliga wechselt. Für die Schweizer Nationalmannschaft spielt der Verteidiger ab der U15 in sämtlichen Nachwuchsstufen. Am 25. März 2025 gibt er im Testspiel gegen Luxemburg sein Debüt in der A-Nati, entscheidet sich im Herbst aber für einen Nationenwechsel. Am 10. Oktober 2025 steht er erstmals für den Kosovo im Heimspiel gegen Slowenien auf dem Platz.

Wie ist es neben dem Feld?
Avdullahu: Das Schöne ist, dass wir uns intensiv über Fussball austauschen können. Wir können aber auch schnell abschalten und über etwas anderes sprechen. Das ist wichtig.
Hajdari: Wir haben eine so enge Beziehung, wir können uns alles sagen. Wir freuen uns gemeinsam, wir kritisieren uns, und wir bauen uns gegenseitig auf.

Platz sechs nach neun Spielen – ein gelungener Saisonstart, oder?
Avdullahu: Definitiv! Bis auf das Heimspiel gegen Köln.
Hajdari: Ja, gegen Köln hatten wir so viele Chancen. Mindestens ein Punkt hätten wir holen müssen.

Wie war es, als Sie plötzlich gegen den grossen FC Bayern München und seine Superstars auf dem Platz gestanden sind?
Hajdari: In der Woche vor dem Spiel ist es speziell. Wir haben Sprüche gemacht. Vor und während des Spiels bist du aber so im Tunnel, dass dir der Gegenspieler egal ist. Erst nach dem Spiel habe ich mir gedacht: «Boah, heute musste ich gegen Harry Kane ran – und habe gut gespielt.»
Avdullahu: Bei mir ist es völlig egal, gegen wen wir spielen. Es ist aber sicher eine gute Erfahrung, sich mit Gegnern auf diesem Niveau zu messen. Unser Spiel war gut, doch wir wurden direkt für Kleinigkeiten bestraft. Das ist wertvoll für die Entwicklung.

Wo sehen Sie Ihre Zukunft, welche Ziele wollen Sie noch gemeinsam anpacken?
Hajdari: Also, wo ich mich in fünf Jahren sehe, zum Beispiel?
Avdullahu: In Lugano! (lacht)
Hajdari: Überall, wo Leon hinwechselt, werde ich auch hingehen. Nein, zuerst möchte ich mich in der Bundesliga etablieren und meine Leistungen konstant bestätigen. Wir haben klare, interne Ziele hier in Hoffenheim. Alles andere ergibt sich dann.
Avdullahu: Ich denke nicht so weit in die Zukunft. Aber die Champions League würde ich schon gerne mal gewinnen.

Nicht nur im Klub sind Sie beide durchgestartet, auch für den Kosovo in der WM-Quali. Leon Avdullahu, Ihr Debüt gaben Sie gegen die Schweiz in Ihrer ehemaligen Heimat, dem Joggeli. Wie war das für Sie?
Avdullahu: Es war ein grosser, aber positiver Druck. Mit dem Endergebnis von 0:4 will ich das Spiel aber trotzdem schnellstmöglich vergessen. Ich habe mir das ganz anders vorgestellt. Auch wenn es uns im Nachhinein vielleicht sogar gutgetan hat, wie wir verloren haben.

Und Sie, Albian Hajdari, sassen auf der Tribüne und dachten sich: Diese kosovarische Defensive ist so schlecht, da habe ich einen Stammplatz?
Hajdari: Ich wollte das Spiel meiner beiden Nationen im Stadion verfolgen und Leon bei seinem Debüt anfeuern. Erst im Anschluss machte ich mir Gedanken. Ich wusste, dass bei der Nati in dieser Form nicht viel rotiert werden wird in Zukunft – und ich beim Kosovo mehr Möglichkeiten sehe.

Sie sind beide für die Schweizer U-Natis aufgelaufen, haben sich im Sommer aber für Kosovo entschieden. Das Echo in der Öffentlichkeit war sehr gross. Wie sind Sie damit umgegangen?
Avdullahu: Ich habe versucht, das alles auszublenden und darauf zu achten, welche Entscheidung ich wirklich treffen will. Ich habe eine enge Bindung zu beiden Ländern. Ich habe auf mein Herz gehört – und das hat Kosovo gesagt.
Hajdari: Die einzige Meinung, die mich interessiert hat, war jene meines engsten Umfelds. Mit diesem habe ich mich ausgetauscht. Es war klar, dass es Schlagzeilen und Diskussionen geben wird – positiv und negativ, egal, wie ich mich entscheide.

Was hätte der Schweizerische Fussballverband machen müssen, damit Sie diese Quali für die Schweiz gespielt hätten?
Avdullahu: Nichts.
Hajdari: Vielleicht wären für mich 50 Länderspiele für die Schweiz realistisch gewesen, doch im Kosovo können wir zusätzlich noch etwas mitgestalten. Wir können in diesem jungen Land etwas Grosses mitaufbauen. Unsere Entscheidung soll auch andere junge Kosovaren inspirieren: Seid mutig und geht diesen Schritt. Leon und ich haben den Entscheid getroffen, und es fühlt sich gut an.

Ihr blindes Verständnis auf und neben dem Platz sorgt nun dafür, dass der Kosovo so nahe dran ist an einer WM-Quali wie noch nie zuvor.
Hajdari: Es könnte schnell gehen mit dem Legendenstatus, oder? (lacht) Nein, wir haben noch nichts gewonnen, und es liegt nicht an uns beiden, sondern am ganzen Team. Es wächst etwas heran im Kosovo, das spürt man.
Avdullahu: Natürlich machen wir uns Gedanken, rechnen aus, was passieren muss. Die Erwartungen und die Euphorie im Land sind riesig. Schon Gruppenplatz zwei und die Playoffs wären ein beachtlicher Teilerfolg.

Und wie klingt eine Finalissima um das WM-Ticket für euch? Gegen die Schweiz, in Pristina.
Hajdari: Zuerst steht ganz klar unser Spiel gegen Slowenien an, das für Platz zwei sehr wichtig ist. Dann müsste die Schweiz zusätzlich Punkte abgeben, damit es dazu kommen kann. Viele Variablen. So oder so wird es ein spezielles Heimspiel für uns gegen die Schweiz.

Bundesliga 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
10
29
28
2
10
7
22
3
10
9
21
4
10
10
20
5
10
5
19
6
9
4
18
7
10
-3
15
8
9
3
14
9
10
2
14
10
10
-4
12
11
9
-2
10
12
10
-6
9
13
10
-7
9
14
10
-6
8
15
9
-9
7
16
9
-10
7
17
9
-7
5
18
10
-15
5
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