Infantino stellt «Fifa 2.0» vor – und spricht über WM mit 48 Teams
«Die Qualität würde sogar steigen!»

40 oder 48 Teams an der WM? «Das generelle Gefühl im Fifa-Rat ist positiv», sagt Gianni Infantino (46). Und stellt seine Zukunftsvision vor.
Publiziert: 13.10.2016 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:53 Uhr
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Am Donnerstag stellt Gianni Infantino seine «Fifa 2.0» vor.
Foto: AFP
Andreas Böni

Gianni Infantino (46) beginnt mit einem Witz. «Die Sitzung wird aufgenommen», sagt eine Computer-Stimme. «Aufgenommen?», fragt er lachend. «Nicht, dass es jemand dann löscht hier...» 

Der Fifa-Boss stellt sich vor die Medien, um seine Zukunfts-Vision vorzustellen. «Fifa 2.0» heisst das Papier. Doch viele Fragen der Journalisten drehen sich darum, ob die WM 2026 bald mit 40 oder 48 statt 32 Mannschaften ausgetragen wird.

«Das generelle Gefühl im Raum war positiv», beschreibt Infantino die Sitzung des Fifa-Rates, «aber bevor wir im Januar eine Entscheidung treffen, müssen wir mehr Analysen und Hausaufgaben machen.» Der Präsident glaubt, dass man den Fussball mit einer Aufstockung global attraktiver machen könnte. «Wenn man sich im Oktober qualifiziert, ist ein ganzes Land bis zum Juni in Fussball-Euphorie.» Noch mehr Begeisterung in noch mehr Ländern – wie es während der EM beispielsweise in Albanien und Island zu sehen war.

Dass die Qualität schlechter wird, glaubt Infantino nicht: «Schauen Sie, England und Italien sind bei der letzten WM von Costa Rica rausgeworfen worden. Im Gegenteil: Die Qualität würde sogar steigen, weil man sich in Playoffs durchsetzen muss. Ein ganzes Land fiebert auf ein Spiel hin und reist zu einer Partie, wo es um alles geht.»

Das Modell: Die 16 besten Teams der WM-Quali sind für die Gruppenphase gesetzt sind. Die nächstbesten 32 Teams ermitteln dann drei Tage vor dem Beginn der Gruppenphase in einem Playoff die weiteren 16 Starter.

Infantinos weitere Ziele in Kurzform: 

1. Das Spiel soll wachsen.

Vier Milliarden US-Dollar sollen für Fussball-Entwicklung ausgegeben werden. Die Anzahl der «Fussballer» - von Spielern, Trainer über Fans - soll von 45 Prozent der Weltbevölkerung auf 60 Prozent wachsen. Unter anderem soll die Anzahl der kickenden Frauen auf 60 Millionen weltweit verdoppelt werden, mit dem Ziel, Frauenfussball zum Mainstream zu machen.

2. Verbesserung durch Erfahrungen

Die Fifa will die Ticket-Vergaben rund um die Weltmeisterschaften verändern. «Wenn Du über Ticketing sprichst, kommt gleich danach das Wort Skandal», sagt Infantino. Die Fifa soll mehr Kontrolle darüber haben über diese kritischen Geschäftsoperationen erhalten. Eine Arbeitsgruppe befasst sich damit, wie man die WM 2022 in Katar diesbezüglich bestmöglich abwickelt. Zudem könnten die Weltmeisterschaften künftig zentral organisiert werden. «Mit lokalen Organisationen, die alle vier Jahren wechseln, ist es ein wenig schwierig», sagt Infantino. Wenig überraschend sollen auch die WM-Vergaben transparenter werden.

Weiter soll der Fussball digitalisiert werden. Modernere Ticketsysteme, eine interaktive Plattform für die Fans. «Wir müssen die Fans mehr einbeziehen, wir leben in einer digitalen Welt", sagt Infantino. Die WM-App der Fifa war 2014 rund 22 Millionen Mal heruntergeladen worden.

Auch die möglichst baldige Einführung des Video-Beweis bei entscheidenden Szenen spielt eine zentrale Rolle.

3. Eine stärkere Institution bilden

Die Reformen sollen durchgesetzt werden, das steht an erster Linie. Ab 2018 sollen 11 Regionalbüros den Fussball in die Welt tragen. Und natürlich geht es um Transparenz. Ein erster Schritt war die Bekanntgabe von Infantinos Gehalt (1,5 Millionen Franken pro Jahr). Infantinos Ziel: Jeder Franken, der reinkommt, und jeder Franken, der rausgeht, soll öffentlich gemacht werden – so sagte er es kürzlich im SonntagsBlick-Interview.

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